German Road Races verleihen Förderpreise
Alljährlich vergibt die Interessengemeinschaft der deutschen Läufe German Road Races die GRR-Nachwuchs-Förderpreise an talentierte junge Läufer, die vielleicht schon in wenigen Jahren zu den Hoffnungen des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) bei internationalen Großanlässen zählen könnten. Im Rahmen der Deutschen Cross-Meisterschaften am 8. März in Ohrdruf werden Katharina Heinig (LG Eintracht Frankfurt) und Matti Markowski (OSC Berlin) für 2007 ausgezeichnet.

„Ich war zunächst einmal sprachlos“, konnte Katharina Heinig ihre Überraschung nicht verbergen, „zumal ich gerade nach diesem Jahr mit so einer Auszeichnung überhaupt nicht rechnen konnte. Ich freue mich ganz doll!“ Schließlich hatte sie aus Verletzungsgründen nur eine Teilsaison bestreiten können, die sie allerdings in gleich drei Disziplinen an die Spitze der deutschen Bestenliste brachte.
Katharina Heinig: „Möchte mir selbst einen Namen machen!“
Sie ist die Tochter der weltweit erfolgreichen Marathonläuferin Katrin Dörre-Heinig und des früheren Marathon-Bundestrainers Wolfgang Heinig, bringt viel Talent mit und steht nicht zuletzt durch die prominenten Eltern im Rampenlicht. „Obwohl ich stolz auf meine erfolgreichen Eltern bin, möchte ich mir doch selbst einen Namen machen“, stellt Katharina Heinig klar, wenn sie angesprochen wird auf die Vor- und Nachteile, die sie als Tochter so prominenter Eltern genießen kann oder erleiden muss.
„Das Talent habe ich von meiner Familie mitbekommen, aber etwas daraus zu machen, das liegt alleine an mir. Da hilft mir der Name nicht wirklich!“ Die deutsche Bestenliste der 18- und 19-Jährigen führt sie als Jahrgangsjüngere über 3.000 und 5.000 Meter sowie über 10 Kilometer an, mit zumeist dreißig Sekunden Vorsprung auf die Konkurrenz. Sie liebt volle Stadien und Querfeldeinläufe, doch ihre „Lieblingsdisziplin“ ist die Straße. „Das habe ich schon als Schülerin am liebsten gemocht“, gesteht sie, die von Vater Wolfgang Heinig zunächst in einer Schülergruppe beim FSV Erbach vielseitig trainierte und ab und an bei kurzen Straßenläufen schon der einen Kopf größeren Konkurrenz davon lief.
Marathon ist das Ziel
Durch ihre Spitzenposition auf der Bahn und der Straße kann sie flugs einem hartnäckigen Vorurteil entgegen treten, nämlich dass wenig erfolgreiche Bahnläufer schneller zur Straße wechseln und damit zum Erfolg kommen würden. „Auf der Straße ist es keinesfalls einfacher, an die Spitze zu kommen. Das ist wirklich ein Irrtum!“
9:32,41 Minuten über 3.000 Meter, 16:48,54 Minuten über 5.000 Meter sind ein erster Meilenstein, die auf der Straße erzielte 10 Kilometer-Zeit von 36:16 Minuten ein weiterer. „Da ich mich in den vergangenen Jahren auf den Unterdistanzen weiter entwickeln wollte, ist die Straße natürlich zu kurz gekommen. Das wird sich sicherlich ändern“, blickt die 18 Jahre alte Gymnasiastin schon etwas voraus. „Für mich ist klar, dass ich Halbmarathon und Marathon laufen werde. Natürlich möchte ich in die Fußstapfen meiner Mutter treten, aber das wird ein langer und sehr harter Weg!“
Nahziel Bydgoszcz
Sie hat das harte Training einer Marathon-Spitzenläuferin aus erster Hand erfahren, scheut sich jedoch nicht, auch diesen Weg zu wagen. Ob sie allerdings das Laufen als Beruf bestreiten wird, will sie zu diesem frühen Zeitpunkt noch nicht beantworten. „2009 möchte ich erst einmal mein Abi machen. Dann wird sich zeigen, ob ich einen Studienplatz bekommen oder den Sprung in eine Sportfördergruppe schaffen kann. Das lasse ich jetzt noch einmal offen“.
Auch wenn im Hause Heinig der Weg zur Marathonfrau vorgezeichnet scheint, hat sie zunächst nahe liegende Pläne. Und diese sind durchaus greifbar: Start bei der U20-WM in Bydgoszcz (Polen) und bei der Cross-EM, weitere Leistungssteigerungen auf der Bahn und der 10 Kilometer-Straßendistanz. „Wichtig ist für mich, dass mir der Sport Spaß und Freude macht. Alles weitere muss daraus entstehen!“
Matti Markowski: „Eine 27:50 wäre ein Traum!“
Nachwuchs-Bundestrainer Dietmar Chounard zeigte sich bei den U20-Europameisterschaften in Hengelo (Niederlande) äußerst erfreut über das Abschneiden der deutschen 10.000 Meter-Läufer mit den Plätzen zwei, fünf und elf. „Die Drei haben gezeigt, dass deutsche Langstreckler konkurrenzfähig sind und durchaus auch Medaillen holen können!“ Und meinte damit vorrangig Matti Markowski, der in persönlicher Bestzeit von 29:51,58 Minuten hinter dem Ukrainer Dmytro Lashyn überraschend Silber holte.
Die 10.000 Meter-Strecke bezeichnet der Abiturient mit den möglichen Studienwünschen Sport, Journalismus oder Schauspiel als seine Lieblingsstrecke. „...weil man da nicht so schnell rennen muss wie bei einem 5.000 Meter-Lauf“, wie er offen zugibt. Unter seiner Trainerin Renate Güttler, einer früher recht erfolgreichen Langstrecklerin über die Grenzen Berlins hinaus, hofft er auf weitere Steigerungen über die Unterdistanzen 1.500 und 5.000 Meter, aber im Fokus stehen die 25 Stadionrunden, auf denen er gerne einmal an einer internationalen Meisterschaft der „Aktiven“ teilnehmen möchte.
75 bis 85 Kilometer pro Woche
Und mit „Eine 27:50er Zeit wäre ein Traum!“ konkretisiert er seine Marschroute in die internationale Klasse. Da er inmitten der Hauptstadt lebt, besteht sein Training weitgehend aus Laufeinheiten auf Asphalt. Zumeist alleine. „Am Wochenende gehe ich natürlich in den Wald und kann dann auch mit den anderen der OSC-Trainingsgruppe trainieren.“ Der Hauptanteil seines Trainings sind Dauerläufe, in der Summe kommt ein Wochenschnitt von 75, ab und an auch 80 oder 85 Kilometern zusammen.
Am liebsten läuft Matti Markowski 1.000 Meter-Wiederholungsläufe. Hauptmanko sei die wenig ausgebildete Schnelligkeit, die aufgrund seines individuellen Trainings zu kurz komme. Ein weiteres Problem sieht der junge Berliner auch im mentalen Bereich. „Ich gebe einfach zu schnell auf, wenn es einmal nicht recht läuft!“ Wenn es allerdings einmal läuft, dann kann Matti Markowski richtig „Gas geben“. Wie in Hengelo, als er mit acht Konkurrenten im Schlepp zumeist für die Tempogestaltung die Verantwortung übernommen hatte - mit dem größtmöglichen Erfolg.
Nahe liegend ist natürlich für einen Berliner Langstreckler, einmal beim großen Berlin-Marathon zu starten. „Straßenläufe mag ich sehr gerne, aber ob ich es bis zum Marathon schaffe, das kann ich jetzt noch nicht sagen. Eines weiß ich jedenfalls: Ein monotones Ausdauertraining ist nicht meine Sache!“ Das ist allerdings wohl auch nicht bei leistungsorientierten Marathonläufern zu befürchten, denn diese halten sich selten mit lediglich Kilometerumfängen auf, sondern bevorzugen knallhartes Tempotraining... Und das ist schon eher das Ding für Matti Markowski.