| Interview der Woche

Gesa Felicitas Krause: "Andere müssen in Rio das Rennen bestimmen"

Bei der EM in Amsterdam (Niederlande) hat Hindernisläuferin Gesa Felicitas Krause (LG Eintracht Frankfurt; 9:18,85 min) ihren ersten großen Titel bei den Aktiven gewonnen. Den deutschen Rekord (9:18,54 min) verpasste die 23-Jährige nur um drei Zehntel. Im Interview spricht die Europameisterin über ihr Rennen und ihre Ziele für Olympia.
Jan-Henner Reitze

Gesa Felicitas Krause, herzlichen Glückwunsch zum EM-Titel! Von außen sah der Sieg recht locker aus, vermutlich war es aber alles andere als einfach?

Gesa Felicitas Krause:

Es sollte ein schnelles Rennen werden. Das war der Plan. Ab 500 Meter vor dem Ziel wollte ich das Tempo nochmal erhöhen, um ein paar Meter zwischen mich und die anderen zu legen. Dass die Zeit aber so schnell wird, hätte ich nicht erwartet.

Konnten Sie den Zieleinlauf auch ein bisschen genießen?

Gesa Felicitas Krause:

Man versucht natürlich auch, so etwas auf den letzten 100 Metern zu genießen. Aber ich habe auf der Zielgeraden gemerkt, dass der deutsche Rekord greifbar war. Deshalb konnte ich nicht genießen. Am Ende haben nur Zehntel gefehlt. Das ist nicht schlimm, aber der Grund, warum ich bis zum Ziel hundert Prozent gegeben habe.

Ärgert es Sie, den Rekord so knapp verpasst zu haben, oder ist es zusätzliche Motivation, die Zeit in Rio noch einmal zu toppen?

Gesa Felicitas Krause:

Ich wäre den Rekord schon gerne hier gelaufen. Es waren viele Freunde und die Familie da, mein Freund, meine Eltern. Der Rekord läuft mir aber nicht davon. Ich bin eine Bestzeit gelaufen. Es ist auch ein Kunststück, nochmal zwischen der alten Bestzeit und dem Rekord zu bleiben.

Wie groß war der Druck?

Gesa Felicitas Krause:

Ich war sehr angespannt. Ich denke, jeder der mich gesehen hat, dachte, dass mit mir irgendwas los ist. Ich bin dem Trubel etwas aus dem Weg gegangen. Mir ging es nicht schlecht. Aber an so einem Wettkampftag kommt viel zusammen. Deshalb versuche ich mehr als sonst, mir Ruhe zu nehmen. Ich wollte für alles, was kommen konnte im Rennen gewappnet sein. Der Druck war schon groß, aber nicht von außen, sondern eher durch meinen eigenen Anspruch.

Sie sind schon in der U20 und der U23 Europameisterin geworden. Was bedeutet es Ihnen, den Titel jetzt auch bei den "Großen" errungen zu haben?

Gesa Felicitas Krause:

Schon 2014 hat mein Trainer Wolfgang Heinig zu mir gesagt, dass wir den U20- und U23-Titel schon haben und uns in Zürich den nächsten holen. Aber das war ein Jahr mit Höhen und Tiefen. Ich bin nicht so ins Laufen gekommen. Ich bin damals eine Saisonbestleistung gelaufen und Antje Möldner-Schmidt hat den Titel geholt. Umso mehr freut es mich, dass es jetzt geklappt hat.

Im vergangenen Jahr ging es für Sie wieder richtig nach vorne, nachdem es 2013 und 2014 nicht so lief. Ist das Feuer in Ihnen jetzt wieder richtig entfacht?

Gesa Felicitas Krause:

Nach den Olympischen Spielen 2012 war ich emotional etwas ausgebrannt und außerdem verletzt. Mir fiel es schwer, wieder etwas draufzupacken. 2014 ging es schon besser, aber ich hatte ein paar Probleme mit Erkältungen und es lief nicht so. Dennoch gab es Fortschritte. Letztes Jahr lief wie am Schnürrchen. Daraus schöpft man natürlich Kraft.

Wir ordnen Sie sich aktuell mit Blick auf die Konkurrenz über Europa hinaus ein?

Gesa Felicitas Krause:

Selbst mit einer 9:18 bin ich noch ein Stück von der Weltspitze weg. Andere sind in Rio an der Reihe, das Rennen zu bestimmen. Ich werde noch einmal kräftig trainieren und versuchen, ein paar Körner draufzupacken. Die Form stimmt schon mal, ich möchte sie noch optimieren. Wenn jemand knapp unter neun Minuten läuft, kann ich das in diesem Jahr wahrscheinlich noch nicht. Da bin ich realistisch. Aber ich glaube, so eine Zeit wird auch nicht einfach nebenbei gelaufen. Es gibt allerdings außer mir auch viele andere, die auf ihre Chance lauern und angreifen wollen.

Wie sieht ihr persönlicher Zeitplan Richtung Rio aus?

Gesa Felicitas Krause:

Am Montag geht es nach Hannover zur Olympia-Einkleidung. Dann fliege ich nach Zürich und fahre zurück nach Davos. Dort wird drei Wochen weiter hart gearbeitet. Das Trainingslager habe ich dort nur unterbrochen. Der Finaltag in Amsterdam war der vierte Tag in der Ebene. Die EM war quasi eine kleine Unterbrechung des Höhentrainingslagers, die sehr gut gelaufen ist. 

Mehr:

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