Gesa-Felicitas Krause - „Hindernis nebenbei“
Die Frankfurterin Gesa-Felicitas Krause sorgte bei der U20-WM im kanadischen Moncton für eine der herausragenden Leistungen aus deutscher Sicht. Als Vierte verbesserte sie den sechs Jahre alten deutschen Jugend-Rekord über 3.000 Meter Hindernis der Siegerin Verena Dreier um zwölf Sekunden. Im Interview spricht die 17-Jährige über ihr WM-Rennen, und erklärt, dass sie sich eigentlich auf die 1.500 Meter konzentrieren wollte.
Gesa-Felicitas Krause, herzlichen Glückwunsch zu diesem tollen Rennen. Sie haben den deutschen Jugendrekord von Verena Dreier gleich um zwölf Sekunden verbessert…Gesa-Felicitas Krause:
Damit habe ich überhaupt nicht geliebäugelt. Ich habe überhaupt erst vor zwei Tagen erfahren, wo der Rekord liegt.
Ihre Bestzeit lag vorher bei 10:06,89 Minuten, Sie haben sich gleich um 20 Sekunden verbessert. War Ihnen während des Rennens schon klar, dass es so schnell werden würde?
Gesa-Felicitas Krause:
Während des Laufs hatte ich kein Gefühl für die Zeit. Da der Wassergraben hier außerhalb der Runde liegt, ist die Runde 420 Meter lang. Ich wollte auf keinen Fall zu schnell angehen, deswegen wurden mir die Zwischenzeiten immer rein gerufen. Ich wollte noch Kraft für den Schluss haben. Und das hat sich ausgezahlt, denn ich konnte die eine Äthiopierin kurz vor dem Ziel ja noch einholen. Während des Rennens habe ich aber gar nicht mehr daran gedacht, wie schnell es wirklich werden könnte.
Trotz dieser guten Einteilung sind Sie ja sehr mutig angegangen. Nur die beiden Kenianerinnen und Äthiopierinnen sowie die Kanadierin lagen zu Beginn vor Ihnen.
Gesa-Felicitas Krause:
Ich wollte unbedingt eine neue Bestzeit und unter zehn Minuten laufen. 3:15 Minuten hatten wir für den ersten Kilometer vorgegeben und das bin ich dann auch genau gelaufen. Irgendwann ist dann die Kanadierin vor mir aufgetaucht, die aus Moncton stammt. Man hat das schon am Applaus gemerkt, wie sehr sie vom Publikum unterstützt wurde. Das hat mich dann schon gereizt, sie einzuholen.
Wie war das, als Sie kurz vor dem Ziel auch noch an der Äthiopierin vorbei gelaufen sind?
Gesa-Felicitas Krause:
Das ist ja schon etwas, was einem nicht jeden Tag passiert. Deswegen bin ich auch überglücklich, dass es geklappt hat.
Eine Medaille haben Sie nur ganz knapp verpasst. Ärgert Sie das?
Gesa-Felicitas Krause:
Im Nachhinein denkt man sich natürlich schon, dass es schön gewesen wäre. Aber ich bin überglücklich über das, was ich erreicht habe und kein bisschen enttäuscht.
Mit welchen Erwartungen sind Sie nach Kanada gereist?
Gesa-Felicitas Krause:
Ich wollte zeigen, dass ich was drauf habe. Ich habe mit meinem Trainer Wolfgang Heinig sehr gut trainiert, das Training lief immer außerordentlich gut. Deshalb habe ich auch gehofft, dass hier jetzt eine Zeit fällt, die noch über den Erwartungen liegt. Ich wollte etwas zeigen, das vorher niemand von mir erwartet hat - außer vielleicht mein Trainer.
Haben Sie sich selbst eine solche Zeit nicht zugetraut?
Gesa-Felicitas Krause:
Ich wusste, dass ich unter zehn Minuten laufen kann. Aber dass es jetzt sogar eine Zeit unter 9:50 Minuten wurde, das hätte ich wirklich nicht gedacht.
Am Tag ihres Finals gab es noch einen kleinen Vorfall, als in der Unterkunft der deutschen Mannschaft Feueralarm ausgelöst wurde und alle für gut zwei Stunden das Haus verlassen mussten. Hat Sie das gar nicht aus der Ruhe gebracht?
Gesa-Felicitas Krause:
Am Anfang habe ich mich schon ganz schön erschreckt, der Ton war ja auch fürchterlich. Zuerst dachte ich, wir müssten nur ein paar Minuten aus dem Zimmer. Später haben uns die Sicherheitsleute dann ja aber auch gesagt, dass wir in das Haus können, wenn wir unsere Sachen für den Wettkampf holen müssen, also war es gar nicht so schlimm. Eigentlich war es eine ganz gute Ablenkung. Denn sonst liegt man nur auf dem Bett rum und überlegt, was alles passieren könnte.
Sind Sie nie so leicht aus der Ruhe zu bringen?
Gesa-Felicitas Krause:
Nach dem Vorlauf hatte ich eine leichte Rückenstauchung. Das hat mich schon nervös gemacht, aber ich habe gehofft, dass das Adrenalin alles überdeckt und im Finale habe ich es auch nicht gemerkt. Aber ich bin auch mit Akupunktur und Salbe gut behandelt worden, das hat mir Sicherheit gegeben.
Seit wann laufen Sie Hindernis?
Gesa-Felicitas Krause:
Seit zwei Jahren. Aber ich mache das nur nebenbei.
Nebenbei?
Gesa-Felicitas Krause:
Eigentlich wollte ich mich dieses Jahr auf die 1.500 Meter konzentrieren und über diese Strecke auch bei der U20-WM an den Start gehen. Ich bin die Norm über 1.500 Meter auch gelaufen, aber habe sie nur sehr knapp, um zwölf Hundertstel, unterboten. Da habe ich mir gesagt, dass ich es doch noch mal über die Hindernisse probieren sollte. Da habe ich es dann geschafft, sie um 28 Sekunden zu unterbieten. Mein Trainer und ich haben erkannt, dass da noch mehr drin war und haben uns entschieden, dass ich bei der WM über die Hindernisse an den Start gehe.
Wie sehen nach diesem Erfolg Ihre Pläne für die Zukunft aus? Wollen Sie trotzdem an dem Plan festhalten, sich auf die 1.500 Meter zu konzentrieren, oder wollen Sie nicht doch lieber bei den Hindernissen bleiben?
Gesa-Felicitas Krause:
Wirklich Gedanken habe ich mir darum noch nicht gemacht. Aber so lange, wie es möglich ist, würde ich gerne beide Disziplinen weiter machen.
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