| Leichtathletin des Jahres

Gesa Felicitas Krause: „In Rio meine beste Leistung zeigen“

Ihr sensationeller Gewinn der WM-Bronzemedaille in Peking (China) hat die Fans so begeistert, dass sie Hindernisläuferin Gesa Felicitas Krause zur „Leichtathletin des Jahres“ 2015 gewählt haben. Nach der bisher besten Saison der Frankfurterin ist der Fokus schon auf das Olympiajahr gerichtet. Höhepunkt ihrer Hallensaison soll die Hallen-DM in Leipzig (27./28. Februar) werden. Kurz vor ihrer Kenia-Abreise, Nummer zwei von fünf geplanten Höhentrainingslagern, sprach die 23-Jährige über die Auszeichnung, ihre neue Vorbild-Rolle und alle nächsten Ziele.
Pamela Ruprecht

Gesa Felicitas Krause, was bedeutet Ihnen nach der fantastischen vergangenen Saison die Wahl zur „Leichtathletin des Jahres“ 2015?

Gesa Felicitas Krause:

Ich bin total überrascht, weil wir dieses Jahr großartige Leistungen gerade im Frauenbereich hatten. Mit Christina Schwanitz, Katharina Molitor und Cindy Roleder und einigen anderen. Deswegen freue ich mich sehr, dass ich bei der Wahl das Rennen machen konnte und bin natürlich stolz, dass ich bei den Zuschauern und leichtathletik.de-Usern so gut ankam.

Ihr bisher erfolgreichstes sportliches Jahr ist seit ein paar Tagen Geschichte. Wie blicken Sie heute auf Ihren WM-Erfolg zurück? Haben Sie die kleine Sensation, die Sie geschafft haben, schon verarbeitet?

Gesa Felicitas Krause:

Ja, mittlerweile eigentlich schon. Ich hatte im Herbst viel Zeit zum Luft holen. Aber viel Zeit kann man sich damit auch nicht lassen. Rio steht vor der Tür und das Training hat schon im Oktober begonnen. So ein Erfolg motiviert natürlich immer wieder. Es gibt Zuversicht, wenn man weiß, man hat im letzten Jahr tolle Leistungen gebracht. Darauf möchte ich jetzt aufbauen.

Man merkt, Sie haben den Fokus bereits ganz auf die Zukunft gerichtet. Inwiefern hat die WM-Medaille Ihr Leben verändert?

Gesa Felicitas Krause:

Grundsätzlich erst mal nicht so viel. Ich bin immer noch die Gleiche, habe noch den gleichen Trainer, das gleiche Umfeld und den gleichen Tagesablauf wie sonst. Aber die Sichtweise der Öffentlichkeit hat sich geändert. Man ist nicht mehr nur Teilnehmer, sondern hat eine Erfolgsgeschichte vorzuweisen. Darüber bin ich glücklich, dass ich mich dort einreihen konnte. Das macht Lust auf mehr.

Wo haben Sie die wertvolle Bronze-Medaille in der Zwischenzeit denn aufbewahrt?

Gesa Felicitas Krause:

Ich habe zu Weihnachten eine kleine Vitrine bekommen. Da ist erst mal nur Platz für zwei Medaillenkisten. Im Moment habe ich dort die Plakette von meinem U20-Europarekord von 2011 und meine Medaille. Sie steht bei mir im Wohnzimmer und ich bin natürlich stolz über das Accessoire.

Viele sehen Sie seit Ihrem Triumph in Peking als Vorbild. Ist das eine neue Rolle für Sie?

Gesa Felicitas Krause:

Ja, es ist ein bisschen komisch, das so zu sehen, weil ich mich selber immer noch als sehr jung erachte. Aber es macht mich froh, dass junge Athleten das als Motivation sehen. Das zeigt auch, dass die Karten in jedem Wettkampf neu gemischt werden. Ich hoffe, dass das junge Athletinnen motiviert, den Laufsport so zu betreiben und zielorientiert daran zu arbeiten, international erfolgreich sein zu wollen. Und ich hoffe auch, dass irgendwann jüngere Konkurrenz nachkommt. Auch wenn es schön ist, im Moment die Einzige auf der Strecke zu sein. Der Leichtathletik täte es gut, wenn es mehr junge Talente geben würde, die das deutsche Team stärken. Deshalb hoffe ich, dass es einen Aufschwung gibt. Wenn ich in gewisser Weise dazu beitragen konnte, freut mich das.

Sie haben Ende 2015 schon ein Trainingslager in Kenia absolviert und sind beim Sylvester-Lauf in Trier am Start gewesen. Wie fällt Ihr Zwischenfazit über Ihren jetzigen Trainingszustand aus?

Gesa Felicitas Krause:

Ich war in Trier ein paar Sekunden schneller als im vergangenen Jahr. Das stimmt mich positiv. Um vorne mitmischen zu können, war  ich noch nicht fit genug. Aber ich denke, das ist ein ganz normaler Prozess. Ich kenne mich, ich bin nicht diejenige, die das ganze Jahr über auf Höchstleistungen brennt. Die Form muss dann langsam kommen.

Anfang Januar sind Sie in Ihr zweites Kenia-Trainingslager gereist. Wann und mit welchen Zielen kommen Sie zurück?

Gesa Felicitas Krause:

Ich komme Anfang Februar zurück und werde einige Meetings in der Halle bestreiten und hoffe, dass dort auch ein paar bessere Zeiten als im letzten Jahr fallen, um einen Aufwärtstrend zu haben. Ich will im Sommer am Ende der Saison auf meinen ganzen Strecken immer einen Tick schneller gewesen sein.

Welche Pläne haben Sie für die Hallensaison? Ist die Hallen-WM in Portland (USA) ein Thema?

Gesa Felicitas Krause:

Mit der Hallen-DM werde ich meine Hallensaison beenden. Ich plane keinen Start in Portland, weil das in meinen Trainingsaufbau nicht reinpasst. Es ist relativ spät und kollidiert mit dem weiteren Aufbau. Ich würde mich natürlich trotzdem sehr freuen, wenn ich die Norm laufe, weil es für mich eine Bestzeit wäre. Das ist das persönliche Ziel, ohne den Willen zu haben, in Portland starten zu wollen. Bei der DM könnte ich mir vorstellen, dass ich über 3.000 Meter am Start bin. Unmittelbar danach fliege ich zurück nach Kenia und habe hoffentlich meinen Titel verteidigt.

Gibt es im Vergleich zu Ihrem Erfolgsjahr 2015 Veränderungen in der Saisonvorbereitung auf den Olympia-Sommer?

Gesa Felicitas Krause:

Der Aufbau soll relativ gleich sein wie im letzten Jahr. Das war ein Test. So oft bin ich ja noch nie in der Höhe gewesen. Es hat aber gut geklappt. Deshalb wollen wir dieses Jahr nicht viel verändern. Mein viertes Trainingslager wird nicht in Flagstaff, sondern in der Schweiz sein. Einfach, weil es mit der Zeitverschiebung, der Anreise und der Rückanpassung in den USA relativ aufwendig ist. Es werden wie im letzten Jahr insgesamt fünf Höhen-Aufenthalte.

Was möchten Sie 2016 alles erreichen, wenn Sie auf die EM in Amsterdam und die Olympischen Spiele in Rio schauen?

Gesa Felicitas Krause:

Das primäre Ziel ist natürlich Olympia. Ich denke, am Ende der Saison sprechen alle über die Spiele. Da will ich meine beste Leistung zeigen. Wenn ich es schaffe, eine Bestzeit zu laufen, habe ich alles richtig gemacht. Klar, ich habe letztes Jahr unerwartet eine Medaille geholt und das hat gezeigt, dass immer alles möglich ist. Da will ich mich nicht ausnehmen. Ich will um jeden einzelnen Platz kämpfen und so weit vorne landen wie möglich.

Und die EM…?

Gesa Felicitas Krause:

Die EM nehme ich natürlich mit. Darauf kann ich in der Vorbereitung nicht den hundertprozentigen Fokus legen. Ich werde dort 100 Prozent von dem geben, was gerade in mir steckt und hoffe, dass ich dort eine Medaille gewinne. Ich werde auf jeden Fall um Gold kämpfen. Ich war letztes Jahr beste Europäerin. Aber es gibt noch andere, die den Titel wollen.

Sie haben Ihre Bestzeit im „Vogelnest“ auf 9:19,25 Minuten geschraubt, viel fehlte zum deutschen Rekord (9:18,54 min) von Antje Möldner-Schmidt (LC Cottbus) nicht. Welche Reserven stecken noch in Ihnen?

Gesa Felicitas Krause:

Ich habe letztes Jahr bei der WM nicht zu hundert Prozent zeigen können, zu welcher Zeit ich wirklich in der Verfassung bin, weil gerade die ersten beiden Kilometer relativ langsam waren. Ich könnte mir vorstellen, das wird bei den Spielen anders. Ich liebäugele schon seit zwei, drei Jahren mit dem deutschen Rekord. Mir fehlt noch eine knappe Sekunde und das wäre natürlich schön, wenn der Rekord dieses Jahr endlich fallen würde.

Mehr:

<link news:45271>Gesa Krause und Arne Gabius sind die "Leichtathleten des Jahres" 2015

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