| Diamond League Finale

Acht Weltmeister entthront, Gesa Felicitas Krause kratzt an ihrem Rekord

Beim ersten Diamond League-Finale in Zürich gehörte auch Speerwerfer Johannes Vetter zu den acht Weltmeistern, die ihrem Titel von London am Donnerstag nicht den Diamond League-Jackpot hinzufügen konnten. Gesa Felicitas Krause lief über 3.000 Meter Hindernis bis auf 15 Hundertstel an ihren deutschen Rekord heran.
Jan-Henner Reitze

Der Sieger des Diamond League-Finals streicht unabhängig von den Ergebnissen der Qualifikations-Meetings den Jackpot von 50.000 US-Dollar ein und gewinnt die Diamanten-Trophäe. Allein diese Neuerung gab dem ersten Finale in Zürich (Schweiz) am Donnerstag schon einen besonderen Reiz. Obendrauf gab es einige Überraschungen. Von den 15 Weltmeistern, die am Start waren, dürfen sich weniger als die Hälfte auch Diamond League-Sieger nennen. Acht mussten sich nach ihrem Triumph von London (Großbritannien) diesmal geschlagen geben.

Dazu gehörte auch Speerwurf-Weltmeister Johannes Vetter (LG Offenburg), der an diesem Abend keinen Raketenwurf an oder über die 90 Meter abfeuerte. 86,15 Meter bedeuteten diesmal Rang vier. Der 24-Jährige kann es verschmerzen. "Ich hatte ein stabiles und gutes Niveau. Man kann nicht jeden Tag 90 Meter werfen", erklärte der Offenburger. Allein dass er in diesem Sommer schon in zehn Wettkämpfen noch weiter als an diesem Abend geworfen hat, spricht für seine Hammer-Saison.

Wie im Vorjahr holte sich Jakub Vadlejch (Tschechische Republik) den Diamanten. Der WM-Zweite erzielte mit 88,50 Metern die zweitbeste Weite seiner Karriere. Olympiasieger Thomas Röhler (LC Jena) kam ihm mit 86,59 Meter am nächsten. Mit 20.000 US-Dollar gibt es für den zweiten Platz auch noch eine ordentliche Prämie.

3.000 Meter Hindernis im Zeichen der WM-Revanche

Gleich in mehrerer Hinsicht eine erfolgreiche WM-Revanche war das Rennen über 3.000 Meter Hindernis der Frauen. Das von zwei Pacemakerinnen hohe Tempo konnte die Weltrekordlerin Ruth Jebet (Bahrain) am besten mitgehen, die im WM-Finale lange Führungsarbeit geleistet, auf der letzten Runde eine Medaille aber klar verpasst hatte. Diesmal war die Olympiasiegerin in 8:55,29 Minuten wieder obenauf. Nur sie selbst war vor knapp einem Jahr bei ihrem Weltrekord (8:52,78 min) jemals schneller.

Die "Irrläuferin" des WM-Finals Beatrice Chepkoech (Kenia; 8:59,84 min) blieb als Zweite erstmals unter neun Minuten. Bei der WM hatte sie Kräfte verpulvert, indem sie zuerst am Wassergraben vorbei gelaufen war und zwischenzeitlich umkehren musste. Kurze Zeit später hatte sie in London mit einem Stolperer Gesa Felicitas Krause (Silvesterlauf Trier) zu Fall gebracht, die deshalb den Anschluss an die Spitze verlor.

Gesa Felicitas Krause als Sechste knapp an ihrem Rekord dran

Als Neunte hatte sich die Europameisterin noch bravourös ins Ziel gekämpft und damit zusätzliche Sympathien gewonnen. Der Traum, ihren Medaillen-Coup von Peking (China) zu wiederholen, war aber geplatzt. Deshalb hatte sich Gesa Felicitas Krause für Zürich viel vorgenommen. Sie hielt sich im Rennen an keine Geringere als Weltmeisterin Emma Coburn (USA), die das Tempo der Spitze aber auch nicht ganz mitgehen konnte. Im Endspurt um Rang vier behielt die US-Athletin die Oberhand (9:14,81 min) vor der WM-Dritten Hyvin Kiyeng (Kenia; 9:14,93 min).

Gesa Felicitas Krause lief als Sechste (9:15,85 min) nur um 15 Hundertstel an ihrem deutschen Rekord (9:15,70 min) vom Saisonauftakt in Doha (Katar) vorbei und bewies damit, dass mehr in ihr steckt als die Zahlen der WM-Ergebnisliste zeigen. "Es war mega hart. Ich habe mir von der Zeit schon ein bisschen mehr erhofft. Aber nach London und dem Sturz ist es okay", erklärte die DLV-Athletin, die sich beim ISTAF in Berlin am Sonntag (27. August) noch einmal vor Heimpublikum präsentiert.

Mo Farah tritt mit einem Sieg ab

Viel Emotion steckte auch im Rennen über 5.000 Meter. Es war nicht nur das letzte Rennen auf der Bahn von Mo Farah (Großbritannien). Der dreimalige Weltmeister über diese Strecke trat mit Muktar Edris (Äthiopien) auch nochmal gegen den Athleten an, der ihm den vierten Titel in Folge und einen goldenen WM-Abschied vor Heimpublikum vermasselt hatte. Und der viermalige Olympiasieger konnte sich in einem engen Schlussspurt noch einmal durchsetzen.

In 13:06,05 Minuten lag der Brite nur vier Hundertstel vor Paul Chelimo (USA; 13:06,09 min) und dem zeitgleichen Weltmeister aus Äthiopien auf Rang drei. "Ich wollte gewinnen. Es macht mich glücklich, dass ich es geschafft habe", erklärte Mo Farah. "Ich werde die Bahn vermissen, die Zuschauer, die Fans. Ich habe es über Jahre genossen, in den Stadien der Welt zu laufen. Jetzt werde ich erst einmal Zeit mit meiner Familie genießen." In Zukunft möchte sich der 34-Jährige auf Rennen auf der Straße konzentrieren.

Weltmeister Mutaz Barshim, Sam Kendricks und Co. auch Diamond League-Sieger

Zu den Weltmeistern, die auch den Jackpot von 50.000 US-Dollar an diesem Abend gewannen, zählte Hochsprung-Überflieger Mutaz Barshim (Katar), der mit einem Sprung über 2,36 Meter wieder eine Klasse für sich war. Mateusz Przybylko (TSV Bayer 04 Leverkusen; 2,20 m) wurde Neunter. "Es war eine lange, harte Saison. Mit dem Ergebnis bin ich heute nicht zufrieden. Am Sonntag in Eberstadt werde ich mich noch einmal zusammenreißen", erklärte der Deutsche Meister.

Auch im Stabhochsprung setzte sich mit Sam Kendricks (USA; 5,87 m) der Weltmeister durch. Für die Diamond League-Geschichte dieser Disziplin bildet sein Sieg eine Zeitenwende. Denn in der achten Saison heißt der Gewinner der Diamanten-Trophäe im Stabhochsprung erstmals nicht Renaud Lavillenie (Frankreich), der sich schon mit drei Fehlversuchen bei seiner Anfangshöhe (5,63 m) aus dem Wettbewerb verabschiedet hatte.

Sally Pearson behauptet sich hauchdünn

Wie bei der WM war auch Caster Semenya (Südafrika; 1:55,84 min) über 800 Meter nicht zu schlagen und holte auch den Diamond League-Titel. Das gelang auch Hürden-Weltmeisterin Sally Pearson (Australien; 12,55 sec), die sich dafür auf der Ziellinie ganz lang machen musste, damit die zeitgleiche Sharika Nelvis (USA; 12,55 sec) ihr den Sieg nicht doch noch abjagte.

Auch Speerwerferin Barbora Spotakova (Tschechische Republik; 65,54 m), Kugelstoßerin Lijao Gong (China; 19,60 m) und Weitspringer Luvo Manyonga (Südafrika; 8,49 m) fügten ihrem Weltmeister-Titel den Diamond League-Jackpot hinzu.

Karsten Warholm und Justin Gatlin verpassen den Jackpot

Bei der WM war der Jahresschnellste über 400 Meter Hürden Kyron McMaster (Elfenbeinküste) disqualifiziert worden, weil er im Vorlauf auf die Linie der Bahn getreten war. Als Diamond League-Sieger revanchierte er sich in 48,07 Sekunden. Weltmeister Karsten Warholm (Norwegen) reichte auch sein Landesrekord von 48,22 Sekunden nicht zum nächsten Sieg.

Seine ganz eigene WM-Revanche über 400 Meter gelang Isaac Makwala (Botswana; 43,95 sec) mit einem klaren Sieg. Im 400-Meter-Finale von London hatte er wegen des Norovirus nicht teilnehmen dürfen. In Zürich fehlte Weltmeister Wayde van Niekerk (Südafrika), der seine Saison wegen Rückenproblemen schon beendet hat.

Mit Rang vier musste sich Justin Gatlin (USA; 10,04 sec) über 100 Meter zufrieden geben. Chijindu Ujah (Großbritannien; 9,97 sec) holte sich den Sieg. Über 1.500 Meter lagen gleich sechs Kenianer vorn. Der WM-Zweite Timothy Cheruiyot (3:33,93 min) hatte diesmal auf der Zielgeraden die meisten Reserven. Weltmeister Elijah Manangoi (3:34,65 min) wurde Dritter.

Überraschungssiege im Dreisprung und über 200 Meter

Im Dreisprung holte sich überraschend die eigentlich in diesem Sommer auf Rang drei abonnierte Olga Rypakova (Kasachstan; 14,55 m) die 50.000-Euro-Prämie. Weltmeisterin Yulimar Rojas (Venezuela; 14,52 m) kam bis auf drei Zentimeter an die Weite der Olympiasiegerin von 2012 heran. Auch die Diamond League-Siegerin des vergangenen Jahres Caterine Ibarguen (Kolumbien) war nah an ihrem nächsten Jackpot dran, 14,48 Meter waren aber doch acht Zentimeter zu wenig und reichten diesmal nur zu Platz drei.

Über 200 Meter entthronten 400-Meter-Spezialistin Shaunae Miller-Uibo mit Landesrekord für die Bahamas (21,88 sec) und Elaine Thompson (Jamaika; 22,00) die WM-Zweite Marie-Josee Ta Lou (Elfenbeinküste; 22,09 sec) und Weltmeisterin Dafne Schippers (Niederlande; 22,36 sec).

DLV-Staffel läuft in 42,32 Sekunden auf Rang drei

Eine Turbo-Zielgerade legte Elaine Thompson als Schlussläuferin der 4x100 Meter Staffel hin. Die 100-Meter-Olympiasiegerin, die im WM-Finale nicht im Vollbesitz ihrer Kräfte war und nur Fünfte wurde, brachte Jamaika in 41,85 Sekunden noch auf Platz eins nach vorne, indem sie das britische Quartett (41,86 sec) abfing.

Alexandra Burghardt (MTG Mannheim), Lisa Mayer (Sprintteam Wetzlar), Gina Lückenkemper (LG Olympia Dortmund) und Rebekka Haase (LV 90 Erzgebirge) liefen in 42,32 Sekunden zum Abschluss des Meetings auf Rang drei. Die USA hatten nicht ihr Quartett der Weltmeisterinnen am Start und wurden Fünfte (43,68 sec).

Am frühen Abend hatte sich Gina Lückenkemper (11,32 sec) als Vierte ihres Einzelrennens über 100 Meter für die Staffel warm gelaufen. Es gewann Christina Williams (Jamaika; 11,07 sec). Lara Matheis (TSG Gießen-Wieseck; 11,63 sec) lief als Dritte ihres Laufes ins Ziel.

Laura Müller landet Sieg im Nachwuchsrennen über 200 Meter

Nachdem sie auf ihren Einzelstart über 200 Meter bei der WM verzichten musste, konnte Laura Müller (LC Rehlingen) im Vorprogramm einen Erfolg feiern. Die Deutsche Meisterin setzte sich im Nachwuchsrennen in 23,17 Sekunden vor Lokalmatadorin Sarah Atcho (Schweiz; 23,17 sec) durch.

Über 400 Meter Hürden der Frauen steigerte Zuzana Hejnova (Tschechische Republik) ihre Saisonbestleistung auf 54,13 Sekunden. Die Deutsche Meisterin Jackie Baumann (LAV Stadtwerke Tübingen; 58,55 sec) wurde in dem Rennen außerhalb der Diamond League-Wertung Achte. Im Nachwuchsrennen durften die U20-Athletinnen Sylvia Schulz (TSV Bayer 04 Leverkusen; 61,04) und Maren Smoljuk (SC Magdeburg; 61,21 sec) sowie die Dritte der U18-WM Gisele Wender (SV Bau-Union Berlin; 61,43 sec) auf den Rängen fünf, sechs und sieben Erfahrung auf großer Bühne sammeln.

Der Jahresschnellste U20-Hürdensprinter im DLV Raphael Thoma (LG Offenburg; 16,44 sec) konnte seinen Lauf nicht sauber durchbringen. Einen Heimsieg feierte Jason Joseph (Schweiz; 13,47 sec). Alhassane Baldé (SSF Bonn; 6:08,38 min) erreichte im Rollstuhl-Wettbewerb über 3.000 Meter Rang sechs.

Die Resultate finden Sie in unserer <link>Ergebnisrubrik.

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