| Interview der Woche

Gesa Krause: "Habe 2016 das Beste aus mir rausgeholt“

Gesa Felicitas Krause (LG Eintracht Frankfurt) hatte 2016 ihr bestes Jahr, das sie im Olympia-Finale von Rio mit dem Deutschen Rekord über 3.000 Meter Hindernis (9:18:41 min) und Platz sechs gekrönt hat. Leichtathletik.de traf die 24-Jährige auf dem Sportpresseball in Frankfurt. Im Interview erzählt sie unter anderem von der wichtigen Rolle ihres Trainers Wolfgang Heinig, warum sie keine Hallensaison plant und wie sehr sie sich schon jetzt auf die Europameisterschaften 2018 in Berlin freut.
Peter Schmitt

Gesa Felicitas Krause, am Wochenende waren Sie beim Sportpresseball in Frankfurt zu Gast. Wie hat es Ihnen gefallen und was sagen Sie zur Ehrung "Legende des Sports" für Fußball-Bundestrainer Joachim Löw?

Gesa Felicitas Krause:

Der Sportpresseball hat mir sehr gut gefallen und ist immer ein schöner Jahresabschluss. Vor allem die Filme von Eike Schulz fand ich klasse, denn da kann man das Jahr noch einmal emotional Revue passieren lassen. Die Bilder haben bei mir Gänsehaut-Feeling erzeugt. Löw ist völlig zu Recht als Legende des Sports ausgezeichnet worden, genauso wie der Turner Andreas Toba, der als Sportler mit Herz geehrt wurde.

Nach Olympia und Ihrem Urlaub sind Sie inzwischen in die Vorbereitung auf 2017 gestartet. Was steht derzeit auf dem Programm?

Gesa Felicitas Krause:

Vor sechs Wochen habe ich wieder mit dem Training begonnen. Eigentlich war ja ein  Bundeswehr-Lehrgang zum Feldwebel geplant, aber ich war in den letzten drei Jahren viele Monate von zuhause weg und ich wollte jetzt einmal Zeit für meine Familie und meinen Freund Marc haben und zuhause trainieren. Deshalb wurde der Lehrgang auf 2017 verschoben. Vor sechs Wochen bin ich ins Training eingestiegen und steigere schön langsam die Belastung. Ich habe schon gemerkt, dass ich pausiert habe, aber jetzt geht es ja auch noch nicht um Tempoläufe. Im Training stehen viele Tausender auf dem Programm und der Umfang wird kontinuierlich gesteigert.

Eine Hallensaison haben Sie diesmal nicht geplant, oder?

Gesa Felicitas Krause:

Richtig. 2017 und 2018 verzichte ich auf Wettkämpfe in der Halle, da ich Probleme mit den engen Kurven habe und auch mit meiner Hüfte und dem Fußgelenk. Für die neue Saison will ich vor allem an meinen Schwächen arbeiten. Ich brauche einfach noch immer zu lange, um mich von einem anstrengenden Wettkampf zu erholen. Hinzu kommt, dass ich diszipliniert mein Dehnprogramm absolvieren muss, gerade nach Dauerläufen von 20 und 25 Kilometern.

Wie wichtig ist für Sie die Rolle Ihres Trainers Wolfgang Heinig?

Gesa Felicitas Krause:

Mein Coach und ich arbeiten schon sehr lange zusammen. Ich bin mit 16 Jahren nach Frankfurt gekommen. Damals war Laufen für mich Hobby. Wolfgang Heinig hat mich gelehrt, was es heißt, Leistungssportler zu sein. In den ersten Jahren war er mein Lehrer. Im Laufe der Jahre hat sich hier eine Freundschaft entwickelt und er ist zu einer wichtigen Stütze für mich geworden. Ich bin ihm sehr dankbar. Viele schätzen ihn falsch ein, weil sie ihn ganz einfach nicht kennen. Er hat für mich das größte Wissen im Laufsport. Man kann viel trainieren, wichtig ist aber, dass man richtig trainiert. Wir gehen immer offen und ehrlich miteinander um. Mit Katharina Heinig habe ich eine tolle Trainingspartnerin, mit der ich im Trainingslager viel Spaß habe. 

Im kommenden Jahr heißt das große Highlight WM in London (Großbritannien). Was sind Ihre Ziele?

Gesa Felicitas Krause:

Bis vor wenigen Wochen war für mich London noch nicht präsent. So langsam wird die WM allerdings real. Die Briten sind sehr Leichtathletik-affin und es werden sicherlich stimmungsvolle Weltmeisterschaften in einem tollen Stadion, das ich noch sehr gut von den Olympischen Spielen kenne. Meine komplette Motivation stecke ich zurzeit allerdings in mein Training. Den ersten Wettkampf 2017 habe ich für Anfang Mai in Doha geplant.

2018 warten ja dann die Europameisterschaften im Berliner Olympiastadion. Vermutlich eine ganz besondere Meisterschaft für Sie?

Gesa Felicitas Krause:

Das ist zum einen mein großes Fernziel und zum anderen wird es mit Sicherheit eine tolle Party. Wenn ich nur daran denke, bekomme ich jetzt schon Gänsehaut. Ich kann mich noch gut an die WM 2009 erinnern. Da war ich noch ein kleines Mädchen, aber ich fand die WM und die Stimmung grandios. Bei der EM in Berlin geht es ja auch darum, dass ich meinen Titel verteidigen möchte. Das ist auf jeden Fall mein Ziel, aber zunächst konzentriere ich mich auf die kommende Saison.

Wenn Sie auf die Olympia-Saison zurückblicken. Wie sieht Ihr Fazit aus?

Gesa Felicitas Krause:

2016 ist mein bestes Jahr mit einer Breite an guten Leistungen. Ich habe ein neues Niveau erreicht. Das wird mir mit ein bisschen Abstand zu den Wettkämpfen erst so richtig bewusst. Ich bin in der Halle konstant Bestleistungen gelaufen, wurde in Amsterdam Europameisterin über 3.000 Meter Hindernis und bin im Olympia-Finale mit deutschem Rekord von 9:18,41 Minuten auf Platz sechs gelandet. Da habe ich das erste Mal gemerkt, dass die Luft immer dünner wird. Letztlich habe ich 2016 das Beste herausgeholt, was in mir drin steckt, und daran möchte ich 2017 anknüpfen. 

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