| ISTAF 2015 Berlin

Gesa Krause und Fabienne Kohlmann in Rekord-Form

Der inoffizielle deutsche Rekord über 2.000 Meter Hindernis hielt nicht einmal ein halbes Jahr: Gesa Felicitas Krause steigerte am Sonntag beim ISTAF in Berlin ihre eigene Bestmarke um sage und schreibe elf Sekunden auf 6:04,20 Minuten. Über 800 Meter rannte Fabienne Kohlmann zu einer neuen Bestleistung. Sprinterin Verena Sailer verabschiedete sich von der Leichtathletik-Bühne.
Silke Morrissey

Krumme Strecke zum Saison-Auftakt, krumme Strecke zum Saison-Ende, und dazwischen sensationell WM-Bronze über 3.000 Meter Hindernis: Für Gesa Felicitas Krause (LG Eintracht Frankfurt) schloss sich am Sonntag beim ISTAF ein Kreis. In Pliezhausen war die 23-Jährige Mitte Mai mit einer Zeit von 6:15,52 Minuten in die Saison gestartet. Dass sie seitdem noch einmal einen Zahn zulegen konnte, zeigte nicht zuletzt ihr Auftritt in Peking. Eine Steigerung ihrer deutschen Bestleistung aus Pliezhausen um satte elf Sekunden war dann aber doch noch einmal ein Ausrufungszeichen.

Zugute kam der Frankfurterin im Berliner Olympiastadion ein pfeilschnelles Rennen, bei dem nach dem Ausscheiden einer kenianischen Tempomacherin zwei weitere Athletinnen aus der ostafrikanischen Läufernation auf die Plätze eins und zwei rannten: Virginia Nyambura Nganga stellte in 6:02,16 Minuten eine neue Welt-Bestzeit auf, ähnlich schnell war dahinter Beatrice Chepkoech (6:02,47 min). Die zuvor schnellste Zeit über die seltene gelaufene Strecke war im Besitz der Polin Wioletta Frankiewicz: 6:03,38 Minuten.

Verena Sailer verabschiedet sich mit einem Lächeln

Ein weiterer emotionaler Moment war der 100-Meter-Sprint der Frauen - denn hier stand die Mannheimerin Verena Sailer zum letzten Mal in den Startblöcken. Die Europameisterin von 2010 kam nach 11,37 Sekunden als Fünfte ins Ziele - Zahlen, die für die lange Karriere der 29-Jährigen keine große Relevanz mehr haben werden. Viel wichtiger das persönliche Fazit von Verena Sailer: "Das war ein schöner Abschluss, es hat wirklich Spaß gemacht und ich kann zufrieden sein."

Nach einer Ehrenrunde konnte sie sogar noch ihrem langjährigen Trainer Valerij Bauer in die Arme springen, der sie mit einem Blumenstrauß überraschte. Nachdem Verena Sailer vor dem Start die Tränchen runtergeschluckt hatte, gab es hier dann doch noch einmal kurz Anlass für feuchte Augen - und das wohl nicht nur bei der achtmaligen Deutschen Meisterin selbst.

Den Sieg sicherte sich in diesem Wettbewerb in 11,11 Sekunden die US-Amerikanerin Candyce McGrone. Über 100 Meter der Männer setzte sich der Altmeister durch: Kim Collins (St. Kitts und Nevis), mittlerweile 39 Jahre alt, rannte nach 10,13 Sekunden als Erster ins Ziel.

800-Meter-Läufer noch in Top-Form

Auf den zwei Stadionrunden gab es sowohl bei den Frauen als auch bei den Männern herausragende Zeiten. Und mittendrin: Fabienne Kohlmann (LG Karlstadt/Gambach/Lohr). Die Deutsche Meisterin und WM-Halbfinalistin hatte zum Saison-Ende sogar noch eine neue Bestzeit in den Beinen. In 1:58,34 Minuten rannte sie auf Platz zwei.

Einen Sieg vereitelte auf der Zielgeraden die spurtstarke Britin Lynsey Sharp, die in Peking ebenfalls das Finale verpasst hatte: In 1:57,71 Minuten verbuchte sie einen neuen Hausrekord und rannte auf Rang fünf der Welt. Auch Christina Hering (LG Stadtwerke München) machte zum Saisonabschluss als Sechste in 2:00,04 Minuten noch mal ein gutes Rennen.

Ein weiterer Athlet, der auf Wiedergutmachung aus war, war Nijel Amos aus Botswana. Als zweitschnellster 800-Meter-Läufer des Jahres war er zur WM gereist, im Halbfinale war dort unverhofft früh Endstation. Ein kleines Trostpflaster mag nun der Sieg in Berlin in 1:43,28 Minuten sein - immerhin ließ er Vize-Weltmeister Adam Kszczot aus Polen (1:44,22 min) und den Weltmeister von 2013 Mohammed Aman (Äthiopien; 1:44,24 min) hinter sich. Lokalmatador Dennis Krüger (1. VfL Fortuna Marzahn) wurde in 1:47,38 Minuten Siebter.

Christina Schwanitz' nächster Streich

Beim "Schaulaufen" der deutschen Weltmeisterinnen gab es einen ersten und einen zweiten Platz. Kugelstoßerin Christina Schwanitz (LV 90 Erzgebirge) feierte mit 19,66 Metern in ihrem 16. Saison-Wettkampf den 14. Sieg. Deutlich das Nachsehen hatte die WM-Dritte Michelle Carter (USA; 19,19 m) auf Rang zwei.

Speerwerferin Katharina Molitor (TSV Bayer 04 Leverkusen) machte ihrem Ruf als Werferin des letzten Versuchs wieder alle Ehre: In Runde sechs flog ihr Gerät auf 61,19 Meter. Zum Sieg reichte das allerdings nicht, die beste Weite des Tages gelang im dritten Versuch der Israelin Marharyta Dorozhon (63,24 m). Ohne 60-Meter-Wurf blieben diesmal die weiteren WM-Starterinnen des DLV Christin Hussong (LAZ Zweibrücken; 59,48 m), Linda Stahl (TSV Bayer 04 Leverkusen; 59,03 m) und Christina Obergföll (LG Offenburg; 58,83 m).

Piotr Lisek nutzt die Gunst der Stunde

Im mit Spannung erwarteten Stabhochsprung-Wettbewerb der Männer gab es einen Überraschungssieger: Der Pole Piotr Lisek, einer von drei Drittplatzierten der WM in Peking, holte sich mit 5,74 Metern den Sieg vor dem höhengleichen Griechen Konstantinos Filippidis. Für Weltmeister Shawn Barber (Kanada) war diesmal schon nach 5,64 Metern Schluss, Vize-Weltmeister Raphael Holzdeppe (LAZ Zweibrücken) musste sich mit 5,44 Metern zufrieden geben, Weltrekordler Renaud Lavillenie (Frankreich) blieb gar ohne gültigen Versuch.

David Storl (SC DHfK Leipzig) musste sich wie schon zwei Tage zuvor beim Werfertag in Thum dem Neuseeländer Tom Walsh geschlagen geben: Von Knieschmerzen gehandicapt wuchtete der Vize-Weltmeister die Kugel auf 21,19 Meter, Tom Walsh kam auf 21,47 Meter. Tobias Dahm (VfL Sindelfingen; 19,75 m) wurde Siebter.

Cindy Roleder wieder unter 13 Sekunden

Über 100 Meter Hürden dominierten die US-Amerikanerinnen, die in Peking noch ohne Medaillen ausgegangen waren. Dawn Harper-Nelson siegte in 12,82 Sekunden von Sharika Nelvis (12,84 sec), dahinter landete die Britin Tiffany Porter (12,92 sec). Vize-Weltmeisterin Cindy Roleder (SC DHfK Leipzig) genoss den Auftritt im Olympiastadion und war mit ihrem Rennen zufrieden: 12,95 Sekunden, Platz vier.

Bester deutscher Hürdensprinter war in Abwesenheit der WM-Halbfinalisten Matthias Bühler (LG Offenburg) und Gregor Traber (VfB Stuttgart) der dritte deutsche WM-Teilnehmer Alexander John (SC DHfK Leipzig; 13,68 sec) als Vierter. Der Sieg ging an den Jamaikaner Andrew Riley (13,40 sec).

Starker Auftritt von Richard Ringer

Richard Ringer (VfB LC Friedrichshafen) zeigte über 5.000 Meter das nächste starke Rennen und bewies, dass er sich in diesem Jahr auf einem hohen neuen Niveau stabilisiert hat. In 13:18,00 Minuten verbuchte er die zweitschnellste Zeit seiner Karriere und war sogar schneller als im WM-Halbfinale, das ihm das Ticket fürs Finale beschert hatte. Sieger wurde Hindernis-Spezialist Paul Kipsiele Koech (Kenia; 13:08,86 min).

Christoph Harting (SCC Berlin) lieferte im Diskusring einen guten Auftritt ab. Im sechsten Versuch haute er 65,15 Meter raus - nur einen konnte er damit nicht übertrumpfen: Weltmeister Piotr Malachowski (Polen) stand schon als Sieger fest, als er ihm ebenfalls in Runde sechs mit 66,13 Metern der besten Wurf des Tages gelang.

Sieg für Kathrin Klaas

Die gebürtige Berlinerin Betty Heidler (LG Eintracht Frankfurt), die mittlerweile wieder in ihre Heimat zurückgezogen ist, musste ihr Heimspiel aufgrund einer Erkrankung absagen. Zur Stelle war ihre Vereinskollegin Kathrin Klaas, die sich den Sieg im Hammerwurf holte. Die WM-Sechste kam auf 72,09 Meter.

Im Weitsprung blieben die ganz weiten Sätze aus. Sieben-Meter-Springerin Ivana Spanovic aus Serbien reichten 6,60 Meter für den Sieg, hinter der Kanadierin Christabel Nettey (6,45 m) wurde die Wattenscheiderin Sosthene Moguenara (6,40 m) Dritte.

Die kompletten Resultate finden Sie in unserer <link>Ergebnisrubrik...

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