Gina Lückenkemper: „Beine wie ein Orchester“
23,74 Sekunden über 200 Meter – so schnell war unter dem Hallendach seit 2006 keine deutsche Jugendliche mehr. Gina Lückenkemper (LAZ Soest) sorgte nach überstandener Verletzung für einen der Höhepunkte der Deutschen Jugend-Hallenmeisterschaften am Wochenende in Sindelfingen. Im Interview spricht die 17-Jährige über Orchester-Beine, eine coole Staffel-Mannschaft und warum sie nach nur einer Woche Training so schnell wie nie in der Halle lief.
Gina Lückenkemper, das Projekt Titelverteidigung ist geglückt. Und wie! 23,74 Sekunden – das ist Hallenbestzeit und sah auch nicht mehr wirklich verletzt aus.Gina Lückenkemper:
Stimmt, ich habe mich am Sonntag im Finale auch wirklich wieder richtig gut und gesund gefühlt. Ich wäre aber auch nicht angereist, wenn ich die Verletzung nicht wirklich auskuriert hätte. Da ist mir der Sommer zu wichtig. Dafür, dass ich erst seit einer Woche wieder im Training bin, lief es in Sindelfingen wirklich rund. Bestzeit beim ersten Wettkampf – was will man mehr?
Sagen Sie uns kurz in Ihren eigenen Worten, was war das für eine Verletzung?
Gina Lückenkemper:
Ich hatte eine Entzündung im ISG-Gelenk im Rücken und die Schmerzen haben bis in den Oberschenkel ausgestrahlt. Ich habe mich deshalb seit sechs Wochen bei Physiotherapeut Peter Müller in Sendenhorst mit Akupunktur und Elektrotherapie behandeln lassen. Zum Glück musste ich keine Spritze bekommen, da bin ich nämlich kein Fan von. Aber die Behandlung hat angeschlagen. Ich hätte nicht gedacht, dass ich jetzt schon wieder unter 24 Sekunden laufen kann.
Schon im Vorlauf waren Sie die Schnellste in 24,23 Sekunden. Wie viel Zuversicht hat das für das Finale gegeben?
Gina Lückenkemper:
Erstmal war ich danach richtig platt. Meine Beine waren wie ein Orchester. Als der Startschuss fiel, sind sie losgerannt, aber so nach hundert Metern hat der Dirigent offenbar das Signal zum Feierabend gegeben. Ich musste mich richtig anstrengen, um noch ins Ziel zu kommen und lag auch erstmal ziemlich lange in der Mixed-Zone völlig erschöpft auf dem Boden. Ein Glück habe ich mich über Nacht gut erholt, denn am Sonntag im Finale habe ich mich wieder recht frisch gefühlt.
Dass Sie trotz einer Trainingspause von sechs Wochen jetzt schon wieder so flott waren, spricht für eine gute Grundlage. Verraten Sie uns, wie es vorher im Training lief?
Gina Lückenkemper:
Ich verrate jetzt keine konkreten Zeiten, aber doch so viel: Ich war im Dezember im Training so schnell wie noch nie zuvor. Mein Trainer Harald Bottin fand das schon fast unheimlich, aber dann kam leider diese Verletzung dazwischen. Offenbar konnte ich die klasse Form aber dennoch ganz gut halten, auch wenn ich in der Zeit nur leichte Dauerläufe über rund fünf Kilometer machen konnte, was ja eigentlich so gar nicht mein Ding ist. Ich laufe lieber kurz und schnell.
Wie schnell sind Sie denn erst, wenn Sie gesund durchkommen?
Gina Lückenkemper:
Mh, das wüsste ich auch gerne. Vielleicht kann ich diese Frage im Sommer beantworten.
Oder auch schon in den nächsten Rennen. Die Hallensaison ist ja noch nicht vorbei.
Gina Lückenkemper:
Stimmt. Am 1. März starte ich noch einmal beim Länderkampf in Halle/Saale. Bis dahin kann ich noch zwei Wochen trainieren. Ich glaube, dass ich noch schneller kann.
Schnell soll es aber auch im Sommer werden. Eugene ruft mit der U20-Weltmeisterschaft.
Gina Lückenkemper:
Ziemlich laut sogar. Die Norm für den Einzelstart bin ich nun schon direkt im ersten Lauf in der Halle gelaufen. Das zählt natürlich noch nicht als Normerfüllung, aber was unterm Hallendach geht, sollte unter freiem Himmel und mit breiteren Kurven ja auch klappen. Bei der U20-WM möchte ich aber auch mit der Staffel laufen. Dafür werden wir bereits in den Osterferien auf Mallorca trainieren und speziell auch Staffelwechsel üben, damit die Abstimmung stimmt. Da freue ich mich auch schon sehr drauf, weil wir Staffelmädels echt eine coole Truppe sind.
Video: Gina Lückenkemper glückt die Titelverteidigung
Video: Interview