Gleichgewicht das Salz in der Suppe
Unter dem Motto „… und ALLE können laufen“ stand der traditionelle Nikolauslehrgang der Leichtathletik am letzten Samstag im Untergeschoss der Gmünder Großsporthalle. Zur 38. Auflage fanden 165 Teilnehmer den Weg in den Schwerzer und durften sich über eine Menge neuer Informationen freuen.
„Das ist überragend. Ich bin sehr zufrieden“, sagt Initiator Fred Eberle freudestrahlend über die erneute positive Resonanz. Schon seit vielen Jahren schafft es der Leichtathletiktrainer immer wieder ein reizvolles, abwechslungsreiches und interessantes Programm für den Nikolauslehrgang zusammenzustellen. Im Mittelpunkt stand dieses Mal die Basis jeder Sportart - das Laufen. Fred Eberle gehört zu den Experten auf diesem Gebiet. Schließlich entwickelte der Lehrwart des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) erst vor Kurzem mit einigen Mitstreitern die Ausbildungsoffensive „Kinder sind laufend unterwegs“. Das erste Lehrmaterial ist bereits veröffentlicht.Fred Eberle ist immer auf der Suche nach neuen methodischen Herangehensweisen, um die Leichtathletik in Schule und Verein interessant zu gestalten. Dabei steht nicht immer der Hochleistungssport im Vordergrund, sondern die Nachwuchsarbeit. Die Verbindung von der Kinderleichtathletik zur Talentförderung, hinein in das Jugend- und Leistungstraining zeigt den stufigen Aufbau. Neu ist auch, dass immer mehr gruppendynamische Aspekte in den Vordergrund rücken. Der Weg von einer Individualisierung hin zu sozialer Kompetenz. Besonders auf diesem Gebiet könne sich die Leichtathletik weiterentwickeln - als Chance für eine erfolgreiche Zukunft.
Mehr Lebensraum durch Bewegung
In seinem einführenden Referat wies Fred Eberle darauf hin, dass das Laufen nicht
nur für die sportliche Entwicklung von Kindern wichtig ist, sondern ein wesentliches Element der ganzheitlichen psycho-motorischen Entwicklung. „Kinder vergrößern ihren Lebensraum durch Bewegung, erobern dadurch ihre Umwelt“, erklärt Fred Eberle. Steht vor der Pubertät die elementare Bewegungsförderung und die Grundausbildung im Zentrum des Handelns, beginnt mit der pubertären Phase das Grundlagentraining sowie das folgende Aufbau- und Leistungstraining.
Dementsprechend waren auch die Praxisteile des Nikolauslehrgangs gegliedert. Während es morgens um das Elementare ging, wurde nachmittags schon deutlich spezifiziert. Mit Dritt- und Viertklässlern der GWRS Unterm Hohenrechberg demonstrierte das Mitglied der DLV-Projektgruppe, Christian Weber, neue und vielfältige Spiel- und Übungsformen, bei denen nicht nur die Laufschule eine hohe Wertigkeit besaß, sondern auch die soziale Einheit gefördert werden sollte. Die Anbahnung von Schnelligkeit und Ausdauer, aus den koordinativen Bewegungsformen heraus entwickelt, war das Ziel.
Miteinander statt Gegeneinander
„Die Kinder sollten nicht gegen-, sondern miteinander laufen“, betont Christian Weber. Nach der Demonstration konnten sich die erwachsenen Lehrgangsteilnehmer selbst an den Übungsformen versuchen. „Für viele war es überraschend, welche hohe Konzentrationsfähigkeit nötig ist“, stellte Fred Eberle bei seinen Beobachtungen fest.
Am Nachmittag erläuterte Christian Weber zunächst das erfolgreiche Programm „Schulen laufen für Kinder“, ehe im Anschluss wieder eine Praxisdemonstration im Fokus stand. Physiotherapeut Michael Pössinger zeigte gemeinsam mit Lehrreferentin Jutta Bryxi auf, wie wichtig das Gleichgewichtsgefühl für das Laufen ist. „Den Körper in Balance bringen. Das ist das Salz in der Suppe“, so Fred Eberle.
Michael Pössinger bediente sich dabei sogar neuen Trendsportarten. So gehörte die Slackline zu seinen Trainingsgeräten, die großen Andrang fanden. Dass nur ein stabiler und koordinativ geschulter Körper richtig gut läuft, zeigte er mit einer Leistungsgruppe im Aufbautraining. Die Steuerung bestimmter Bewegungsabläufe auf labilen Untergründen geschult, ist besonders schwierig, aber im Jugendtraining äußerst erfolgreich, war ein Kernsatz.
Koordination ist Voraussetzung
„Koordinationsschulung ist Voraussetzungstraining“ betonte Jutta Bryxi. „Die Gleichgewichtsfähigkeit ist ein ganz zentrales Element. Nur wer das Gleichgewicht halten kann, der kann richtig Laufen lernen. Der Höhepunkt ist dann letztlich die Rhythmussfähigkeit“, ergänzt Fred Eberle. Wichtige Gedanken zur Trainingslehre, zur mentalen Aktivierung und neuromuskulären Steuerung als leistungsbestimmende Faktoren des Leichtathletiktraining schlossen sich an.
In der Abschlussbesprechung gingen Fred Eberle und seine Mitstreiter nochmals auf offene Fragen der Teilnehmer ein, ehe sich alle mit vielen Infos, aus dieser Weiterbildung im Gepäck, auf die Heimreise machten.
Mit freundlicher Genehmigung der REMS-ZEITUNG Schwäbisch Gmünd