Gnadengesuch von Ali Saidi-Sief
Der Doping-Sünder stellt ein Gnadengesuch. Ali Saidi-Sief, Olympia-Zweiter über 5.000 Meter in Sydney 2000, hofft, dass seine zweijährige Sperre auf 18 Monate reduziert wird. In Kürze, teilte die Presseagentur "APS" mit, werde der Algerische Leichtathletik-Verband (FAA) einen entsprechenden Antrag bei der IAAF stellen. Hintergrund ist, dass Saidi-Sief dann bei der kommenden Weltmeisterschaft, die vom 23. – 31. August im "Stade de France" in Paris ausgetragen wird, teilnehmen könnte.
Ali Saidi-Sief (Foto: Chai)
Ali Saidi-Sief, der in seiner Heimat als legitimer Nachfolger von Ex-Olympiasieger Noureddine Morceli gefeiert wird, hatte sich bei der WM in Edmonton im dichten Netz der Doping-Fahnder verstrickt. Sowohl die A- wie auch die B-Probe wiesen erhöhte Nandrolon-Werte auf. Saidi-Sief, der zuvor Zweiter geworden war im 5.000-Meter-Finale hinter dem Kenianer Richard Limo, musste seine Medaille wieder herausrücken. Million Wolde aus Äthiopien bekam nachträglich Silber und der Kenianer John Kibowen Bronze.Verband glaubt an Unschuld
Die FFA-Verbandsoffiziellen halten ihn nach wie vor für unschuldig. Ali Saidi-Sief, der in Constantine, der drittgrößten Stadt Algeriens mit 500.000 Einwohnern, geboren wurde, hat stets energisch bestritten, dass er wissentlich das anabole Steroid Nandrolon eingenommen habe. Auf Bitte des FFA wurden im Biochemieinstitut der Deutschen Sporthochschule in Köln, dessen Leiter Professor Wilhelm Schänzer ist, einige Nahrungsergänzungsmittel von Saidi-Sief untersucht. Angeblich soll dabei eine Verunreinigung festgestellt worden sein, die für ein positives Dopingergebnis möglicherweise verantwortlich sei. Saidi-Sief selbst erklärte, dass ihm ein Arzt die Unbedenklichkeit dieser Mittel zugesichert habe.
Saidi-Sief ist optimistisch
Der einstige Weltklasse-Athlet, mit Bestzeiten von 3:30,91 Minuten über 1500 Meter und 12:50,86 Minuten weit vorn in der ewigen Bestenliste platziert, ist guter Dinge, dass die IAAF ihn sechs Monate früher als ursprünglich vorgesehen wieder laufen lässt. Laut der algerischen Nachrichtenagentur "APS" hat ein FAA-Funktionär den Weltverband darauf hingewiesen, dass 2003 als "Jahr der Algerier" in Frankreich gefeiert würde. Daher sollten "die Stars" der Leichtathletik-Szene komplett vertreten sein, insbesondere jene aus dem zweitgrößten Land Afrikas, das am 3. Juli 1962 seine Unabhängigkeit erhalten hat.
In der "Grande Nation" leben heutzutage sehr viele Algerier, die einst auf französischer Seite im Algerien-Krieg gekämpft haben. "Les Harkis" heißen sie. Von den Franzosen werden sie abschätzig als "Araber" bezeichnet, von den eigenen Landsleuten als Verräter, weil sie Anfang der sechziger Jahre für die einstige Kolonialmacht Frankreich zur Waffe gegriffen haben.
In Frankreich gelebt
Ali Saidi-Sief, ein hoch aufgeschossenes Kraftpaket von 1,80 Meter Länge und 68 Kilo Gewicht, hat vor seiner Sperre auch in Frankreich gelebt. In Angers, der Hauptstadt im Departement Maine-et-Loire, trainierte er unter Anleitung von Philippe Dupont, einem ehemaligen 800-Meter-Läufer mit einer Bestleistung von 1:45,55 Minuten, erzielt im Sommer 1983 in Lausanne. Doch mittlerweile haben sich ihre Wege getrennt.
Mit 24 Jahren denkt Ali Saidi-Sief jetzt an einen Neuanfang. Am liebsten bei der WM in Paris. Aber das letzte Wort hat die IAAF. Dass der Weltverband seine Sperre um sechs Monate reduzieren könnte, ist allerdings eher unwahrscheinlich.