Goede dag - Raul Spanks Hengelo Impressionen
Seit Donnerstag geht es bei den U20- Europameisterschaften in Hengelo (Niederlande) um die Medaillen. Zu den hoffnungsvollen deutschen Athleten gehört Raul Spank. Auf leichtathletik.de schildert der junge Hochspringer vom Dresdner SC seine Eindrücke und Erlebnisse bei den internationalen Titelkämpfen im Nachbarland sowie die Umsetzung seines ganz persönlichen Vorhabens, dem Traum vom Gold. An diesem Wochenende gilt es für ihn, diesen zu verwirklichen.

Raul Spank schildert seine Eindrücke in Hengelo (Foto: Kiefner)
Goede dag aus Hengelo!Die erste Medaille für das deutsche Team ist gewonnen. Völlig überraschend lief Matti Markowski (OSC Berlin) am ersten Wettkampftag über die 10.000 Meter zu EM-Silber. Leider habe ich das Rennen nicht live im Stadion verfolgen können, dafür aber in der Mannschaftbesprechung am Abend umso lauter applaudiert. Ein schöner Auftakt für die deutsche Mannschaft.
Zufriedene Gesichter im deutschen Team
Weniger aufregend war die Eröffnungsfeier am Mittwochabend im Rathaus. "Klein, aber fein" trifft es wohl am besten. Der Anfang war auch zugleich der Höhepunkt, als der Moderator an einem Seil hängend auf die Bühne schwebte. Die deutsche Fahne haben Robin Schembera (TSV Bayer 04 Leverkusen) und Isabell von Loga (SR Yburg Steinbach) getragen. Nachdem alle Nationen eingelaufen waren, schmückten schließlich 46 Nationalflaggen das Rathaus. Ein bewegender Moment. Schade war allerdings, dass der Rest von uns das Geschehen nur von Sitzplätzen aus beobachten konnte und wir nicht alle zusammen einmarschiert sind.
Beim Frühstück am nächsten Morgen waren einige von uns schon ziemlich angespannt und nervös. Die Wettkämpfe hatten begonnen! Abends kehrten aber fast alle mit einem Lächeln und zufriedenem Gesichtsausdruck ins Hotel zurück. Nur wenige waren über ihre Leistung enttäuscht und traurig.
Ich habe mich ausgeruht und bin im Hotel geblieben. Computerspielen war angesagt. Natürlich habe ich auch locker trainiert. Nach 20 Minuten Einlaufen und 40 Minuten allgemeiner Athletik war mein Programm abgespult.
Frische Landluft und staunende Kühe
In der Umgebung unseres Hotels lässt es sich gut rennen, man muss also nicht ins Stadion fahren. Die Natur um Hengelo ist sehr flach, ich komme mir fast vor wie in Norddeutschland. Unser Hotel liegt auch etwas außerhalb des Stadtzentrums und die Gegend ist sehr ruhig und verschlafen, überall am Straßenrand blicken uns Kühe entgegen und es gibt reichlich frische Landluft. Meinen Respekt haben sich die Busfahrer verdient, welche die Athleten jederzeit sicher durch die engen Straßen und (fast schon) Waldwege Hengelos chauffieren.
Gestern habe ich mir die Wettkämpfe im Stadion angesehen. Auf dem Zeitplan stand die Qualifikation bei den Frauen im Hochsprung, da gehört es sich einfach dabei zu sein. Nach heftigen Regenschauern wurde der Wettkampf jedoch unterbrochen. Linda Zuber (Barmer TV Wuppertal) hat mit 1,80 Metern das Finale erreicht!
Besonders hart hat es Julian Reus (Erfurter LAC) getroffen. Die Sprinter saßen schon völlig durchnässt in den Startblöcken und kurz vor dem Startschuss wurde plötzlich alles abgebrochen. Ich bin vor dem Unwetter schnell geflüchtet und habe gerade noch den letzten Bus ins Hotel erreicht.
Bitte Daumendrücken!
Dort habe ich die Zeit genutzt, um mich von den Ärzten und Physiotherapeuten des deutschen Teams nochmal richtig fit machen zu lassen. Vielen Dank an dieser Stelle für ihre tolle Arbeit! Meine muskulären Probleme sind verschwunden und die Form stimmt. Außerdem habe ich mich auf meinen heutigen Wettkampf mit ideomotorischem Training eingestimmt. Das heißt, dass man jeden Sprung und dessen Abläufe geistig durchgeht. Um 8 Uhr habe ich heute Morgen vor dem Frühstück noch einen kurzen Auftakt gemacht und nun gilt es zu gewinnen!
Nach den bisherigen Leistungen der Saison stehe an dritter Stelle der Teilnehmerliste. Mein Traum könnte also Wirklichkeit werden. Noch bin ich relativ entspannt, was mich selbst etwas verwundert. Vielleicht regnet es heute Abend ein bisschen, denn Bedingungen zum Kämpfen liegen mir einfach besser. Wenn noch mehr Zuschauer als bisher ins Stadion kommen, kann eigentlich gar nichts mehr schief gehen.
Und dann wird hoffentlich heute Abend ein wenig gefeiert, bevor meine Zimmerkollegen pünktlich ins Bett gehen, um am Sonntag ausgeschlafen an den Start zu gehen. Drückt mir also um 17.30 Uhr die Daumen! Ich bin jedenfalls positiv gestimmt und werde mich in den nächsten Tagen wieder melden – hoffentlich mit einer Medaille um den Hals!
Bis dahin,
Dag aus Hengelo! Raul