Götzis Tag zwei - Von Disziplin zu Disziplin
34 Zehnkämpfer und 26 Siebenkämpferinnen nahmen an diesem Wochenende (29./30. Mai) beim Mehrkampf-Meeting in Götzis (Österreich) den Kampf um gute Leistungen und hohe Punktzahlen auf. Auf leichtathletik.de erfahren Sie, wie sich die Konkurrenzen mit den weltweit besten Mehrkämpfern von Disziplin zu Disziplin entwickelten.
MÄNNER ZEHNKAMPFTrey Hardee und Roman Sebrle geben auf
Weltrekordler Roman Sebrle (Tschechische Republik) und Weltmeister Trey Hardee (USA) gaben den Wettkampf verletzungsbedingt auf. Roman Sebrle hatte sich am Sonntagmorgen beim Aufwärmen verletzt. Nach dem ersten Tag lag Trey Hardee mit 4.304 Punkten auf dem vierten Rang, Publikumsliebling Roman Sebrle hatte als Elfter 4.225 Zähler gesammelt.
110 Meter Hürden
Man konnte Bryan Clay (USA) ansehen, dass er nach wie vor um ein Ergebnis nahe der 9.000-Punkte-Marke kämpft. Im Eifer des Gefechts rannte der Olympiasieger allerdings einige Hürden um und kam aus dem Takt. Mit 14,08 Sekunden blieb er hinter seinen Möglichkeiten zurück, übernahm in der Zwischenwertung aber wieder die Führung (5.414). Schnellster Hürdensprinter bei immer wieder einsetzendem Regen war der Kubaner Yordanis Garcia (14,02 sec), Pascal Behrenbruch (LG Eintracht Frankfurt) kam auf 14,29 Sekunden. Neue Bestleistungen innerhalb eines Zehnkampfs gab es für die DLV-Youngster Nils Büker (TV Wattenscheid 01; 15,14 sec) und Jan Felix Knobel (LG Eintracht Frankfurt; 15,17 sec).
Diskuswurf
Das Frankfurter Trainingsgespann überzeugte im Diskuswurf. Dem WM-Sechsten Pascal Behrenbruch gelangen drei Würfe über 48 Meter, sein weitester wurde mit 48,43 Metern gemessen. Weiter als er ließen nur Bryan Clay (49,85 m) und der Kasache Dmitriy Karpov (49,30 m) ihre Disken fliegen. Jan Felix Knobel kam auf 44,60 Meter, eine neue Bestleistung innerhalb eines Zehnkampfs. Nils Büker erzielte seine Tagesbestweite von 39,35 Metern gleich im ersten Versuch. Pascal Behrenbruch setzte damit seine Aufholjagd weiter fort und schob sich vom 14. auf den elften Rang (5.868), und auch Jan Felix Knobel machte als nun 19. (5.698) Plätze gut.
Stabhochsprung
Der Stabhochsprung litt unter Regen und Wind. Eine starke Vorstellung bot trotzdem Pascal Behrenbruch, der mit 4,60 Metern nahe an seine Bestleistung (4,80 m) herankam. Eine Schrecksekunde hatte zu Beginn der Wattenscheider Nils Büker zu überwinden - nach zwei ungültigen Versuchen kämpfte er sich bei zu diesem Zeitpunkt stärkerem Regen im dritten Anlauf über seine Anfangshöhe von 4,00 Metern und landete dabei fast neben der Matte. Dabei blieb es allerdings auch für den Wattenscheider, so dass eine Verbesserung seiner Zehnkampf-Bestleistung mehr als unwahrscheinlich ist. Der Stabhochsprung erwies sich bei teilweise sehr starkem Regen als Stolperfalle für einige Stabhochspringer. Der Frankfurter Jan Felix Knobel hatte bis zu diesem Zeitpunkt eine Bestleistung nach der anderen gesammelt und war auf dem Weg, erstmals die 8.000-Punkte-Marke zu knacken. Seine Anfangshöhe von 4,40 Metern riss er allerdings dreimal und sammelte so keine Punkte. Das gleiche Schicksal ereilte den Ukrainer Oleksiy Kasyanov und den Kubaner Yordanis Garcia, die nach dem Speerwurf auf Rang zwei und drei gelegen hatten. Auch der Jamaikaner Maurice Smith, WM-Zweiter von 2007, und einige andere Athleten blieben ohne Höhe. Bryan Clay meisterte für ihn nur magere 4,60 Meter.
Speerwurf
Hinfallen, aufstehen, weitermachen und siegen - das hat Jan Felix Knobel schon gelernt. Nach seinem „Salto Nullo“ im Stabhochsprung gab der 21-Jährige nicht auf, sondern griff beim Speerwurf erneut an. Mit 66,51 Metern gelang ihm dabei der beste Wurf der Konkurrenz, und er verwies Bryan Clay (66,19 m) auf den zweiten Rang. Nicht ganz an seine Leistungsstärke heran kam Pascal Behrenbruch. Bei der WM im vergangenen Jahr hatte er noch fast 70 Meter weit geworfen, in Götzis waren es 63,90 Meter. Um die WM-Norm von 8.000 Punkten zu erfüllen reicht dem 25-Jährigen über die abschließenden 1.500 Meter eine Zeit von gut fünf Minuten. Nils Büker verlor im Speerwurf an Boden. Dem Wattenscheider, der schon über 60 Meter weit geworfen hat, gelang lediglich ein Wurf auf 50,40 Meter.
1.500 Meter
Olympiasieger Bryan Clay nahm einen beruhigenden Vorsprung von 325 Punkten auf seinen Landsmann Jake Arnold in den abschließenden 1.500-Meter-Lauf. Nachdem der angekündigte Weltrekord und auch eine neue persönliche Bestleistung nicht mehr in Reichweite waren, ließ es der US-Amerikaner gemütlicher angehen und lief am Ende des Feldes. Seine 4:56,37 Minuten reichten trotzdem, um den überlegenen Sieg mit 8.483 Punkten perfekt zu machen. Nachdem viele Mitfavoriten den Mehrkampf vorzeitig hatten beenden müssen, nutzte der Franzose Romain Barras die Gunst der Stunde und eilte mit einem beherzten Lauf in 4:31,07 Minuten noch auf den zweiten Rang der Gesamtwertung (8.297), Dritter wurde der Kubaner Leonel Suarez (8.286). Gut fünf Minuten musste Pascal Behrenbruch laufen, um die Norm von 8.000 Punkten zu überbieten, in 4:50,81 Minuten gelang ihm das locker. 8.069 Zähler bedeuteten Rang acht, während der Wattenscheider Nils Büker 19. wurde (7.477). Jan Felix Knobel verzichtete auf den 1.500 Meter-Lauf, nachdem er nach einem „Salto Nullo“ im Stabhochsprung keine Chancen auf 8.000 Punkte mehr hatte, und sparte seine Kräfte für das Erdgas Mehrkampf-Meeting in Ratingen in drei Wochen.
FRAUEN SIEBENKAMPF
Weitsprung
Das verpatzte Kugelstoßen vom Vortag abgehakt, nahm Jennifer Oeser am zweiten Tag den Kampf um die EM-Norm (6.100) auf. Dabei hatten die Weitspringerinnen mit niedrigen Temperaturen und immer wieder einsetzendem Regen zu kämpfen, so dass viele Athletinnen weit hinter ihren Bestleistungen zurück blieben. Jennifer Oeser hingegen segelte im letzten Versuch auf 6,40 Meter und blieb nur zwei Zentimeter unter ihrem Bestwert. Nur die Russin Tatyana Chernova flog mit 6,52 Metern weiter. Deutlich unzufrieden war hingegen die Britin Jessica Ennis, die nur 6,13 Meter weit sprang. Claudia Rath (LG Eintracht Frankfurt) und Maren Schwerdtner (Hannover 96) kamen auf 6,21 bzw. 5,84 Meter. Jennifer Oeser steuert derzeit ein Ergebnis von gut 6.200 Punkten an, will Claudia Rath ihr Ziel von 6.000 Punkten erreichen, muss sie sich im Vergleich zu ihrem bislang besten Mehrkampf noch steigern. Für Maren Schwerdtner sind 5.800 Zähler realistisch.
Maren Schwerdtner muss aufgeben
Was sich bereits am Samstag angedeutet hatte, wurde am Sonntag Wirklichkeit. Maren Schwerdtner hatte sich mit Rückenschmerzen durch den ersten Wettkampftag gekämpft. Nach dem Weitsprung gab sie den Wettbewerb auf.
Speerwurf
Die Russinnen bestimmten beim Speerwurf das Geschehen. Mit 51,35 und 50,68 Metern gelangen Tatyana Chernova und Marina Goncharova die weitesten Würfe der Konkurrenz. Jennifer Oeser (43,49 m) und Claudia Rath (38,95 m) kamen bei Regen zwar nicht an ihre Bestleistungen heran, hielten sich aber gut. 821 Punkte fehlen Jennifer Oeser zur EM-Norm, was rund 2:20,00 Minuten entspricht. Im Normalfall für die Leverkusenerin kein Problem. Für Claudia Rath wird es hingegen immer schwerer, die 6.000 Punkte zu erreichen. Jessica Ennis geht mit einem Vorsprung von 77 Punkten, was gut fünf Sekunden entspricht, auf die Russin Tatyana Chernova in den abschließenden 800-Meter-Lauf. Die US-Amerikanerin Hyleas Fountain, Olympia-Zweite von 2008, trat zum Speerwurf nicht mehr an.
800 Meter
Gut fünf Sekunden oder 30 Meter Vorsprung nahm Jessica Ennis an Vorsprung auf die Russin Tatyana Chernova mit in die abschließenden 800 Meter und hängte sich erst einmal an deren Fersen. Nachdem Tatyana Chernova 600 Meter lang das Tempo gemacht hatte, ging Jessica Ennis in der letzten Runde an der großgewachsenen Russin vorbei. In 2:11,19 Sekunden lief sie als Erste ins Ziel. Mit 6.689 Punkten verpasste sie ihre Bestleistung nur um 42 Zähler. Zweite wurde Tatyana Chernova (6.572). Jennifer Oeser kämpfte in einem couragierten Rennen, das sie in 2:13,50 Minuten beendete, noch um den dritten Platz, wurde aber letztlich hinter der Ukrainerin Lyudmyla Yosipenko (6.260) Vierte. Mit 6.193 Punkten überbot sie die EM-Norm (6.100) deutlich. Auch Claudia Rath kämpfte noch einmal für 6.000 Punkte, verfehlte sie mit 2:13,46 Minuten und 5.984 Zählern aber denkbar knapp. In der Endabrechnung bedeutete dies Position elf beim Götzis-Debüt.
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