| EM 2016

Gold an Portugal und Schweiz, Anja Scherl 17.

Die Titel im Halbmarathon bei der EM in Amsterdam haben Sara Moreira aus Portugal und Tadesse Abraham aus der Schweiz gewonnen. Die beste Einzelplatzierung für den DLV erreichte als 17. Anja Scherl.
Jan-Henner Reitze

Eine zuschauerfreundliche Strecke, ordentlich Stimmung rund um den Kurs und eine malerische Kulisse. Die Premiere des Halbmarathons bei einer EM am Sonntag in Amsterdam (Niederlande) war eine gelungene Sache – nur die scharfe Kurve kurz nach dem Start gefiel den Athleten nicht ganz so gut. Die Favoriten und die DLV-Athleten kamen im Gedränge aber ohne Sturz davon.

Zuerst wurde das Frauenfeld auf die Reise geschickt, 20 Minuten vor den Männern. Vom Start weg ergriff die Italienerin Veronica Inglese die Initiative und wurde am Ende mit Silber (1:10:35 h) belohnt. Das Tempo auf nahm auch die Portugiesin Sara Moreira, die in der Schlussphase die meisten Kräfte freisetzen konnte und zum Titel (1:10:19 h) lief. Bronze ging an ihre Landsfrau Jessica Augusto (1:10:55 h).

Als beste DLV-Athletin erreichte Anja Scherl (LG Telis Finanz Regensburg; 1:13:03 h) als 17. das Ziel. Isabell Teegen (SC Rönnau 74) lief auf Rang 51 (1:16:32 h), Katharina Heinig (LG Eintracht Frankfurt; 1:17:15 h) kam auf Platz 55 ein, 74. wurde Anna Hahner (run2sky.com; 1:18:41 h).

DLV-Team auf Rang 14

In der Teamwertung, für die jeweils die Zeiten der besten drei Athletinnen einer Nation addiert wurden, kam die DLV-Mannschaft (3:46:50 h) auf Platz 14. Der Sieg ging an Portugal (3:33:53 h) vor Italien (3:36:38 h) und der Türkei (3:39:59 h).

Nach der Hälfte der Strecke war das Rennen für Melina Tränkle (LG Region Karlsruhe) beendet, die mit muskulären Problemen kämpfte. Auch Franziska Reng (LG Telis Finanz Regensburg) kam nicht ins Ziel.

Tadesse Abraham gewinnt, Julian Flügel bester DLV-Athlet

Bei den Männern bildete sich ebenfalls schnell eine Spitzengruppe heraus, die Edelmetall unter sich ausmachte. Der aus Eritrea stammende Tadesse Abraham (Schweiz) teilte sich die Kräfte am besten ein und konnte sich zum Schluss entscheidend absetzen. Ergebnis: Gold in 1:02:03 Stunden. Kaan Kigen Özbilen (Türkei), gebürtig aus Äthiopien, konnte nicht mehr folgen, ihm blieb Silber (1:02:27 h). Bronze ging an den Italiener Daniele Meucci (1:02:38 h).   

In der Schlussphase arbeitete sich Julian Flügel (Asics Team Memmert) noch einmal weiter nach vorne und wurde als 24. in 1:05:18 Stunden bester Deutscher. Als 33. folgte Philipp Pflieger (LG Telis Finanz Regensburg; 1:06:01 h). Seine Premiere im Nationaltrikot beendete Jens Nerkamp (PSV Grün-Weiß Kassel; 1:07:22 h) auf Platz 51. In der Teamwertung belegte das Trio Rang 10 (3:18:41 h). An der Spitze lag die Schweiz (3:12:04 h) vor Spanien (3:12:06 h) und Italien (3:12:41 h).

Arne Gabius (LT Haspa Marathon Hamburg) hatte zu Beginn des Rennes versucht, im Vorderfeld mitzuhalten, die Fünf-Kilometer-Marke passierte er in 14:53 Minuten. Muskuläre Probleme machten einen gewohnten Schritt dann unmöglich und der Deutsche Marathon-Rekordler stieg aus. "Becken auf einen Schlag komplett blockiert, da ging kein Schritt mehr", schreibt der 35-Jährige auf <link https: www.facebook.com arne.gabius _blank>Facebook. Auch Hendrik Pfeiffer (TV Wattenscheid 01) konnte das Rennen nicht beenden, er hatte in den vergangenen Wochen mit Achillessehnen-Problemen zu kämpfen.

STIMMEN ZUM WETTKAMPF:

Anja Scherl (LG Telis Finanz Regensburg):
Zu Beginn des Rennens ist es mir schwer gefallen. Ich hatte relativ bald das Gefühl, dass ich an Tempo verliere. Ich habe etwas rausgenommen und hatte noch ein paar Körner hinten raus. Ich konnte ein paar Läuferinnen einsammeln. Die Strecke war durch ihre Wellen schwer. Unterm Strich bin ich mit meinem Ergebnis zufrieden. An der Strecke waren sehr viele deutsche Zuschauer. Ich wurde angefeuert. Das hat mich begeistert. Es hat Spaß gemacht. Jetzt habe ich noch ein paar Wochen bis Rio. Ich möchte gut weiter trainieren und Umfang machen. Hier war eine ganz wichtige Zwischenstation.

Julian Flügel (Asics Team Memmert):
Zu Beginn des Rennens war ich erstmal im Bereich von Platz 40. Ich konnte mich noch nach vorne arbeiten bis auf Platz 24. Bei dieser Strecke und dem Feld eine 65 tief, damit bin ich mehr als zufrieden. Als bester Deutscher kann ich durchaus zufrieden sein. Für mich war es die erste "echte" EM. Es war richtig Stimmung in der Stadt. An der Strecke waren auch andere Athleten aus dem Team, die uns angefeuert haben. Das war eine tolle Sache. Ich möchte im Herbst noch einmal meine Marathon-Bestzeit angreifen. Wo genau, weiß ich noch nicht.
 
Philipp Pflieger (LG Telis Finanz Regensburg):
Es war erwartet schwer. Die Startsituation war ein Witz. Das sind hier neunzig Leute, die alle schon ein bisschen was können, und jeder will als Erster um die Kurve. Es ist auch direkt vor mir jemand gestürzt. Ich hatte am Anfang relativ gute Beine. Ich habe mich nicht schlecht gefühlt. Ich dachte mir, wir haben nichts zu verlieren. Wenn wir mit der Mannschaft was reißen wollen, dann brauche ich nicht ganz konservativ anrennen, wohlwissend, dass mir das hinten raus das Genick brechen kann. Ich bin so in Drei-Minuten-Tempo angegangen. Dann war ich halt sehr viel alleine. Aus der einen Gruppe bin ich rausgefallen und die, die ich eingesammelt habe, waren zu langsam. Ich bin zwölf Kilometer alleine gerannt. Da sind die Beine im Wind sehr schwer geworden. Hier gibt es natürlich keine Berge, aber viele Brücken und Kopfsteinpflaster. Das haut schon rein. Dann kam Julian, da konnte ich aber nicht so lange mitlaufen. Dann war ich wieder auf mich alleine gestellt. Mit 1:06 ist das keine super Zeit. Wenn man aber sieht, wer mit den Bedingungen auch nicht zurechtkam und raus ist, dann brauche ich mich nicht zu rechtfertigen. Für mich ging es in der zweiten Hälfte darum zu überleben und möglichst eben fürs Team zu schauen, dass man gut durchkommt.

Isabell Teegen (SC Rönnau 74):
Ich bin absolut zufrieden. Ich bin als sechste Deutsche nachnominiert worden. Ich bin jetzt zweite Deutsche hier. Ich habe mich gut verkauft und gezeigt, dass ich es verdient habe hier zu sein. Ich hatte sieben Wochen zur Vorbereitung eines Halbmarathons. Das ist nicht viel. Ich habe die Zeit mit meinem Trainer gut genutzt. Ich bin ihm unheimlich dankbar. Es war ein tolles Erlebnis. Ich habe viel gelernt in dem Rennen. 21 Kilometer sind lang und man sollte am Anfang nicht zu schnell losrennen. Das habe ich, glaube ich, gemacht.

Jens Nerkamp (PSV Grün-Weiß Kassel):
Ich bin die erste Hälfte ein bisschen zu schnell angelaufen. Dafür war die Strecke ganz schön hart mit den Hügeln drin. Mit 1:07:20 Stunden bin ich nicht zufrieden. Ich wäre gerne unter 1:06 gelaufen. Ich habe mein Bestes gegeben. Mehr ging leider heute nicht. Es war eine ganz coole Atmosphäre hier. Wir wurden überall angefeuert. Mit diesem Trikot zu laufen, ist auch eine Ehre für mich. Das war vor kurzem noch nicht so absehbar.

Katharina Heinig (LG Eintracht Frankfurt):
Ich bin sehr enttäuscht von mir. Es ging ab Kilometer fünf oder sechs sehr, sehr schwer. Ich habe getreten und getreten und kam nicht vorwärts. Ich kann jetzt nicht sagen, woran es lag. Die Zeit ist Hobbyläufer-Niveau. Es ist heute einfach nicht mein Tag. Es scheint, dass ich es nicht so mit Europameisterschaften habe. Es war warm, aber wir hatten genug Wasser zum Überkippen. Die Strecke war sehr abwechslungsreich, es ging oft hoch und runter. Es war sehr wellig. Aber das habe ich trainiert. Es hat schon auch Spaß gemacht, wenn es nur nicht so verdammt weh getan hätte von Anfang an. Es war eine super Stimmung an der Strecke und es gab so viele Deutsche, die angefeuert haben. Ich schäme mich dafür, dass ich denen nicht eine ordentliche Leistung entgegenbringen konnte dafür, dass sie alle hierhergekommen sind. Ich muss schauen, woran es liegt. Vielleicht hängt mir vom Kopf her auch Zürich noch drin. Ich weiß es nicht.

Anna Hahner (run2sky.com):
Die Strecke war sehr anspruchsvoll. Ich bin happy, dass ich so durchlaufen konnte. Ich war ziemlich unsicher nach meinem Fahrradunfall. Hinten raus bin ich ein bisschen langsamer geworden, wie alle anderen. Trotzdem hatte ich immer Bezugspunkte nach vorne. Das war sehr hilfreich. Durch den Sturz ist die Bedeutung der EM etwas mehr zur Durchgangsstation Richtung Olympia geworden. Der langfristige Plan war aber, erst die EM und dann Rio. Das wollte ich mir nicht nehmen lassen. Dann hätte etwas auf dem Weg zu Olympia gefehlt. Deshalb habe ich mich frei von Zeiten gemacht und bin gelaufen. Ich weiß jetzt auf jeden Fall, dass der Kopf hält, und ich kann unbeschwert das Training fortsetzen.


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