| WM 2017

Gold an Yohann Diniz, Bestzeiten für Carl Dohmann und Karl Junghannß

Bei der WM in London hat der Franzose Yohann Diniz am Sonntag über 50 Kilometer Gehen dominiert. Auf der Strecke vor dem Buckingham Palast erreichten Carl Dohmann und Karl Junghannß die Plätze zehn und 13. Beide steigerten dabei ihre Bestzeiten deutlich.
Jan-Henner Reitze

Kommt er mit seinem großen Vorsprung durch oder muss der Franzose für sein hohes Risiko bezahlen? Yohann Diniz kennt nur ein Tempo: Vollgas. Und am Sonntag bei der WM in London (Großbritannien) ging seine offensive Taktik mal wieder auf. Der Weltrekordler legte ein einsames Rennen hin und holte sich in 3:33:11 Stunden Gold. Nur er selbst war einmal in der Geschichte des 50 Kilometer Gehen schneller: Bei seinem Sieg bei der EM 2014 in Zürich (Schweiz; 3:32:33 h). Der 39-Jährige ist damit auch der älteste Athlet, der jemals bei einer WM Gold gewonnen hat. Mit mehr als acht Minuten Abstand gingen Silber und Bronze nach Japan, an Hirooki Arai (3:41:17 h) und Kai Kobayashi (3:41:19 h).

Die DLV-Geher lieferten eine klasse Vorstellung. Carl Dohmann (SCL-Heel Baden-Baden) ging das Rennen etwas zurückhaltend an und arbeite sich dann immer weiter nach vorne. Am Ende enterte er sogar die Top Ten. Nachdem der 27-Jährige bei seinem WM-Debüt vor zwei Jahren in Peking (China) und bei Olympia in Rio de Janeiro (Brasilien) jeweils nicht ins Ziel kam, steigerte er seine Bestzeit (3:47:57 h) diesmal um knapp drei Minuten und wurde Zehnter (3:45:21 h). In der ewigen DLV-Bestenliste rückt er damit von Position zehn auf Position sieben nach vorne.

Ein tolles Debüt bei den "Großen" legte Karl Junghannß (Erfurter LAC) hin, der noch Ende Juli bei der U23-EM Silber über 20 Kilometer gewonnen hatte. Der 21-Jährige verbesserte sich um knapp sechs Minuten und kam in 3:47:01 Stunden auf Platz 13 ein.

Inês Henriques gewinnt 50-Kilometer-Premiere mit Weltrekord

Die erste Weltmeisterin über 50 Kilometer Gehen der Frauen heißt Inês Henriques. Die Portugiesin steigerte auch noch ihren Weltrekord um zweieinhalb Minuten auf 4:05:56 Stunden. Silber ging an die Chinesin Hang Yin (4:08:58 h) vor ihrer Landsfrau Shuqing Yang (4:20:49 h). Mit Kathleen Burnett (USA; 4:21:51 h) kam eine weitere Athletin ins Ziel. Die Frauen waren zusammen mit den Männern auf die Strecke gegangen.

Die Geher umrundeten einen Zwei-Kilometer-Kurs vor der Haustür der Queen insgesamt 25 Mal. Bei steigenden Temperaturen bot immerhin eine Richtung Schatten. Besonders zum Ende des Rennes säumten zahlreiche Zuschauer die Strecke und unterstützten die Athleten, darunter auch zahlreiche deutsche Fans. Im Bus des Geherteams - und nicht etwa im Sperrgepäck der Stabhochspringer im Flugzeug - transportierten sie auch eine riesige Deutschland-Fahne nach London, die aus der Menge stets herausragte.

STIMMEN ZUM WETTKAMPF:

Carl Dohmann (SCL-Heel Baden-Baden)
Zehnter ist super. Ich habe auf meinen Körper und meinen Puls geachtet. Der sollte unter 165 bleiben. Das habe ich gut gemacht. Ich wollte nicht zu schnell angehen und auf den letzten 20 Kilometern Druck machen. Meine besten Rennen waren immer die, in denen ich mich am Anfang zurückgehalten habe. Deshalb habe ich eine Gruppe ziehen lassen und war alleine. Dann konnte ich mit dem Portugiesen mitgehen. Der war schnell, Rundenzeiten unter 8:50 waren grenzwertig. Aber ich habe es bis zum Ende durchgehalten. Auf den letzten Metern habe ich es dann noch geschafft, bis auf Platz zehn vorzukommen. Damit geht ein Traum in Erfüllung. Die besten Zehn der Welt waren mein langfristiges Wunschziel. Das habe ich jetzt geschafft. Es ist ein riesen Schritt nach vorne für mich. Ich weiß nicht, wie viele Europäer vor mir waren. Aber Richtung EM muss ich mich nicht verstecken. Ich werde versuchen, ein paar Kleinigkeiten zu verbessern. Erstmal bin ich aber glücklich, dass ich endlich bei einer großen Meisterschaft zeigen konnte, was ich kann. 3:45 ist absolut super. Das lässt erst einmal keinen Wunsch offen.

Karl Junghannß (Erfurter LAC)
Ich habe mir vorgenommen, ein bisschen was zu riskieren, um meine Bestzeit zu knacken. Das hat auch geklappt, obwohl ich am Ende richtig eingebrochen bin. Aber ich habe es ins Ziel gebracht und bin mehr als fünf Minuten unter meiner Bestzeit geblieben. Ich konnte alles geben, hatte keine Probleme mit den Beinen. Ich bin hundertprozentig glücklich. Ich habe versucht, eine Gruppe zu finden. Vielleicht war es ein bisschen zu schnell, aber ich wollte es riskieren. Es hat lange geklappt, leider nicht bis zum Schluss. Aber eine Bestzeit bei der WM, was will man mehr zum Abschluss der Saison? Weil ich oft disqualifiziert wurde, habe ich vor zwei Jahren fast überlegt, aufzuhören mit Gehen. Ich wollte die 50 Kilometer aber noch abwarten. Bei meinem ersten ernsthaften Versuch über diese Strecke im vergangenen Herbst in Andernach hat es gleich mit der WM-Norm geklappt. Mit 21 habe ich noch viel vor mir, da kann ich die nächsten Jahre noch einiges erwarten. Jetzt mache ich aber erst einmal ein bisschen Pause.

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