Gold für Russland - André Höhne wird Fünfter
Sergey Kirdyapkin (Russland) hat am Freitag bei den Weltmeisterschaften in Berlin in einem spannenden und kuriosen Wettbewerb im 50 Kilometer Gehen Gold gewonnen. Nach 3:38:35 Stunden überquerte er als Erster die Zielline. Silber ging nach einer famosen Aufholjagd an den Norweger Trond Nymark (3:41:16 h), Bronze holte sich Jesús Angel García (Spanien; 3:41:37 h).

Der Lokalmatador, der in Berlin-Hohenschönhausen viele seiner Trainingskilometer absolviert, war vergleichsweise langsam angegangen, und auch seine Fersenschmerzen, die ihn schon sechs Tage zuvor geplagt hatten, schienen ihm anfangs noch Probleme zu bereiten. Dann aber rollte er das Feld von hinten auf. Bis Kilometer 30 verbesserte er seine 5-Kilometer-Zwischenzeiten kontinuierlich, von 22:43 Minuten nach Kilometer fünf auf 21:53 Minuten zwischen Kilometer 25 und 30.
Defensiv angehen
Dass viele Athleten sich übernommen hatten und frühzeitig von der Strecke gingen, spielte dem Deutschen in die Karten: "Es ist immer leichter, der Jäger zu sein als der Gejagte", erklärte er. "Ich wollte defensiv angehen, aber zwischenzeitlich war es doch schwer, den Kontakt zur Spitze zu halten."
Über sein Abschneiden über die 20-Kilometer-Distanz sei er schon ein wenig unglücklich gewesen. Auf der 50-Kilometer-Strecke wollte er so auch noch einmal antreten, um zu zeigen, dass er ein Pfund drauf hat: "Ich war im Trainingslager in St. Moritz vor allem auf den längeren Strecken sehr gut drauf. Deswegen habe ich schon mit einer neuen Bestzeit gerechnet."
Ständige Führungswechsel
In einem Wettbewerb voller Favoritenstürze und Führungswechsel sah es lange Zeit so aus, als würde zumindest eine Medaille nach Australien gehen. Der Olympia-Zweite Jared Tallent und sein Landsmann Luke Adams hatten lange die Führungsarbeit geleistet und dafür gesorgt, dass sich das Feld in die Länge zog. Zwischenzeitlich konnte nur Weltrekordhalter Denis Nizhegorodov (Russland) folgen, bog dann aber plötzlich nach rechts in Richtung eines Toilettenhäuschens ab.
Hinter dem späteren Sieger Sergey Kirdyapkin ging er als Vierter wieder zurück auf die Strecke, doch es wurde deutlich, dass er gesundheitliche Probleme hatte, und nachdem er immer weiter zurück fiel, beendete er schließlich den Wettbewerb. Ganz anders sein Landsmann: Der 29-Jährige machte Sekunde um Sekunde gut und hatte nach 20 von insgesamt 25 der zwei Kilometer langen Runden schließlich die Spitze des Feldes erobert.
Geduld zahlt sich aus
Während die Australier bald sichtlich zu kämpfen hatten, zog der Russe unbeirrt seine Runden. Ebenso unbeirrt von den Geschehnissen vor ihm zeigte sich der Norweger Trond Nymark: In der Spitzengruppe hatte er sich am gesamten Vormittag nicht blicken lassen, gleichmäßig hatte er Kilometer um Kilometer absolviert. Als die vor ihm Liegenden Probleme bekamen, schlug seine Stunde.
Von Platz sieben bei Halbzeit des Rennens über Platz sechs bei 30 und Platz fünf bei 35 Kilometern schob sich der 32-Jährige schließlich vor bis auf Rang zwei. Immer war er bei den vergangenen drei Weltmeisterschaften unter den Top Acht gelandet, nun krönte er seine lange Karriere endlich mit einer WM-Medaille und obendrein einem neuen Landesrekord für Norwegen.
Eine WM-Medaille hatte der älteste Teilnehmer des Wettbewerbs, der 39-jährige Spanier Jesús Angel García längst in der Tasche: Nach Gold 1993 in Stuttgart holte er 1997 und 2001 Silber. Auch für ihn sollte in Berlin seine bedachte und geduldige Renngestaltung schließlich mit dem Gewinn seiner ersten Bronzemedaille belohnt werden.
Aus für den Olympiasieger
Zwei weitere Athleten, die mit großen Zielen nach Berlin gereist waren, konnten den Wettbewerb dagegen nicht beenden. Olympiasieger Alex Schwazer aus Italien, der bei Kilometer 17 noch zur Spitzengruppe gehört hatte, machten Magenprobleme zu schaffen. Nach 1:50 Stunden stieg er aus und musste die Hoffnungen auf den WM-Titel begraben. Mit Übelkeit hatte der Olympia-Fünfte, der Norweger Erik Tysse, zu kämpfen. Auf Bestleistungskurs liegend beendete er bei Kilometer 33 das Rennen.
Der Weltjahresbeste Yohan Diniz (Frankreich), der lange Zeit versucht hatte, mit der Spitzengruppe mitzugehen, kam zwar ins Ziel, hatte aber als Zwölfter in 4:49:03 Stunden nichts mit der Medaillenvergabe zu tun. Die WM in Berlin auf leichtathletik.de:
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