Goldenes Comeback und silbernes Debüt
Für Petra Lammert war es im Jahr nach den verpassten Olympischen Spielen ein goldenes Comeback und für Denise Hinrichs nach dem rasanten Aufstieg zur Weltklasse ein silbernes Debüt. So bescherte die Neubrandenburgerin Petra Lammert mit 19,66 Metern bei der Hallen-EM in Turin (Italien) Deutschlands Leichtathleten nach zwei sieglosen Titelkämpfen nicht nur das erste Gold seit der WM 2007 in Osaka (Japan), Hinrichs machte dazu sogar noch den Doppelsieg perfekt.
„Das war ein innerdeutsches Duell mit internationaler Beteiligung“, fand Denise Hinrichs nach dem deutschen Hallen-EM-Traumstart am Freitag angesichts der vergleichsweise schwachen Bronzeweite der Rumänin Anca Heltne (18,71 m). Die erst 21 Jahre alte Wattenscheiderin (Vorjahr 19,07 m) steigerte ihre Bestmarke im letzten Versuch auf 19,63 Meter und spürte vor der Landung der 4-Kilo-Kugel: „Bestleistung - aber zum Sieg wird es nicht reichen.“Petra Lammert, die im Freien schon 20,04 Meter gestoßen hat, beschlich dagegen vor Bekanntgabe der Weite ein ganz anderes Gefühl. „Ich habe gezittert wie nie im Leben. Dabei war ich mir nach meiner Hallen-Bestleistung gleich im ersten Versuch eigentlich sicher gewesen, dass mich keine mehr gefährden würde“, sagte sie.
Punktiert ins Finale
Die Vorgeschichte dieser Goldmedaille ließ nicht unbedingt eine Erfolgsstory erwarten. „Das Training war seit Langem Quälerei, wir konnten nur ein Drittel des üblichen Umfangs absolvieren“, sagte Trainer Dieter Kollark zu den Folgen der schweren Ellbogenverletzung vom vorigen Sommer. Der noch immer starke Druck aufs Gelenk wurde am Tag vor dem Turiner Finale durch Punktieren beseitigt.
Petra Lammert fühlte sich drei Tage nach ihrem 25.Geburtstag wie befreit im Ellbogen: „Ich wollte es wissen, spielte Russisch Roulette, hatte vier ungültige Versuche, aber der entscheidende Stoß kam.“ Er bescherte Dieter Kollark, auch Coach der dreimaligen Weltmeisterinnen Astrid Kumbernuss (Kugel) und Franka Dietzsch (Diskus) das zwölfte Gold bei einer internationalen Meisterschaft seit 1990. Er war zuvor schon der erfolgreichste deutsche Leichtathletik-Trainer seit der Wende.
WM-Tickets umkämpft
Ähnlich sorgte die gebürtige Mecklenburgerin Denise Hinrichs mit der Steigerung um weitere 41 Zentimeter dafür, dass ihr Trainer Miroslaw Jasinski nach je zweimal EM-Gold und WM-Silber durch Kugelstoßer Oliver-Sven Buder und zweimal WM-Bronze durch Diskuswerfer Michael Möllenbeck seine Erfolgsgeschichte fortsetzte.
Doch das Erfolgs-Duo der Hallen-EM hat das WM-Ticket für Berlin (15. bis 23. August) noch längst nicht in der Tasche. Im Sommer will die WM-Dritte Nadine Kleinert (SC Magdeburg; Vorjahr 19,89 m) wieder mitmischen, und auch Christina Schwanitz (SV Neckarsulm; 19,31 m) hat die 20 Meter im Visier.
So spannend der Kampf um die drei WM-Tickets zu werden verspricht, so schwierig wird es laut Dieter Kollark, in Berlin auch nur eine Medaille zu gewinnen: „Neuseelands Olympiasiegerin Valerie Vili ist von einem anderen Stern. Die Weißrussinnen Nadezhda Ostapchuk und Natalya Mikhnevich sind mit Weiten von beinahe 21 Metern kaum zu schlagen. Nur wenn sie schwächeln winkt uns Bronze.“
Quelle: Sport-Informations-Dienst