Grit Breuer und Ingo Schultz im Doppel-Interview
Sie sind das Leichtathletik-Traumpaar des Jahres: Grit Breuer und Ingo Schultz. Rein sportlich versteht sich. Beide gewannen Gold bei der EM in München. Während Ingo Schultz Einzel-Europameister wurde, führte Grit Breuer in bewährter Manier die Staffel zum Gold, nachdem sie Silber im Einzel geholt hatte.

So jubelt eine "Leichtathletin des Jahres" (Foto: Kiefner)
So war es keine große Überraschung, dass die Leser des Leichtathletik magazins und die User von www.leichtathletik.de die 400-Meter-Läufer zu den "Leichtathleten des Jahres 2002" gewählt haben. Leichtathletik magazin (ab heute im Handel) hat beide exklusiv zum Doppel-Interview gebeten für ein interessantes "Solo für Zwei". Lesen Sie ein paar Auszüge aus diesem Gespräch...Leichtathletik magazin:
Frau Breuer, Herr Schultz, was bedeutet Ihnen diese Auszeichnung?
Grit Breuer:
Ich möchte mich zunächst bei allen bedanken, die mich gewählt haben. Das ist immer wieder ein schönes Gefühl. Ich habe das ja schon im vergangenen Jahr genießen dürfen und jetzt noch mal. Das ist schon toll, insbesondere weil mein Jahr von Verletzungen geprägt war. Dass ich dennoch gewählt wurde, freut mich umso mehr.
Ingo Schultz:
Ich bin zum ersten Mal zum "Leichtathleten des Jahres" gewählt worden. Für mich ist das eine große Ehre und ich freue mich ganz besonders darüber. Die Leistung auf der Bahn ist das eine, aber andererseits strebt man auch nach Anerkennung. Mir zeigt dieser Erfolg, dass ich vielen Leuten durch meine Leistung eine Freude bereitet habe. Das wiederum bereitet mir eine große Freude.
Leichtathletik magazin:
Was glauben Sie, warum Sie gewählt wurden?
Grit Breuer: (lacht)
Weil wir beide sehr erfolgreich waren. Bei Ingo ist es relativ klar. Er hat Gold geholt über 400 Meter und hat sich das ganze Jahr über perfekt präsentiert. Bei mir war es nicht so klar. Ich bin erst auf den letzten Drücker zur EM gekommen und habe mit Einzel-Silber und Staffel-Gold das Optimum erreicht. Vielleicht ist das die Anerkennung der Fans dafür, dass ich mich durchgebissen habe.
Ingo Schultz:
Als einziger deutscher Einzel-Europameister bei den Männern …
Grit Breuer: (unterbricht)
… insgesamt, Ingo, insgesamt die einzige Einzel-Goldmedaille …
Ingo Schultz:
… genau, dann ist das naheliegend, dass die Leute mich wählen. Meine Leistungen waren über die Saison gesehen sehr konstant. Es gab keinen Lauf, in dem ich richtig enttäuscht habe. Da muss ich mir im Nachhinein auf die Schulter klopfen und natürlich meinen Trainer loben. Das haben wir einfach toll hingekriegt dieses Jahr und das ist nicht selbstverständlich. Und wenn ich dann sehe, wie Grit das hinbekommt, nach nur einem Start vor der EM noch Einzel-Silber und Staffel-Gold zu holen. Das ist schon sehr stark. Da ziehe ich den Hut.
Grit Breuer:
Danke, Ingo. Ich finde es ganz besonders toll, dass wir es als Athleten geschafft haben, zur Leichtathletin und zum Leichtathleten des Jahres gewählt worden zu sein und dass auch unsere Trainer von ihren Kollegen zu den Trainern des Jahres gewählt worden sind. Das Dankeschön gebe ich an meinen Trainer auch gerne weiter und die Wahl-Siege sind wirklich eine tolle Anerkennung für uns vier.
Leichtathletik magazin:
Am Ende des Jahres gilt es zu bilanzieren. Wie fällt Ihr sportliches Fazit für 2002 aus?
Grit Breuer:
Meine Saison war katastrophal. So eine schlechte Saison hatte ich noch nie. Es lief nichts planmäßig. Bis auf die EM würde ich das Jahr gerne komplett streichen.
Ingo Schultz:
Nach dem Gewinn des WM-Silbers stand ich in diesem Jahr unter besonderer Beobachtung. Jeder Schritt wurde verfolgt. Ich stand unter einem ganz anderen Erfolgsdruck. 2001 konnte ich meine Bestzeit von 45,79 auf 44,66 Sekunden um über eine Sekunde steigern. Für 2002 hatten wir uns vorgenommen, zunächst meine Leistungen zu bestätigen. Es stand eine Zeit um 44,7, 44,8 Sekunden im Raum. Das hat ja dann noch beim Weltcup mit 44,86 Sekunden hingehauen. Das zeigt, wie schwierig es ist, auf diesem Niveau die Leistungen zu bestätigen. Es hat geklappt, aber es war ein hartes Stück Arbeit.
Leichtathletik magazin:
Die EM in München war das Highlight des Jahres. Wie ordnen Sie die tollen Tage von München in Bezug auf ihre Karriere ein?
Grit Breuer:
Ich habe schon einiges erlebt, aber München war etwas ganz Besonderes. Es ist immer etwas Anderes, wenn man zu Hause läuft. Ich war insgesamt sehr überrascht und hatte mir niemals so ein tolle Stimmung erträumt. Dieses Feeling kann mir keiner mehr nehmen. Und die EM in München gehört sicher zu dem Teil meiner Karriere, den ich niemals vergessen werde.
Ingo Schultz:
Im Vergleich zur WM in Edmonton war das natürlich ein ganz anderes Gefühl, vor heimischem Publikum zu laufen. So ein großes Turnier im eigenen Land hat man vielleicht nur einmal in seiner Karriere. Vielleicht kann es sein, dass das bereits der emotionale Höhepunkt meiner Sportler-Karriere war.
Das große Doppelinterview mit den Europameistern von München lesen Sie in voller Länge im neuen "Leichtathletik magazin", das ab Samstag im Handel zu erhaschen ist!