Großbritannien holt sensationell 4x100-Meter-Gold
Die Sensation ist perfekt. Nicht die favorisierten US-Amerikaner, sondern Großbritannien hat sich bei den Olympischen Spielen in Athen die Goldmedaille über 4x100 Meter der Männer gesichert. Ein schlechter Wechsel von Justin Gatlin auf Coby Miller und ein Maurice Greene als Schlussläufer, dem auf der Zielgerade die allerletzte Konsequenz fehlte, kosteten dem US-Team den Sieg.
Mark Lewis-Francis sicherte Großbritannien den Sieg (Foto: Chai)
Eine Hundertstel lag letztlich zwischen den siegreichen Briten (38,07 sec) und dem Team der USA (38,08 sec). Bronze sicherte sich Nigeria (38,23 sec). Es war das erste Staffelgold über 4x100 Meter der Männer für Großbritannien seit 1912.Mark Lewis-Francis, Junioren-Weltmeister des Jahres 2000, gegen Ex-Weltrekordler Maurice Greene war das entscheidende Duell auf den letzten 100 Metern. Mit rund eineinhalb Meter Vorsprung war Francis von Marlon Devonish auf das letzte Teilstück geschickt worden. Er kämpfte verbissen gegen den immer näher heranrückenden 100-Meter-Olympiadritten Greene. Auf der Ziellinie war der US-Sprintstar fast gleichauf, aber eben nur fast. Eine Hundertstel fehlte.
Zu wenig Training der US-Boys
"Beim Wechsel hat Coby mich nicht gehört. Er ist zu schnell weg, musste dann warten und ich wäre ihm fast aufgelaufen. Deshalb war die Stabübergabe so schlecht", erklärte Gatlin die Vorkommnisse beim zweiten Wechsel, an dem die US-Boys den vorher fest eingeplanten Sieg aus der Hand gaben. Zugleich räumte er ein: "Ein bisschen mehr Training hätte uns nicht geschadet." Trotzdem seien die Olympischen Spiele für ihn eine phantastische Erfahrung gewesen: "Ich nehme einen ganzen Medaillensatz mit nach Hause. Darüber bin ich sehr glücklich", so der Mann, der über 100 Meter Gold, über 200 Meter Bronze und mit der Staffel Silber gewonnen hat.
"Ich hoffe, wir haben niemanden enttäuscht. Wenn doch, entschuldige ich mich hiermit", meinte Maurice Greene im Ziel. "Ich hätte ihn beinahe noch bekommen, doch beinahe ist halt nicht genug." Startläufer Shawn Crawford zeigte sich ebenfalls nicht enttäuscht: "Silber ist doch besser als Bronze", stellte er fest.
Capel positiv auf Marihuana getestet
Crawford war am Freitag vor dem Halbfinale kurzfristig für 200-Meter-Weltmeister John Capel ins Team gerückt. Der litt aber nicht etwa an Formschwäche, sondern war in der Olympia-Vorbereitung positiv auf Marihuana getestet worden.
"Ich wollte nichts für ihn oder die anderen drei Staffelmitglieder riskieren", sagte Cheftrainer George Williams, der erst kurz vor dem Rennen über den Dopingfall, der aber wohl nur eine Verwarnung mit sich bringen wird, informiert worden war.
Selbstbewusstsein auf der Zielgeraden ausgepackt
Der britische Schlussläufer Mark Lewis-Francis sah die Stärke seines Teams im mentalen Bereich. "Wir waren vor dem Rennen sehr selbstbewusst. Dieses Selbstbewusstsein habe ich dann auf der Zielgeraden ausgepackt." 60-Meter-Hallen-Weltmeister Jason Gardner, der die Staffel auf der Eins absolviert hatte, lobte die Teamwork im britischen Quartett. "Es ging um Teamgeist. Den hatten wir mehr als die anderen. Das hat uns ausgezeichnet und uns gewinnen lassen." Der an der Zwei laufende Darren Campbell konnte die Überraschung kaum fassen: "Wir haben geglaubt, dass etwas Großes passiert, aber jetzt – es ist unvorstellbar."
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