Große Kasse im Herbst
Noch nie konnten die Leichtathleten soviel Geld abkassieren wie in diesem Herbst. Gleich drei Golden-League-Meetings im September, das Weltfinale, die Challenge-Wertungen des Weltverbandes IAAF für Mehrkämpfer und Geher obendrauf und schließlich das Finale in der neu eingeführten Serie der "World Marathon Majors" sorgen für gefüllte und klingelnde Kassen, bevor es nach der harten sportlichen Saisonarbeit in den verdienten Urlaub geht.

WM, Weltfinale, Golden League: Yelena Isinbayeva steht als Spitzenverdienerin des Sommers fest (Foto: Chai)
Für die besten Stadion-Leichtathleten war das Weltfinale in Stuttgart am letzten Wochenende noch nicht wirklich das Finale, auch wenn dort schon satte drei Millionen US-Dollar zur Verteilung standen. Am Freitag (28. September) in Shanghai gibt es bei einem aufstrebenden und lukrativen Meeting, das sogar auf Eurosport übertragen wird, noch einmal satte Start- und Preisgelder. Neun Großsponsoren sorgen dafür. Die Ausrichter lassen sich die dritte Auflage der Veranstaltung, die zur Permitserie des Weltverbandes IAAF gehört und wo man nun bereits Punkte für das Weltfinale 2008 sammeln kann, entsprechend richtig was kosten. In 14 Disziplinen holen sie 13 Weltmeister nach China.
Garant dafür ist der gewiefte niederländische Manager Jos Hermens, der als Athletenverpflichter fungiert. Er köderte das "Who is who" der Top-Stars wie die momentan stärksten Sprinter Tyson Gay (USA) und Asafa Powell (Jamaika), die 400-Meter-Asse Jeremy Wariner und Sanya Richards (beide USA), Hochspringerin Blanka Vlasic (Kroatien) und das Glamour-Girl im Stabhochsprung, Yelena Isinbayeva (Russland). Gemeldet sind in den illustren Feldern mit Carolin Hingst (USC Mainz) und Lisa Ryshich (ABC Ludwigshafen) auch zwei deutsche Stabhochspringerinnen.
Liu Xiang - Chinas Superstar
Doch im Mittelpunkt wird vor heimischem Publikum ein anderer stehen. Der Olympiasieger, Weltmeister und Weltrekordhalter Liu Xiang, ohnehin ein Spitzenverdiener mit hohem Sport-, Unterhaltungs- und Werbewert, sprintet über die Hürden und stellt sich dabei dem Weltfinal-Sieger Dayron Robles (Kuba) zum Prestigeduell.
Von Shanghai geht es noch weiter nach Yokohama (Japan; 30. September) und Daegu (Korea; 3. Oktober). Dort ist wiederum Yelena Isinbayeva der Top-Star. "Die Leute in Daegu sind verrückt", sagt sie und schiebt gleich ein Lachen hinterher, das ohne weitere Worte erklärt und zurecht rückt: Verrückt auf die WM in vier Jahren und verrückt nach ihr, bei wahrscheinlich auch einer verrückten Gage.
Yelena Isinbayeva räumte ab wie keine Zweite
Dabei ist die Königin der Lüfte, die in diesem Jahr immer noch ihrem Saisonziel, einem neuen Weltrekord (5,02 m), hinterher jagt, ohnehin die Spitzenverdienerin der Saison. Zu den Meeting-Prämien, den höchsten Preisgeldern bei WM (60.000 US-Dollar) und Weltfinale (30.000 US-Dollar) kam noch ein weiterer Bonus, weil sie zum ersten Mal in ihrer Karriere die Chance bekam, in den Golden-League-Jackpot zu springen. Die Million US-Dollar teilte sie sich dort schließlich schiedlich, friedlich und freudestrahlend mit Sanya Richards.
Dabei zeigte die Spitzenathletin aus Russland, die seit drei Jahren den Frauen-Stabochsprung praktisch nach Belieben bestimmt, ein Herz für Kinder. Einen Teil ihres Gewinns will sie Bedürftigen in ihrer Heimatstadt Volgograd spendend, während ihre Mitgewinnerin etwas beiseite legen möchte, weil sie in diesem Jahr schon zuviel Geld ausgegeben hat.
Halbmillionäre im Marathon avisiert
Zu Yelena Isinbayeva und Sanya Richards kommen in Kürze noch zwei weitere Großverdiener. Je 500.000 US-Dollar werden in diesem Herbst an die besten Marathonis vergeben. Die fünf größten Veranstalter der Welt schütten nach dem Rennen in New York (USA) am 4. November nach einem Zwei-Jahres-Zyklus zum ersten Mal ihre Million aus, an den besten Mann und die beste Frau auf den 42,195 Kilometern. Wer der oder die Beste ist, wird anhand einer Punktewertung ermittelt.
Bei den Männern führt dort bereits überlegen der Kenianer Robert K. Cheruiyot mit 75 Zählern vor seinem Landsmann Martin Lel (40). Spannender ist es bei den Frauen, wo die Äthiopierin Gete Wami (40) mit avisierten Starts in Berlin (30. September) und New York noch die Lettin Jelena Prokopcuka (55) per Kraftakt einholen will.
Geher in Saransk zum Geldverteilen
Vergleichsweise wenig bekommen in diesen Tagen die Mehrkämpfer und Geher ab. Immerhin wurde aber auch dort inzwischen eine Challenge-Wertung etabliert, bei der mehr als 200.000 US-Dollar pro Jahr ausgeschüttet werden.
Die Zehnkämpfer um den Tschechen Roman Sebrle und die Siebenkämpferinnen mit der Ukrainerin Lyudmyla Blonska an der Spitze haben diese Börse schon unter sich aufgeteilt, die Geher tun das am nächsten Wochenende mit ihrem abschließenden Grand-Prix-Event in Saransk (Russland) mehr oder weniger parallel zum lukrativen Meeting in Shanghai und zum Marathon in Berlin, wo der Äthiopier Haile Gebreselassie auch um den Weltrekord(bonus) läuft.
Wohin man blickt: Die Urlaubsgelder fallen groß aus in diesem Herbst!