Günther trainiert mit Europameister in England
Von Frankfurt nach Birmingham – ist gar nicht weit. Das findet zumindest Martin Günther (LG Eintracht Frankfurt). Der Hochspringer trainiert neuerdings beim britischen Erfolgscoach Fayyas „Fuzz“ Ahmed und pendelt dafür regelmäßig zwischen der Mainmetropole und Großbritannien hin und her. Der Lohn für den Aufwand: Er ist Teil der Trainingsgruppe um Europameister Robbie Grabarz.
„Birmingham – das hört sich weiter an als es ist“, sagt Martin Günther. Und rechnet vor. „Fünf Minuten bis zum Flughafen, einchecken, einsteigen, 90 Minuten Flug und schon bin ich da.“ Seiner Rechnung nach geht das schneller als von Frankfurt nach Berlin. Und bedeutet doch eine große Umstellung.Seit sechs Wochen trainiert der Hochspringer, der in der Halle eine Bestleistung von 2,30 Metern hat, nun unter Fuzz Ahmed in Birmingham und pendelt dafür im Zwei-Wochen-Rhythmus. Der Brite, der selber 2,21 Metern hoch gesprungen ist, gilt als Erfolgscoach auf der Insel, hat er doch aus Robbie Grabarz einen Europameister und Olympiamedaillen-Gewinner geformt, der in London 2012 nicht nur Bronze holte, sondern inzwischen auch den britischen Rekord mit 2,37 Metern hält. „Ein super Springer“, sagt Martin Günther. Und sein neuer Trainingspartner.
Es ist das erste Mal in seiner Karriere, dass er Teil einer reinen Hochsprunggruppe ist. Sechs Springer, alle im Niveau zwischen 2,25 und 2,37 Metern. „Da wird jede Einheit zu einem Wettkampf.“ Eine Umstellung, aus der er eine ganze neue Form der Motivation zieht. „Das pusht mich ungemein.“
„120 Prozent Hochsprung“
Zudem findet alles unter einem Trainer statt, der alle Einheiten ausschließlich dem Hochsprung unterordnet. „120 Prozent Hochsprung“ nennt Martin Günther das Konzept von Fuzz Ahmed und meint damit: „Jede Übung ist technisch, schnell und insgesamt hochwertig.“
Dabei trennte sich Martin Günther nicht freiwillig von seinem ehemaligen Trainer Philipp Schlesinger. Die Zusammenarbeit wurde nicht mehr genehmigt. Warum genau, dazu will Martin Günther nichts sagen, nur so viel: „Ich hätte gerne weiter unter ihm trainiert.“
Kontakt seit 2011
Da was es das sprichwörtliche Glück im Unglück, dass er in Fuzz Ahmed kurzfristig einen neuen Trainer fand. Der Kontakt besteht jedoch bereits seit Herbst 2011, als Günther ihn bei einem Sprung-Symposium in Köln kennen lernte. „Ich hatte damals technische Probleme nach meinem Achillessehnenriss.“ Von den Tipps des Briten war der Frankfurter damals schon so angetan, dass er den Kontakt hielt. Der ist inzwischen so eng, dass Martin Günther in den zwei Wochen, die er monatlich in Birmingham verbringt, im Haus des Trainers wohnt.
„Ich erhoffe mir von dem Trainerwechsel einen neuen Aufschwung für Martin“, sagt Bundestrainerin Brigitte Kurschilgen. Martin Günther umschreibt seine Erwartungen ähnlich vorsichtig. „Bei dem ganzen Aufwand soll da schon ein gescheites Ergebnis bei rumkommen.“ Öffentlich konkreter zu werden, fällt ihm schwer. „Ich bin da vorsichtig geworden.“
Kein kompletter Wechsel
Kein Wunder, schließlich liegen hinter ihm zwei Jahre, in denen er nach seinem Achillessehnenriss im Februar 2011 nie ganz verletzungsfrei war. Gescheit, das wäre für ihn deshalb erstmal eine neue Bestleistung unter freiem Himmel. Denn während er 2010 in der Halle bereits 2,30 sprang, kam er draußen noch nicht über 2,24 Meter hinaus.
So war es auch in diesem Jahr, was mit 2,24 Metern in Eppingen gut begann. Aber dann schmerzte der Fuß. „Von der Form her, hätte höher springen müssen.“
Heute ist er beschwerdefrei. „Ich fühle mich viel frischer als früher und muss überraschenderweise auch nicht mehr so oft zum Physio.“
Einen kompletten Wechsel von Frankfurt nach Birmingham schließt er dennoch aus. „Das will ich nicht“, sagt Martin Günther. Einer der Gründe ist sein Job als Polizist in Frankfurt. „Die Arbeit macht mir Spaß und ich bin froh, dass ich nebenbei meinen Sport so gut ausüben kann.“ Außerdem sei Frankfurt sein Zuhause. „Das will ich nicht aufgeben.“ Und Frankfurt und Birmingham – so weit ist das ja auch nicht.