Gustav Disse feiert 80. Geburtstag
Den Kontakt zur Leichtathletik hat Gustav Disse (TV Wattenscheid) trotz gesundheitlicher Beschwerden nicht verloren. Zuletzt sah man den dreifachen deutschen Marathonmeister (1956, 1957 und 1959) am 31. August bei der Langstrecken-Veranstaltung seines Vereins in Bochum, als er Jan Fitschen und Eleni Gebrehiwot bei ihren überlegenen Erfolgen über 10 Kilometer zujubelte. Am Samstag (28. September) feiert er seinen 80. Geburtstag.
Wenn Gustav Disse die diesjährige DLV-Bestenliste durchblättert, kommt er ins Grübeln. Mit seinen Bestenzeiten von 14:07,4 Minuten über 5.000 Meter, 29:24,4 Minuten über 10.000 Meter und 2:24:51 Stunden im Marathonlauf, die er Anfang der 60iger Jahre erzielte, würde er immer noch zu den besten deutschen Langstrecklern zählen.„Einerseits freue ich mich, dass ich mit meinen Zeiten immer noch vorne mitmischen könnte. Andererseits ist es traurig, dass das Leistungsniveau im DLV, abgesehen von einigen Ausnahmen, schon seit Jahren stagniert. Dabei muss man bedenken, unter welchen schlechten Bedingungen wir damals trainiert haben“, betont Gustav Disse.
Der einstige Marathonmeister war früher im Bergbau tätig. Er hatte damals einen Drei-Schichten-Dienst und musste auch samstags arbeiten. Da war es für ihn oft schwierig, Arbeit und Sport miteinander zu koordinieren: „Das Schlimmste war jedoch, dass ich nie ausgeruht ins Training gegangen bin.“
Unvorstellbare Intervall-Läufe
Neben der körperlichen Herausforderung unter Tage absolvierte Gustav Disse damals noch ein knüppelhartes Training. 800 bis 1.000 Kilometer spulte er pro Monat herunter. Darin eingeschlossen waren solch unvorstellbare Intervall- Programme wie 100x200 Meter in jeweils 38 Sekunden mit recht kurzen Trabpausen. „Wir lebten damals noch in der Emil-Zatopek-Ära. Da kannten wir nichts anderes, und haben unsere Methoden auch nie in Zweifel gezogen“, erläutert Gustav Disse.
Neben seinen drei deutschen Marathontiteln stellte der 15-fache Länderkampf-Titelnehmer 1962 in Witten mit 19.441 Meter im Stundenlauf und 1:01:41 Stunden über 20 Kilometer zwei deutsche Rekorde in einem Rennen auf. Pech hatte Gustav Disse 1960, als er wegen einer Achillessehnen-Operation ein halbes Jahr aussetzen musste und dadurch die Teilnahme an den Olympischen Spielen in Rom (Italien) verpasste.
Trainer von erfolgreichen Athleten
1966 beendete der Bochumer im Alter von 33 Jahren seine Laufbahn. Er studierte danach an der Sporthochschule Köln und unterrichtete bis 1993 als Sportlehrer an einer Hauptschule in Bochum.
Trotzdem engagierte sich Gustav Disse, der seit 1967 dem TV Wattenscheid angehört, weiter in der Leichtathletik. Er wurde Trainer und betreute u.a. so erfolgreiche Läufer wie Manfred Lubba, Hans- Dieter Schulten, Willi Wagner, Wolf-Dieter Poschmann, Winfried Hellweg, Günther Korb und Tono Kirschbaum.
1998 übernahm er in Bochum den Vorsitz des Kreis-Leichtathletik-Ausschusses, den er vor drei Jahren aus Altersgründen abgab. Als Ehren-Vorsitzender des Kreises Bochum ist er jedoch weiter in das Leichtathletik-Geschehen eingebunden, und das soll in Zukunft auch weiter noch so bleiben.