Guy Ontanon mischt sich in den Cofidis-Skandal ein
Der Doping-Skandalverdacht um den französischen Radrennstall "Cofidis", für den unter anderem der spanische Straßen-Weltmeister Igor Astarloa und der schottische Zeitfahr-Weltmeister David Millar fahren, sorgte auch in Leichtathletik-Kreisen für einige Unruhe.
In Frankreich ist der Radsport-Dopingskandal jetzt auch bei den Leichtathleten ein Thema (Foto: Klaue)
Guy Ontanon, Trainer von Christine Arron und Muriel Hurtis, die mit der 4x100-Meter-Staffel Gold bei der WM 2003 gewannen, brach eine Lanze für Dr. Jean-Claude Menuet: "Ich habe vollstes Vertrauen zu ihm, genauso wie meine Athleten." Sie haben ihn in der Vergangenheit regelmäßig konsultiert.Die Sportzeitung "L'Equipe" hatte ein ausführliches Interview veröffentlicht, in dem der nach seinem Dopinggeständnis bei "Cofidis" entlassene Profi Philippe Gaumont auch David Millar schwer belastete. Philippe Gaumont berichtete, dass sich der Schotte auf seinen Sieg beim zweiten Zeitfahren der Tour de France 2003 mit verbotenen Mitteln vorbereitet habe. Jean-Claude Menuet, Teamarzt bei "Cofifis", soll derlei Praktiken geduldet und zum Teil sogar unterstützt haben. Gaumont selber sei von ihm aufgefordert worden, Medikamenten-Reste der speziellen "Millar-Präparation" vor einem Zeitfahren zu benutzen.
Dossier
In dem 3000 Seiten umfassenden Dossier des Untersuchungsrichters, aus dem "L'Equipe" einige Passagen veröffentlicht hatte, werden neben Dr. Jean-Claude Menuet auch der medizinische Leiter des französischen Radsport-Verbandes, Armand Mégret, und weitere verdächtige Personen schwer belastet. Von verbotenen Präparaten ist die Rede: EPO, Kokain, Testosterone, Wachstumshormone und das offensichtlich vor Zeitfahren angewendete Actovegin, ein auf der Dopingliste stehendes Rheumamittel, das laut Philippe Gaumont in Deutschland aufgetrieben worden sei.
"Die Politik von Menuet sieht so aus, dass er dir nie ein verbotenes Mittel verschreiben würde", hat Philippe Gaumont vorm Richter ausgesagt, "aber wenn du diese Produkte haben möchtest, dann berät er dich nicht nur, nein, er besorgt sie dir auch."
Betroffenheit
Guy Ontanon, der mit seiner Gruppe jetzt nach Guadeloupe, der Ex-Heimat von Christine Arron und Muriel Hurtis, geflogen ist, bezichtigte ihn daraufhin der Lüge. Er sei sehr betroffen von diesen Verdächtigungen und seine Schützlinge auch, zu denen neben den beiden Top-Sprinterinnen auch der Kurzstreckler Ronald Pognon und der Zehnkämpfer Laurent Hernu zählen. "Alle haben ihn um Rat gefragt bei Ernährungsfragen, und er hat keinem irgendein verbotenes Mittel empfohlen", betonte Guy Ontanon, "das Gegenteil war der Fall: er hat uns stets davor gewarnt, andere Produkte als seine eigenen zu benutzen."
Philippe Gaumont schenkt er deshalb keinen Glauben. Er kenne Dr. Menuet schon seit langer Zeit. Denn beide stammen aus der Region Picardie, im Norden Frankreichs, zwischen Nord-Pas-de-Calais und Ile-de-France gelegen. "Keiner meiner Athleten hat die Absicht, die Zusammenarbeit mit ihm zu beenden", unterstrich Guy Ontanon noch mal, "wir sind alle sehr betroffen, dass er in den Fall hineingezogen worden ist."