Hagen Pohle: „War ein wichtiger Schritt"
Bestzeit, erster DM-Titel bei den Männern und zwei weitere Goldmedaillen: Hagen Pohle (SC Potsdam; 1:22:37 h) hat am Sonntag in Naumburg bei den Deutschen Meisterschaften im 20 Kilometer Gehen ordentlich abgeräumt. Im Interview berichtet der 21-Jährige von der zweiten Luft, den Herausforderungen beim Wechsel in die Männerklasse und ambitionierten internationalen Zielen.

Hagen Pohle:
Na, auf jeden Fall sehr gut! Das ist ein tolles Gefühl. Und die Zeit hat auch gestimmt. Ich habe heute ja eine Menge Medaillen bekommen: Deutscher Meister, U23-Meister, Meister mit der Mannschaft… Ich war Dauergast auf dem Podium.
Haben Sie im Vorfeld mit dem Sieg geliebäugelt? In Christopher Linke hatten Sie ja einen starken Konkurrenten…
Hagen Pohle:
Ich wusste, dass Christopher nicht in Topform ist und ein paar Wochen nicht trainieren konnte. Wir sind in einer Trainingsgruppe und absolvieren eigentlich alle Trainingseinheiten zusammen. Ich habe mitbekommen, wie es ihm geht, und habe daher schon mit dem Titel geliebäugelt. Andererseits weiß man bei Chris nie so genau, was er auf einmal raushaut.
Hatten Sie sich für das Rennen eine Taktik zurecht gelegt?
Hagen Pohle:
Eigentlich wollte ich nur die Leistung von Podebrady [Anm. d. Redaktion: 1:22:58 h] bestätigen und habe mich nur auf die Zeit konzentriert. Ich bin ein wenig langsamer angegangen als sonst, weil ich in Podebrady zum Schluss etwas eingebrochen bin. So wollte ich Kraft für die zweite Hälfte sparen.
Was haben Sie gedacht, als Christopher Linke nach rund zwölf Kilometern abreißen lassen musste?
Hagen Pohle:
Das hat mir auf jeden Fall einen Schub gegeben und zusätzliche Kraft. Denn so locker lief es eigentlich nicht und ich hatte schon gedacht, dass ich ganz schön kämpfen muss. Aber danach war ich noch mal extra motiviert.
Anschließend sind Sie viele Kilometer gemeinsam mit dem Gesamtsieger Quentin Rew aus Neuseeland gegangen. Wussten Sie, dass er ein ähnliches Leistungsvermögen hat wie Sie?
Hagen Pohle:
Nein, gar nicht! Ich glaube, den kannte vorher auch nicht wirklich einer. Das war für uns schon überraschend, dass der da auf einmal vorne dabei war. Auf den letzten drei Kilometern hat er noch mal angezogen, da konnte ich nicht mithalten.
In Naumburg werden die 20 Kilometer auf einem einen Kilometer langen Rundkurs absolviert. Wie schafft man es, da nicht den Überblick zu verlieren?
Hagen Pohle:
Naja, man weiß ja ungefähr anhand der Zeit, wie viele Kilometer man schon absolviert hat. Die Kampfrichter zählen auch gut mit, die kommen vor dem Start zu den einzelnen Athleten und zeigen: Ich zähle deine Runden.
Als U18-Weltmeister und U20-Europameister haben Sie schon im Nachwuchsbereich auf sich aufmerksam gemacht. War das jetzt der Durchbruch in der Männerklasse?
Hagen Pohle:
Ganz so würde ich das nicht sehen. Da fehlt schon noch ein Stück bis ganz nach vorne. Aber es war ein wichtiger Schritt.
Wie schwer war es, in der Aktivenklasse und auf den längeren Strecken Fuß zu fassen?
Hagen Pohle:
Das war schon eine große Umstellung! Man weiß zwar rein theoretisch, dass es etwas anderes ist, aber so richtig merkt man das erst im Wettkampf. Da rächt es sich viel eher, wenn man zu schnell angeht. Im vergangenen Jahr bin ich im März in China 1:23:18 Stunden gegangen. Aber beim anschließenden Weltcup in Russland bin ich richtig eingebrochen, da wollte ich zu viel. 2012 war schwer für mich, weil es keinen wirklichen internationalen Höhepunkt gab.
Das wird in diesem Jahr anders. Die Norm für die U23-EM haben Sie deutlich unterboten. Spukt jetzt vielleicht sogar die WM in Moskau im Hinterkopf?
Hagen Pohle:
Die Norm von 1:21:45 Stunden ist noch ziemlich weit weg. Auch wenn die Steigerung auf den Kilometer runtergerechnet vielleicht nicht so groß erscheint, ist das doch sehr anstrengend. Wenn’s klappt wäre es natürlich gut, aber darauf liegt nicht das Hauptaugenmerk.
Das liegt auf der U23-EM. Was trauen Sie sich denn in Tampere zu?
Hagen Pohle:
Es kommt immer darauf an, wer wirklich dort startet. Vielleicht verzichten einige Athleten wegen Moskau. Wir müssen auch schauen, wie die Bedingungen vor Ort so sind. Aber die Top Fünf sind das Ziel – wenn nicht sogar eine Medaille.
Hagen Pohle marschiert zum DM-Titel