Haile Gebreselassie knackt Weltrekord in Berlin
Der Äthiopier Haile Gebreselassie hat sein Vorhaben wahrgemacht und beim 34. Berlin-Marathon mit 2:04:26 Stunden einen neuen Weltrekord aufgestellt. Damit war er 29 Sekunden schneller als Paul Tergat (Kenia), der ebenfalls in Berlin im Jahr 2003 Weltrekord mit 2:04:55 Stunden gelaufen war. Bei den Frauen gewann Vorjahressiegerin Gete Wami (Äthiopien) in 2:23:17 Stunden. Einen Super-Einstand auf der Marathonstrecke hatte Irina Mikitenko (TV Wattenscheid 01), die in 2:24:51 Stunden Zweite wurde.

Haile Gebrselassie erfüllte sein Weltrekord-Vorhaben (Foto: Chai)
Die erste Frage hatte sich schon am Start positiv für das geplante Weltrekord-Unternehmen beantwortet. Der befürchtete Regen, noch am Vortag Feind der Inlineskater, blieb aus. Bei Temperaturen von zwölf Grad, später 15 Grad, bei einer Luftfeuchtigkeit von 75 Prozent und nur geringem Wind herrschten fast optimale Bedingungen. Die zweite Frage, ob es ein Weltrekord werden würde, musste der Äthiopier selbst beantworten.Fünf Hasen scharten sich am Anfang um Haile Gebreselassie, vier aus Kenia und einer, Wondimu Eshetu, aus Äthiopien. Der Veranstalter um Renndirektor Mark Milde hatte im Vorfeld nichts unversucht gelassen, um den Äthiopier bei seinem Vorhaben zu unterstützen. Drei Hasen sollten bis mindestens Kilomter 30 führen, und zwei andere diese drei Hasen anfangs unterstützen. Natürlich hätten sich auch andere in diese Spitzengruppe einbringen können, doch keiner wagte das bei dem von Beginn an flotten Tempo. Die Spitze passierte die ersten zehn Kilometer nach 29:27 Minuten, war bei 15 Kilometern in 44:14 Minuten, bei 20 Kilometern in 59:08 Minuten und beim Halbmarathon in 1:02:08 Stunden.
In der Verfolgung befand sich anfangs eine Riesengruppe von fast zwanzig Läufern, die aber dann spürbar abbröckelte. In ihr auch der als recht stark eingeschätzte Berlin-Sieger von 2005, Philipp Manyim (Kenia). Beim Halbmarathon ist immer die Möglichkeit, ein Zwischenresümee zu ziehen. Und das hieß: Haile Gebrselassie lag mit 62:29 Minuten deutlich unter der Vergleichsmarke des alten Weltrekords von 63:01 Minuten. Doch das war noch keine Garantie für einen neuen Weltrekord, denn Paul Tergat hatte in seinem Rennen 2003 an gleicher Stelle langsamer angefangen und später aufgedreht, auch mit Hilfe seines "Edelhasen" Sammy Korir (Kenia), der ihm bis auf die Ziellinie folgte.
Ab Kilometer 30 auf sich gestellt
Wie würde es diesmal werden? Sammy Korir hatte seinen Start wegen Gesundheitsproblemen absagen müssen, also ein starker Konkurrent weniger. Direkt nach dem Halbmarathon hatten zwei Hasen ihre Schuldigkeit getan, nun waren es nur noch drei Hasen um den Weltrekordjäger. Und der nächste musste auch bald passen, so dass nur noch Hamburg-Sieger Rodgers Rop (Kenia) und Eshetu Wondimu (Äthiopien) bei Haile Gebreselassie waren.
Zwischendurch eine Schrecksekunde, weil es fast eine Kollision mit einem Handbiker gegeben hätte. Doch es ging glimpflich ab. Aber die Hoffnung, dass die "Hasen" noch mehr "Benzin" im Lauftank haben und länger als 30 Kilometer führen würden, erfüllte sich nicht. Bei Kilometer 30 verabschiedeten sich die beiden letzten "Hasen" und von nun war der Weltrekordjäger allein. In der Verfolgung befanden sich zu diesem Zeitpunkt noch zwei Athleten: Philip Manyim (Kenia) und Abel Kirui (Kenia). Mit einem Rückstand von einer Minute war es nicht ganz aussichtslos, noch weiter zum Führenden vorzukommen, konnte man denken. Aber dazu war dann Haile Gebreselassie doch zu stark, ließ nichts mehr anbrennen.
Falk Cierpinski zufrieden
Nachdem es zwischenzeitlich etwas langsamer wurde, fing er sich dann. Und als ihm vom Umfeld signalisiert wurde, dass es für den Weltrekord reichen würde, lief er konzentriert bis ins Ziel. Nach 2:04:26 Stunden durfte er jubeln: Sieg und neuer Weltrekord. Ebenfalls persönliche Bestzeit lief als Zweiter der Kenianer Abel Kirui mit 2:06:51 Stunden.
Weniger gut lief es für den vorher als stärksten Deutschen eingeschätzten Alexander Lubina. Der wollte einen richtig guten Marathon hinlegen, möglichst die Olympianorm von 2:15 Stunden knacken. Dazu hatte der Wattenscheider als prominenten Hasen seinen Teamkameraden Jan Fitschen gewonnen. Der lief bis Halbzeit vornweg, aber mit 1:06:52 Stunden war es vielleicht einen Tick zu schnell.
Denn dann war Alexander Lubina ganz allein, und man sah es ihm bald an, dass es ihm schwer fiel. Der Hallenser Falk Cierpinski dagegen war mit seinem Lauf zufrieden, wurde in 2:19:06 Stunden als 23. bester Deutscher.
Klarer Sieg für Gete Wami
Bei den Frauen war von vornherein klar, dass es diesmal keinen neuen Weltrekord geben würde. Dafür ist die bestehende Bestmarke von Paula Radcliffe (Großbritannien; 2:15:25 h) zu gut. Aber trotzdem wollte Vorjahressiegerin Gete Wami (Äthiopien) nicht nur gewinnen, sondern auch schnell laufen. Und von Beginn an war sie allein vorn, nur von einem persönlichen Tempomacher begleitet. Hinter ihr waren lange Zeit die Japanerin Naoko Sakomoto und die Kenianerin Helena Kirop die Verfolgerinnen, Irina Mikitenko lag die größte Zeit über auf dem fünften Rang, dort allerdings schon mit Sicht auf eine schnelle Debützeit.
Gete Wami wurde bei Kilometer zehn mit 33:19 Minuten gestoppt, bei Kilometer 20 mit 66:41 Minuten. Da konnte man schon eine schnelle Endzeit voraussehen. Und die gelang ihr dann auch mit 2:23:17 Stunden.
War dieser Sieg erwartet, war das Debüt von Irina Mikitenko doch mit einigen Unwägbarkeiten verbunden. Auch sie selbst wusste nicht, wie sich der Marathon gestalten würde. Aber als sie am Schluss immer stärker wurde, die vor ihr liegenden Athletinnen außer Gete Wami alle überholte, war das glückliche Ende vorprogrammiert. Und dafür leistete auch ihr kenianischer Hase Kiptum Rop seinen gehörigen Teil. Nach 2:24:52 Stunden konnte sich Irina Mikitenko nicht nur über den zweiten Platz, sondern noch mehr über eine tolle Zeit freuen.
Stimmen aus Berlin - "Der wichtigste Weltrekord"