Haile Gebrselassie lässt Karriere ausklingen
Der Abschied von der großen Bühne ist besiegelt: "Ich will den Jungen nicht den Platz stehlen", sagt Läuferstar Haile Gebrselassie (Äthiopien) und verzichtet gut vier Monate vor den Sommerspielen in London (Großbritannien; 27. Juli bis 12. August) auf den erneuten Anlauf zur Olympia-Qualifikation im Marathon.
Sein Manager Jos Hermens bestätigte am Mittwoch dem Sport-Informations-Dienst (SID), dass der 38 Jahre alte Äthiopier nach dem im Jahr 2010 noch einmal revidierten Rücktritt nicht mehr an Olympischen Spielen oder Weltmeisterschaften teilnehmen wird."Haile wird nach der in Tokio in 2:08:17 Stunden verpassten London-Norm und vielen besseren Zeiten seiner Landsleute in diesem Jahr keinen Anlauf mehr starten. Auch auf der Bahn wird Haile nicht mehr bei einem internationalen Großereignis zu sehen sein. Aber er wird zum Spaß wohl noch bis 2014 Rennen ohne großen Leistungsdruck bestreiten", sagte Jos Hermens.
Jüngere holen sich Olympia-Tickets
Die Einsicht, es besser bleiben zu lassen, dämmerte über mehrere Wochen. "Haile war nach dem schnellen Rennen der anderen in Dubai schon klar, dass aus seinen Olympiaträumen nichts wird", sagt der niederländische Manager, selbst einmal Inhaber des Weltrekordes im Stundenlauf. "Jetzt ist die Einsicht endgültig da."
Im nahezu perfekten Rennen am 27. Januar im Emirat waren erstmals in einem Marathon acht Läufer unter 2:06 Stunden geblieben, darunter allein sieben seiner Landsleute. Am 2. März wurden dann Sieger Ayele Absehro (2:04:23), Dino Sefir Kemal (2:04:50), Markos Geneti (2:04:54) und Tadese Tola (2:05:10) vom äthiopischen Verband für Olympia vornominiert.
Laufidol will weiter laufen
Jos Hermens sagt zur Situation des Mannes, der im September 2008 in Berlin seinen Marathon-Weltrekord auf 2:03:59 Stunden verbessert hatte (heute 2:03:38 h durch den Kenianer Patrick Makau): "Mit den Zeiten der neuen Generation kann Haile nicht mehr mithalten. 2011 und 2012 sind schon zu viele im Bereich 2:04 gelaufen. In einem optimalen Rennen könnte Haile vielleicht noch einmal 2:05 erreichen - aber bei starker Konkurrenz würde er vielleicht nur Neunter werden."
Ganz aufzuhören war für den zweimaligen Olympiasieger und viermaligen Weltmeister über 10.000 Meter keine Option. "Lass' mich noch ein paar Jahre bei interessanten Rennen laufen", schlug er seinem Manager vor und diesem war klar: "Viele Veranstalter wollen den Läufer mit dem großen Namen gern weiter vorzeigen. Und Haile hat immer noch Spaß am Laufen."
Verfolgungsrennen mit Paula Radcliffe
Drei Tage vor seinem 39. Geburtstag startet Haile Gebrselassie, bis 2004 fast zehn Jahre Inhaber der Weltrekorde über 5.000 und 10.000 Meter, am 15. April in Wien (Österreich) beim Halbmarathon über 21,1 Kilometer. Dort hatte er 2011 in guten 60:18 Minuten gewonnen. Dieses Jahr kommt es zu einem Verfolgungsrennen mit Paula Radcliffe. Die britische Marathon-Weltrekordlerin erhält im "Champions Race" einige Minuten Vorgabe bei ihrem Olympia-Test für die 42,195 Kilometer im Sommer in London.
Haile Gebrselassies Traum vom Olympia-Marathon war schon 2008 geplatzt. Er hatte sich zwar intensiv auf die 42,195 Kilometer in Peking (China) vorbereitet, dann aber wegen der von ihm heftig kritisierten Luftverschmutzung verzichtet. Kurzfristig stieg er auf die 10.000 Meter und wurde Sechster beim Doppelsieg seiner Landsleute Kenenisa Bekele (Olympischer Rekord in 27:01,17 Minunten) und Sileshi Sihine.
Quelle: Sport-Informations-Dienst (sid)