Rüdiger Nickel – "Berechtigte Erwartungen erfüllt"
Es ist Halbzeit bei den Leichathletik-Weltmeisterschaften in Paris. Zeit für ein Zwischenfazit. Dieses zog heute Vormittag der für den Leistungssport zuständige DLV-Vize-Präsident Rüdiger Nickel: "Wir hatten viele unglückliche Momente, uns aber sicher in dem ein oder anderen Bereich mehr versprochen. Aber wenn man sich die Fakten vor der WM anschaut – und da spreche ich von der bereinigten Weltbestenliste – dann haben wir das erreicht, was berechtigt zu erwarten war."
Rüdiger Nickel zog heute ein Zwischenfazit. (Foto: Klaue)
Es sei indes nicht befriedigend, dass "die Jungen noch nicht soweit sind, in die Fußstapfen der ganz Großen treten zu können." Zudem habe man erkennen können, "dass wir in dem ein oder anderen Bereich sehr weit weg sind von der Weltspitze." Immerhin in den Würfen zählt der DLV weiter zu den stärksten Verbänden. "Auch wenn jetzt Nationen wie die Weißrussen vorne sind, die man nicht vorne erwarten konnte", so Nickel. Im Wurfbereich erschreckt was ganz anderes
Auf die Frage eines Journalisten, ob es nicht erschreckend sei, dass allerdings auch bei den deutschen Werfern ein Abfall zu beobachten sei, entgegnete Nickel vielsagend: "Im Wurfbereich erschreckt mich was ganz anderes." Allerdings, so räumte er ein, bereite ihm die Frage, was nach beispielsweise Lars Riedel und Franka Dietzsch komme, Sorgen. Im Speerwurf und im Kugelstoßen seien dagegen Athleten da, die den Anschluss geschafft hätten.
Auch der fünfmalige Diskus-Weltmeister und diesjährige WM-Vierte Lars Riedel wurde nach seinem Zwischenfazit gefragt: "Uns fehlt die Würze, nämlich die Medaillen", bilanzierte der Chemnitzer. "Vielleicht hätte eine Medaille am Anfang das Ganze ankurbeln können." Gleichzeitig äußerte er die Hoffnung auf eine "zweite Hälfte, die es in sich hat".
Kein Schönreden
Rüdiger Nickel widersprach der Auffassung, dass derzeit die deutschen Leistungen schöngeredet würden. "Es ist die Frage, von welchem Status man ausgeht. Wenn die Nulllinie Sevilla ist, dann kann man von schönreden sprechen. Nimmt man aber den gegenwärtigen Stand, ist das erreicht worden, was zu erwarten war." Außerdem verwies er auf die vielen verletzt fehlenden Athleten wie Nils Schumann und Grit Breuer (kein Einzelstart). "Das ist nahezu eine komplette Europacup-Mannschaft."
Zur Frage, wer im zweiten WM-Teil noch für eine Überraschung gut ist, wollte sich der Funktionär nicht äußern: "Ich möchte durch Namensnennung niemanden unter Druck setzen."
Kein Nuller wertvoller als der andere
Bezüglich des kläglichen Ausscheidens der beiden deutschen Stabhochspringer (nur Tim Lobinger steht im Finale) und speziell des "Salto Nullos" von Richard Spiegelburg erklärte Nickel: "Also zunächst Mal ist es ja so, dass es die Entscheidung der Athleten ist, wann sie in den Wettkampf einsteigen. Für mich spielt es letztlich keine Rolle, ob jemand bei 60 anfängt und drei Nuller macht oder bei 35. Das Ergebnis ist identisch. Da möchte ich nicht differenzieren, ob die Null von dem mehr wert ist als die von dem." Hintergrund der Diskussion ist, dass Europameister Alexander Averbukh (Israel) und der französische Mitfavorit Romain Mesnil bei 5,60 bzw. 5,70 Metern mit einem Salto Nullo ausgeschieden sind, während Richard Spiegelburg dieses Schicksal schon bei 5,35 Metern ereilte.