Hall of Fame des deutschen Sports vorgestellt
Im Beisein von Bundespräsident Horst Köhler, dem Schirmherrn der Stiftung, ist am Dienstag in Berlin die von der Deutschen Sporthilfe begründete „Hall of Fame des deutschen Sports“ öffentlich vorgestellt worden. Unter den aufgenommenen Sportlern sind auch vier Leichtathleten.
Die Mitglieder wurden von der Stiftung Deutsche Sporthilfe (DSH), dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) und den Mitgliedern des Verbands Deutscher Sportjournalisten (VDS) vorgeschlagen und von einer 25-köpfigen Jury mit Bundesinnenminister Dr. Wolfgang Schäuble an der Spitze berufen. Die nächste Aufnahme von weiteren drei Persönlichkeiten erfolgt am 31. Mai bei der Verleihung der Goldenen Sportpyramide in Berlin.„Die Hall of Fame des deutschen Sports schafft ein bleibendes Forum für die großen Athletinnen und Athleten unseres Landes, und sie erinnert gleichzeitig an die Zeit, in der sie gelebt und deutsche Sportgeschichte geschrieben haben“, sagte Ann Kathrin Linsenhoff, Vorsitzende des Vorstands der Stiftung Deutsche Sporthilfe, bei der Gründungsfeier im Deutschen Historischen Museum in Berlin.
Viele Gäste bei Feierlichkeiten
300 Gäste aus Politik, Sport sowie zahlreiche Angehörige aus den Familien der posthum geehrten Persönlichkeiten wohnten den Feierlichkeiten bei. In deren Zentrum stand die Rede von Prof. Thomas Mergel, Professor für die Europäische Geschichte des 20. Jahrhunderts an der Humboldt-Universität zu Berlin. Er sprach über „Kollektive Erinnerung und historisches Bewusstsein: Sportgeschichte als deutsche Geschichte“ und bezeichnete die Hall of Fame des deutschen Sports als einen Platz „der steten Auseinandersetzung, des Streits, der unterschiedlichen Erinnerungen“.
Die Biographien der 40 Mitglieder der Hall of Fame seien „so unterschiedlich wie der deutsche Sport in seiner Geschichte“, und darin offenbare sich die „Gebrochenheit und Widersprüchlichkeit der deutschen Geschichte“. Prof. Thomas Mergel sagte: „Es zeigt sich aber in der Auswahl auch das Bewusstsein und der Wille, nicht nur an das eine zu erinnern und das andere zu verschweigen.“
Der Kritik stellen
Zuvor hatte Hans Wilhelm Gäb als Vorsitzender des Aufsichtsrats der Sporthilfe über die Schwierigkeiten gesprochen, Berufungen in die Ehrenhalle des deutschen Sports in moralisch und politisch unangreifbarer Weise vorzunehmen. Sporthilfe und Jury müssten sich im Einzelfall selbstverständlich auch der Kritik stellen. Zum Beispiel sei sich die Sporthilfe von Anfang an „der Problematik der Verbindung des NS-Staates mit herausragenden Sportlern und deren Nutzung durch das Regime“ bewusst gewesen.
Wilhelm Gäb sagte: „Würden wir aber die in dieser Zeit erfolgreichen Athleten, die unvermeidlich mit dem NS-System in Berührung gekommen sind, generell ausgrenzen oder nur Widerstandskämpfer ehren, so trüge ein so pauschales Urteil den Makel der Selbstgerechtigkeit und wäre vom Hochmut einer Generation gekennzeichnet, die das Glück hatte, in einer Demokratie aufzuwachsen.“
Kein fester Standort
Stellvertretend für die acht noch lebenden Mitglieder dankte Hans Günter Winkler, weltweit erfolgreichster Springreiter bei Olympischen Spielen, der Sporthilfe und der Jury für „den Mut zu dieser Einrichtung, die dem deutschen Sport Ehre machen wird.“
Die Sporthilfe plant derzeit keinen festen Standort für die Hall of Fame. Parallel zur Gründungsfeier, bei der ein ZDF-Film alle 40 Mitglieder vorstellte, wurde die Internetseite www.hall-of-fame-sport.de frei geschaltet, die alle berufenen Persönlichkeiten in Text und Bild würdigt.
Zudem arbeitet der Maler Hans Borchert an einer Galerie mit Porträts, die zum Teil in Berlin ausgestellt wurden. Im Herbst 2008 folgt ein Buch mit den Lebens- und Erfolgsgeschichten der Hall of Fame-Mitglieder. Für 2009 ist dann eine interaktive und pädagogisch orientierte Wanderausstellung vorgesehen, die auf einer Tour quer durch Deutschland an die Großen des deutschen Sports erinnert.
40 Mitglieder der "Hall of Fame des deutschen Sports" (Stand: Februar 2008)
Adam, Karl (2), Rudern (1912 bis 1976)
Aussem, Cilly (2), Tennis (1909 bis 1963)
Bantz, Helmut (2), Turnen (1921 bis 2004)
Beckenbauer, Franz (1), Fußball (*1945)
Brand, Heiner (1), Handball (*1952) Braun, Johannes (Hanns) (2), Leichtathletik (1886 bis 1918)
Caracciola, Rudolf (2), Motorsport (1901 bis 1959)
Casmir, Erwin (2), Fechten (1895 bis 1982)
Cramm, Gottfried von (2), Tennis (1909 bis 1976)
Daume, Willi, DSB/DSH/NOK (1913 bis 1996)
Dietrich, Wilfried (2), Ringen (1933 bis 1992)
Frömming, Hans (2), Trabfahren (1910 bis 1996) Germar, Manfred (1), Leichtathletik (*1935)
Graf Berghe von Trips, Wolfgang (2), Motorsport (1928 bis 1961) Harbig, Rudolf (2), Leichtathletik (1903 bis 1944)
Herberger, Sepp (2), Fußball (1897 bis 1977)
Jaenecke, Gustav (2), Eishockey (1908 bis 1985)
Kilian, Gustav (2), Radsport (1907 bis 2000)
Klimke, Reiner (2), Reiten (1936 bis 1999)
Lasker, Emanuel (2), Schach (1868 bis 1941)
Matthes, Roland (1), Schwimmen (*1950) Mickler-Becker, Ingrid (1), Leichtathletik (*1942)
Mittermaier-Neureuther, Rosi (1), Ski Alpin (*1950)
Neckermann, Josef, DSH/Dressurreiten (1912 bis 1992)
Opel, Georg von (2), DOG/DSH (1912 bis 1971)
Rademacher, Erich (Ete) (2), Schwimmen (1901 bis 1979)
Richter, Albert (2), Radsport (1912 bis 1940)
Schäfer, Gustav (2), Rudern (1906 bis 1991)
Schmeling, Max (1), Boxen (1905 bis 2005)
Schön, Helmut (2), Fußball (1915 bis 1996)
Schuhmann, Carl (2), Turnen/Ringen (1869 bis 1946)
Schwarzmann, Alfred (2), Turnen (1912 bis 2000)
Seelenbinder, Werner (2), Ringen (1904 bis 1944)
Seeler, Uwe (1), Fußball (*1936)
Stöpel, Kurt (2), Radsport (1908 bis 1997)
Stuhlfauth, Heiner (2), Fußball (1896 bis 1966)
Thiedemann, Fritz (2), Reiten (1918 bis 2000)
Walter, Fritz (2), Fußball (1920 bis 2002)
Weyer, Willi (2), DSB (1917 bis 1987)
Winkler, Hans Günter (1), Reiten (*1926)
(1): Preisträger der "Goldenen Sportpyramide"
(2): 29 neue Mitglieder
www.hall-of-fame-sport.de