Hall Of Fame: Ilke Wyludda als erste Athletin aufgenommen
Ilke Wyludda sagte am vergangenen Freitag beim Hallen-Meeting in Chemnitz vor heimischem Publikum endgültig Goodbye vom Leistungssport.
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Ilke Wyludda sagte am vergangenen Freitag beim Hallen-Meeting in Chemnitz vor heimischem Publikum endgültig Goodbye vom Leistungssport. In einer emotionalen Verabschiedung, bei der sie die 2000 Zuschauer mit Standing Ovations feierten, wurde die Diskuswerferin für ihre tollen sportlichen Leistungen noch einmal gewürdigt. Die 32-jährige trotzte im Laufe ihrer Karriere immer wieder erfolgreich Verletzungen und liess sich auch durch die verschiedenen immer wieder nötigen Operationen nicht von ihrem Weg abbringen. Ihren größten Erfolg feierte sie 1996 mit ihrem Olympiasieg in Atlanta. Bei den Europameisterschaften 1990 und 1994 stand sie ebenfalls ganz oben. Zwei Vize-Weltmeistertitel 1991 und 1995 sind weitere Meilensteine ihrer erfolgreichen Jahre als Leistungssportlerin. Ihren letzten großen internationalen Wettkampf bestritt Ilke Wyludda, die inzwischen als Physiotherapeutin ihre eigene Erfahrung an ihre Patienten weitergibt, bei den Olympischen Spielen in Sydney als Siebte. leichtathletik.de nimmt Ilke Wyludda als erste Athletin in die Hall Of Fame, die monatlich um einen weiteren verdienten Aktiven erweitert wird, auf.
INTERVIEW MIT ILKE WYLUDDA
Wie haben Sie ihre Verabschiedung beim Hallen-Meeting in Chemnitz erlebt?
Ilke Wyludda:
Es war sehr ergreifend, als die ganzen Zuschauer auf ihren Plätzen standen, geklatscht und mir zugewunken haben. Das war ein Augenblick, den man nicht sehr oft hat.
Wie fällt Ihr persönliches Gesamtresümee Ihrer gesamten sportlichen Laufbahn aus?
Ilke Wyludda:
Ich bin mit meiner Karriere rundum zufrieden – mit allen Höhen und Tiefen, die auch dazugehören. Ich möchte keinen Augenblick davon missen.
Was wären für Sie persönlich die Höhepunkte?
Ilke Wyludda:
Der größte Höhepunkt war sicherlich der Olympiasieg, der für mich ganz oben steht. Das ist nun einmal das Wichtigste. Ansonsten hat für mich jeder Titel und jede Medaille, die ich gewonnen habe, seinen eigenen Reiz, seine eigene Herausforderung und sein eigenes Kribbeln gehabt, so dass ich da eigentlich nichts hervorheben kann.
Wie sieht Ihr derzeitiges Leben nach dem Sport aus? Welche Pläne haben Sie?
Ilke Wyludda:
Ich bin zur Zeit als Physiotherapeutin tätig. Ich habe sehr viele ältere Patienten. Es macht mir Spaß, mit ihnen zu arbeiten. Später will ich mich auch in diese Richtung mit der entsprechenden Qualifikation selbständig machen und mir ein eigenes Standbein aufbauen.
Inwiefern profitieren Sie von Ihren Erfahrungen als Sportlerin im Beruf?
Ilke Wyludda:
Ich denke, mir kann nur schwer jemand etwas vormachen. Gerade zu jüngeren Leuten kann ich schon mal sagen, dass ich weiss, wie das ist. Ich glaube, man kann ganz anders mit Erkrankungen, Verletzungen und Problemen der Patienten umgehen, wenn man auch selber gelitten hat.
Über was konnten und können Sie sich ärgern?
Ilke Wyludda:
Ich kann mich ärgern, wenn jemand zu mir oder zu anderen unehrlich ist oder jemand nicht zu seinem Wort steht. Ich habe mich auch über mich selber geärgert, wenn ich wegen einer kleinen Dummheit nicht das gezeigt habe, was ich eigentlich konnte. Das ist auch jetzt in der Arbeit noch so.
Was bereitet Ihnen im Gegensatz dazu Freude?
Ilke Wyludda:
Freuen tue ich mich eigentlich über jeden kleinen Erfolg. Ich habe mich über meine Siege gefreut, aber auch über jeden Schritt, den ich nach Verletzungen wieder von unten nach oben gekommen bin. Wenn man dann wieder oben angekommen ist, war das einfach die große Freude. Auch das setze ich jetzt wieder um. Ich freue mich eben, wenn ein Patient von mir wieder seinen Arm bewegen kann oder wieder anfängt, zu laufen. Das macht einfach Spaß.
Welchen Tipp haben Sie mit Ihrer eigenen Erfahrung für Nachwuchssportler parat?
Ilke Wyludda:
Sie sollen an dem, was sie sich vorgenommen haben, dranbleiben. Sie sollten versuchen, ihr gesamtes Leben danach zu richten. Sie sollten im Grunde genommen aus jeder Sache das Gute herausziehen.