Halle ist bereit für große Weiten
Sie ist lang, sehr lang – die Teilnehmerliste für die 39. Auflage der Halleschen Werfertage (25./26. Mai). Sie umfasst derzeit 21 Seiten mit 670 Namen von Athleten aus 25 Nationen. Beim Sportfest, das seit Jahren die Weltklasse in den Wurf-Disziplinen anzieht, sind unter anderem Diskus-Lokalmatadorin Nadine Müller (Hallesche Leichtathletik-Freunde), Hammer-Weltrekordlerin Betty Heidler (LG Eintracht Frankfurt) und der Olympia-Zweite mit der Kugel, David Storl (LAC Erdgas Chemnitz), angekündigt.

Bei der neusten Auflage sucht man den Namen des Diskushünen in der Meldeliste allerdings vergeblich. Der 28-Jährige bereitet sich stattdessen auf die vierte Station der Diamond-League-Serie (31. Mai/1. Juni) in Eugene im US-Bundesstaat Oregon vor.
Martin Wierig führt das Feld an
Diskus-Ass Martin Wierig (SC Magdeburg) hätte sicherlich nichts dagegen gehabt, nach Wiesbaden nun auch in Halle auf seinen stärksten Konkurrenten zu treffen. Nun führt Wierig, er stieg mit 66,50 Meter in Wiesbaden in die Saison ein, das stark besetzte Teilnehmerfeld an. Ein Wort um den Sieg mitreden wollen insbesondere Märt Israel (Estland), Robert Urbanek (Polen) und auch Markus Münch (SC Potsdam).
Für ein Ausrufezeichen sorgte in diesem Jahr bereits der Wattenscheider Daniel Jasinski. Der 23-Jährige trumpfte im Winter bei der Europäischen Winterwurf-Challenge in Castellon mit starken 64,69 Meter auf, bezwang Olympiasieger und Weltmeister Virgilijus Alekna (Litauen) um drei Zentimeter und darf sich nun auch in Halle im A-Wettkampf gegen die nationale und internationale Konkurrenz beweisen.
Eigentlich wollte Nadine Müller bereits am vergangenen Wochenende in Wiesbaden und Rehlingen ihren Saisonstart vollziehen. Das die 27-Jährige es nicht tat, lag an einer Verletzung an der Hüfte. Die hatte sich die Vize-Europameisterin nach dem Trainingslager in Südafrika zugezogen. Durch die Verletzung musste sie ihr Training umstellen und sei nicht rechtzeitig fit geworden.
Nun erfolgt der Saisonstart also vor heimischem Publikum. Der Wettkampf bei den Frauen ist dem Papier nach vor allem ein Länderkampf zwischen Deutschland und China. Nadine Müller, Julia Fischer (SCC Berlin), Anna Rüh (SC Neubrandenburg) und Shanice Craft (MTG Mannheim) treffen auf Aimin Song, Jian Tang und Yanbo Yang. Die Chinesinnen haben alle Bestleistungen von über 63 Meter, Song sogar von 65,44 Meter.
Kann Christina Schwanitz auch in Halle 20 Meter?
Die drei besten deutschen Kugelstoßer, David Storl, Ralf Bartels (SC Neubrandenburg) und Marco Schmidt (VfL Sindelfingen), werden auf der Anlage in Brandberge in den Ring treten. Während Schmidt seinen Saisonstart bereits am 1. Mai in Bad Boll (19,66 Meter) vollzog und Bartels beim vereinsinternen Abendsportfest Mitte Mai mit 19,92 Meter einen guten Eindruck hinterließ, werden die Halleschen Werfertage für Storl die erste Standortbestimmung werden. Dabei geht es auch um die Qualifikations-Norm, sie steht bei 20,60 Meter, für die Weltmeisterschaften in Moskau (10. bis 18. August).
Es ist eindeutig ihr Jahr, obwohl erst fünf Monate vorüber sind. Christina Schwanitz (LV 90 Erzgebirge) wirkt seit dem Entfernen ihres „Metall-Ballastes“, ihr wurden im November die Schrauben ihrer fünf Fuß-Operationen entfernt, wie befreit. So sehr, dass sich die 27-Jährige bei den Hallen-Europameisterschaften in Göteborg (Schweden) den Titel sicherte und vor wenigen Tagen beim zweiten Diamond-League-Meeting in Shanghai (China) die 20-Meter-Marke knackte.
20,20 Meter blinkten auf der Anzeigetafel, sie steigerte ihre persönliche Bestleistung gleich um 89 Zentimeter. Eine Wiederholung dieser Leistung würden nicht nur die Organisatoren in Halle sehr freuen. Starke Konkurrenz kommt vor allem aus dem deutschen Lager. So werden allen voran die beiden Magdeburgerinnen Nadine Kleinert und Josephine Terlecki versuchen, ihr das Leben so schwer wie möglich zu machen und die Norm (18,50 Meter) für die Weltmeisterschaften abzuhacken.
Betty Heidler kehrt in Weltrekord-Ring zurück
Aus dem vollen Training heraus warf Markus Esser (TSV Bayer Leverkusen) bei einem internationalen Meeting in Split (Kroatien) seine bisherige Saisonbestleistung von 77,99 Meter. Esser fehlen damit nur noch 1,01 Meter zur WM-Norm, die er am besten natürlich am Sonnabend bei gutem Segelwetter in Halle knacken will. Vielleicht geht es ja noch ein bisschen weiter. Die 80 Meter nehmen außerdem die beiden Polen, Pawel Fajdek und Szymon Ziolkowski, sowie Dilshod Nasarov aus Tadschikistan ins Visier.
Betty Heidler kommt mit guten Erinnerungen nach Halle. Vor zwei Jahren war es als die Frankfurterin im Hammerwerfen Geschichte schrieb. Ihr Arbeitsgerät schleuderte die damals 27-Jährige auf 79,42 Meter. Seitdem hält sie den Weltrekord.
Starke Konkurrenz wartet auf Heidler im Hallenser Ring, denn angekündigt hat sich unter anderem die Olympia-Zweite Anita Wlodarczyk (Polen). Mit Kathrin Klaas (LG Eintracht Frankfurt) wird die Fünfte der Olympischen Spiele von London (Großbritannien) nach Halle kommen und sicher versuchen, ihrer ehemaligen Trainingspartnerin eine starke Konkurrentin zu sein.
Matthias de Zordo gibt Debüt im Trikot des SCM
Sein Debüt im Trikot des SC Magdeburg gibt Speerwerfer Matthias de Zordo. Im vergangenen Jahr wechselte de Zordo von Trainer Boris Henry, mit dem er 2011 den Weltmeistertitel holte, zum Magdeburger Ralf Wollbrück. Seinen Wettkampfeinstieg vollzog der 25-Jährige beim Diamond-League-Meeting in Doha, 81,49 Meter stehen seitdem zu Buche. Die WM-Norm steht bei 83,50 Meter. Er wird sich am Sonnabend insgesamt sieben weiteren 80-Meter-Werfern, unter anderem den beiden Polen, Pawel Rakoczy und Marcin Krukowski, stellen müssen. Starke Konkurrenz erwartet ihn auch aus dem deutschen Lager – Tino Häber (LAZ Leipzig) und Thomas Röhler (LC Jena) wollen ebenfalls vorn mitmischen.
Im Speerwurf der Frauen wird die Dritte der Olympischen Spiele von London, Linda Stahl (TSV Bayer Leverkusen), gemeinsam mit Katharina Molitor (TSV Bayer Leverkusen) wohl den Sieg unter sich ausmachen. Dabei geht sicherlich auch der Blick zur WM-Norm, die bei 62 Metern steht. Diese verfehlte Stahl bei der Europäischen Winterwurf-Challenge in Castellon (Spanien) nur denkbar knapp, drei Zentimeter fehlten am Ende.
Sehr gut besetzt präsentieren sich auch die Starterfelder für die Wettbewerbe des Nachwuchses (Junioren U23/Jugend U20/U18/U16). Schließlich warten in diesem Jahr gleich drei Höhepunkte: Die U23-EM (11. bis 14. Juli/Tampere), die Junioren-EM der U20 (18. bis 21. Juli/Rieti) und die WM der U18 (10. bis 14. Juli/Donetsk).
Dafür gilt es für die jungen Athleten in den entsprechenden Altersklassen ebenfalls Normen zu erfüllen, um die Chance zu wahren, am Ende das begehrte Ticket in den Händen zu halten. Die Schüler (Kugel, Speer) und Schülerinnen (Diskus, Hammer) starten am Sonnabend ab 9 Uhr. Die Athletenpräsentation der Männer und Frauen beginnt um 12 Uhr. Der Sonntag steht dann ganz im Zeichen des Nachwuchses. Los geht es ab 9 Uhr mit den Schülern (Diskus, Hammer) und Schülerinnen in den Disziplinen Kugelstoßen und Speerwerfen.