Hallen-DM - Die Entscheidungen bei den Männern
Wer fährt mit Gold nach Hause? Wer hat überrascht? Und wer ist noch auf den Hallen-WM-Zug aufgesprungen? Auf leichtathletik.de finden Sie alle Entscheidungen der Hallen-DM am Wochenende in Leipzig.

Die Entscheidungen bei den Frauen am Sonntag
Die Entscheidungen bei den Frauen am Samstag
Die Entscheidungen bei den Männern am Samstag
200 METER |
Robin Erewa gewinnt Wattenscheider Fernduell
„So ist das: Mal gewinnt man, mal verliert man.“ Der Deutsche Rekordhalter Sebastian Ernst nahm die Niederlage sportlich, machte aber aus seiner Enttäuschung keinen Hehl: „Natürlich wäre ein Sieg schöner gewesen!“ Den aber vereitelte sein Trainingspartner Robin Erewa, der sich in Leipzig in starker Form präsentierte.
Der 22-Jährige hatte schon im Vorlauf mit 20,81 Sekunden und angezogener Handbremse sein Potenzial angedeutet. Im zweiten von zwei Zeitfinals setzte er dann noch einen drauf: 20,56 Sekunden – Gold und das erste DM-Gold bei den Aktiven für den Wattenscheider. „Mit einer 20,70 hätte ich nach dem Vorlauf gerechnet, mit 20,56 nicht!“, sagte er und hatte für seinen Erfolg ein einfaches Rezept: „Der Beuger hat gehalten, das ist bei mir das Wichtigste.“
Silber und Bronze wurden im ersten Zeitendlauf vergeben. Für Sebastian Ernst wurden 20,62 Sekunden gestoppt, hinter ihm kam der Leverkusener Aleixo Platini Menga in 20,99 Sekunden ins Ziel. Ernst hätte in Leipzig zu gerne seinen Erfolg von 2011 wiederholt, als er an selber Stelle in 20,42 Sekunden Deutschen Rekord gelaufen war. Doch er verabschiedete sich mit einer Kampfansage an seinen Trainingspartner in den Sommer: „Ich sage mal ganz frech, wären wir in einem Lauf gewesen, hätte ich gewonnen!“ sb
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400 METER |
Goldiges Hallen-Comeback für Eric Krüger
Es war sein erster 400-Meter-Lauf in der Halle seit vier Jahren und der glänzte gleich golden: Eric Krüger (SC Magdeburg) hatte auf den letzten Metern das beste Finish. Gold in 46,92 Sekunden – schneller war der Bronzegewinner der EM mit der Staffel unterm Hallendach noch nie gewesen.
„Ich bin selber überrascht, dass ich so gut drauf bin“, sagte der 25-Jährige. Denn seine Vorbereitung lief alles andere als optimal. Eine Entzündung der Bandscheiben und eine Po-Zerrung sorgten dafür, dass er erst seit drei Wochen wieder so richtig im Training ist. „Eigentlich kam die Hallen-DM daher mindestens drei Wochen zu früh für mich.“ Nur weil seine Eltern VIP-Karten für die Meisterschaften gewonnen hatten, entschied er sich am Freitag zu einem Start.
Auf dem Weg zu Sieg kam ihm auch der Mut von Miguel Rigau, dem Deutschen Hallen-Meister des Jahres 2012, zu Gute, der von der Spitze das Tempo machte. „Ich musst es so versuchen“, sagte Rigau, der in 46,98 Sekunden Saisonbestleistung lief. Bronze holte sich der Dresdener Marco Kaiser in 47,52 Sekunden. Der bis dato Jahresschnellste Deutsche David Gollnow (LG Stadtwerke München) musste sich dagegen bereits nach einem Fehlstart im Vorlauf verabschieden. alex
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800 METER |
Der Titelverteidiger musste kurz vor dem Finale passen. Robin Schembera (TSV Bayer 04 Leverkusen) machten zuletzt Achillessehnenprobleme zu schaffen. Beim Aufwärmen wurden die Schmerzen so groß, dass er nach einem Steigerungslauf auf den Start in Leipzig verzichtete. „Er konnte gar nicht richtig auf dem Vorfuß laufen“, sagte sein Trainer Paul-Heinz Wellmann. So war ein Favorit aus dem Rennen.
Trotzdem wurde das Finale spannend. Nach langsamen ersten 400 Metern (58,43 sec) übernahm Andreas Lange (LG Reinbeck/Ohe) resolut die Führung und rannte mit einem langen Endspurt als Sieger nach 1:51,85 Minuten ins Ziel. „Genauso war meine Taktik ausgelegt“, jubelte der Norddeutsche über seinen ersten DM-Titel bei den Erwachsenen.
Auf den muss Patrick Zwicker (LC Rehlingen) noch warten. Bei 600 Metern wollte er innen an Andreas Lange vorbeilaufen. Doch der machte die „Tür“ geschickt zu. Der U20-Europameister musste abbremsen, die Gold-Chance war dahin. „Das war mein Fehler. Aber so habe ich wieder was für die Zukunft gelernt“, sagte der Schüler nach seinem DM-Debüt bei den Männern. Auf der Zielgeraden musste Zwicker auch noch den Braunschweiger Sören Ludolph (1:52,08 min) ziehen lassen. Dem Mittelstreckentalent blieb Bronze (1:52,14 min). mbn
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Video-Interview
1.500 METER |
Tesfaye macht es Dieter Baumann nach
„Über 1.500 Meter geht es mir nur um den Sieg“, hatte Homiyu Tesfaye am Samstagabend nach seinem Sieg über 3.000 Meter gesagt. Und so hielt er sich im Finale auch tatsächlich erst einmal zurück, während die Wattenscheider Alexander Ide und Christoph Lohse für das Tempo sorgten und Titelverteidiger Florian Orth (LG Telis Finanz Regensburg) dahinter lauerte. 500 Meter vor dem Ziel griff Homiyu Tesfaye dann aber an – und wie. Die letzten 500 Meter lief er in starken 67 Sekunden! Da hatten Florian Orth und Christoph Lohse keine Chance mehr, die schnell entstandene Lücke von zehn bis 15 Metern zu schließen, sodass Homiyu Tesfaye schon auf der Zielgeraden jubeln konnte.
„Ich wollte frühzeitig von den anderen weg, denn was auf den letzten 200 Metern passiert weiß man nie. Alle können gut sprinten“, meinte Tesfaye, der an diesem Wochenende aber den besten Sprint aller hatte. In 3:47,28 Minuten machte er den Doppelerfolg an diesem Wochenende perfekt – das war zuletzt 1998 Olympiasieger Dieter Baumann gelungen. Jetzt bereitet er sich konzentriert auf die Hallen-WM in Sopot vor. „Letztes Jahr in Moskau war ich bei der WM Fünfter, vielleicht geht jetzt noch ein bisschen mehr.“ Silber sicherte sich Vorjahressieger Florian Orth (3:47,82 min) vor Christoph Lohse (3:48, 02 min). ah
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4x200 METER |
Seit 2002 hatte der TV Wattenscheid 01 unter dem Hallendach keinen Titel mehr abgegeben. Dann kam im Vorjahr die LG Stadtwerke München und machte der Siegesserie der disqualifizierten Favoriten ein Ende. In Leipzig waren die Titelverteidiger in 1:25,72 Minuten sogar noch vier Hundertstel schneller als 2013 in Dortmund – aber in einem hochklassigen Wettbewerb reichte das nur für Rang fünf.
Die Wattenscheider Blauhemden traten in Bestbesetzung an, mit den beiden Erstplatzierten über 200 Meter Robin Erewa und Sebastian Ernst, mit Julian Reus als Startläufer und Altmeister Alexander Kosenkow am Schluss. Der Deutsche Rekord lag in der Luft – und er fiel! Die vier Sprinter brachten das Holz nach 1:23,51 Minuten ins Ziel und blieben damit 39 Hundertstel unter ihrer eigenen zwei Jahre alten Bestmarke. Damals war anstelle von Sebastian Ernst Christian Blum an den Start gegangen. Silber ging an den SCC Berlin in 1:24,27 Minuten, die Lokalmatadoren vom LAZ Leipzig erkämpften sich in 1:25,60 Minuten – Sächsischem Landesrekord – Bronze.
„Ich habe alle Körner, die ich hatte, auf die Bahn gelegt“, strahlte Alexander Kosenkow, der seit 2002 an zehn der elf Staffelsiege beteiligt war. „Ich habe schon gemerkt, dass es Richtung Deutscher Rekord geht, da war nichts mit ‚Das Ding locker nach Hause laufen‘!“ sb
Die Rekordstaffel vom TV Wattenscheid 01 (Foto: Kiefner)
DREISPRUNG |
Pohles sechster Streich
Ein guter Sprung reichte Andreas Pohle, um die Konkurrenz in Schach zu halten. Auf 16,42 Meter flog der Erfurter im zweiten Anlauf. Es war sein einziger gültiger Versuch. Trotzdem war ihm sein sechster DM-Titel in der Halle damit nicht mehr zu nehmen. Drei davon hat der 32-Jährige in der Arena Leipzig gewonnen. „Auf dem Weg in den Sommer mit der EM in Zürich war das ein wichtiger Schritt, obwohl der Anlauf gar nicht rund lief“, sagte der Thüringer.
Dass der Männer-Dreisprung in Deutschland – auf einem bescheidenen Niveau – eine leichte Aufwärtstendenz aufweist, beweisen die Plätze dahinter. Mit Martin Sailer (ABC Ludwigshafen; 16,12 m) und Martin Jasper (LC Rehlingen; 16,01 m) übertrafen zwei weitere Springer die 16-Meter-Marke. Das gelang vergangenes Jahr in Dortmund nur dem Deutschen Hallenmeister Matthias Uhrig (16,15 m). Der Sindelfinger fehlte in Leipzig, ihm wurde eine Zyste im Knie entfernt. Wie Jasper reisten auch die Dreispringer auf den Plätzen vier bis sieben mit neuen Hallen-Bestleistungen im Gepäck nach Hause. Einen kleinen Anteil daran hatte auch die schnelle Mondo-Anlage in Leipzig. mbn
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HOCHSPRUNG |
Günther scheitert nur knapp an Hallen-WM-Norm
Immer wenn gerade Olympische Winterspiele laufen, scheint der Frankfurter Hochspringern Martin Günther besonders gut in Form zu sein. Vor vier Jahren flog er in Karlsruhe 2,30 Meter hoch, dieses Jahr hätte er das fast getoppt. Nachdem er im dritten Versuch als einziger 2,28 Meter übersprungen hatte und als Sieger feststand, ließ er 2,31 Meter auflegen – einen Zentimeter über der Norm für die Hallen-WM. „Ich wollte eine neue Bestleistung aufstellen. Und wenn man die Form für 2,30 Meter hat, kann man auch 2,31 Meter springen“, erklärte er. Im dritten Versuch schien er schon fast drüber, riss dann aber doch noch mit der Wade. „Ich ärgere mich über die vielen Fehlversuche. Da haben mir bei 2,31 Meter die Kräfte gefehlt.“
Das gute Ergebnis macht aber Hoffnung für den Sommer. „Ich habe fünf Kleinigkeiten an der Technik verändert. Es braucht seine Zeit, bis man das umsetzen kann.“ Im Kampf um Silber setzte sich nicht der ehemalige WM-Dritte Raúl Spank (LG Nord Berlin) durch, für den auf dem Bronzerang lediglich 2,20 Meter liegen blieben, sondern Mateusz Przybylko. Der Leverkusener steigerte zwei Wochen vor seinem 22. Geburtstag seine Hallen-Bestleistung um einen Zentimeter und stellte mit 2,24 Metern seine Freiluft-Bestleistung ein. ah
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STABHOCHSPRUNG |
Die Malte-Mohr-Show
War der Frauen-Stabhochsprung am Samstag ein Marathon-Wettkampf über viele Stunden, hatten es die Männer bei nur sieben Startern deutlich eiliger. Eine knappe Stunde nach dem ersten Versuch stand der Deutsche Hallen-Meister schon fest. Nach den Absagen des „Leichtathleten des Jahres“ Raphael Holzdeppe (LAZ Zweibrücken) und des Olympia-Zweiten Björn Otto (ASV Köln) war der Weg frei für Malte Mohr.
Der Wattenscheider nahm 5,40, 5,60 und 5,76 Meter im ersten Versuch. Eine souveräne Vorstellung, die Malte Mohr mit der „Becker-Faust“ feierte. Die zeigt er noch ein zweites Mal. Denn auch 5,84 Meter meisterte der WM-Fünfte im zweiten Anlauf souverän. Nur der verletzte Hallen-Weltrekordler Renaud Lavillenie (Frankreich) war weltweit in diesem Jahr mit seinem 6,16-Meter-Coup besser. Erst der Deutsche Hallenrekord von 6,01 Metern war für den 27-Jährigen zu hoch. Dreimal lief der Wattenscheider durch. „Ich bin super zufrieden, und so oft bekommt man ja nicht die Chance, sich an sechs Metern zu probieren“, sagte der nun dreimalige Deutsche Hallen-Meister.
Ging der Titel wie erwartet an Malte Mohr, so glich Platz zwei einer Sensation. Denn nicht die Leverkusener Medaillenaspiranten Karsten Dilla oder Hendrik Gruber landeten auf dem Silberrang, sondern Florian Gaul. Der Sindelfinger sprang erstmals in der Halle über 5,50 Meter – und das gleich im ersten Versuch. Erst vor einer Woche hatte der Neunte der U23-EM des Vorjahrs seine Hallen-Bestleistung in Potsdam auf 5,45 Meter verbessert. Bronze ging mit 5,40 Metern an Hendrik Gruber vor dem höhengleichen Karsten Dilla.
Einen Vorsprung von 34 (!) Zentimetern gab es noch nie in der Geschichte der nunmehr 61 Deutschen Hallen-Meisterschaften des DLV. Sehr wohl aber bei zwei DDR-Hallenmeisterschaften. 1966 siegte der spätere Olympiasieger Wolfgang Nordwig mit 4,95 Metern und 35 Zentimetern Vorsprung, zwölf Jahre später lag Joachim Krumpolt (5,20 m) sogar 40 Zentimeter vorn. mbn
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