Hallen-DM Tag 1 - Christian Reif knackt WM-Norm
Die Europahalle in Karlsruhe ist an diesem Wochenende die Bühne für die besten deutschen Athletinnen und Athleten. leichtathletik.de nimmt die Entscheidungen bei den Männern unter die Lupe.
60 Meter Das Fehlstart-SpektakelDas 60-Meter-Finale sollte zum Abschluss des ersten DM-Tages die ganz große Show werden - und es entwickelte sich zu einem echten Spektakel, das mit dem Sieg von Tobias Unger (LG Stadtwerke München) in 6,66 Sekunden endete. Allerdings entsprach die Dramaturgie nicht dem Drehbuch, das von den Organisatoren der Titelkämpfe entworfen worden war. Auf der bunt illuminierten Sprintbahn leistete sich zunächst Julian Reus (Erfurter LAC) einen Fehlstart und wurde der neuen Regel entsprechend in die Katakomben geschickt, wo er sich laut fluchend aus dem Wettbewerb verabschiedete, der für ihn mit der zweitschnellsten Zeit im Halbfinale (6,67 sec) bislang so viel versprechend gelaufen war. Beim nächsten Startversuch erwischte es Martin Keller (LAC Erdgas Chemnitz). Und beim dritten Anlauf zuckte Alexander Kosenkow vom TV Wattenscheid 01. Fehlstart oder nicht? Der Wattenscheider diskutierte lange mit den Kampfrichtern, über die Videowände flimmerten die Bilder von dem Startversuch, die keinen Hinweis auf einen Fehlstart von Alexander Kosenkow lieferten. Das Publikum fing an zu pfeifen, kurz darauf entschied sich das Kampfgericht, ihn beim vierten Startversuch noch einmal starten zu lassen - allerdings nur unter Vorbehalt. Er kam als Vierter ins Ziel, wurde aber später aufgrund der zu schnellen Reaktionszeit disqualifiziert. Tobias Unger indes ließ sich von den Verzögerungen nicht beirren und stürmte zu seinem vierten nationalen 60-Meter-Titel. Danach kündigte der 30-Jährige an, auf die Hallen-WM in Doha „wahrscheinlich verzichten“ zu wollen - trotz den 6,63 Sekunden, mit denen er im Halbfinale die DLV-Norm (6,64 sec) unterboten hatte. che Video3.000 MeterCarsten Schlangen hauchdünn vorn
Am Ende wurden Carsten Schlangen (LG Nord Berlin; 8:01,18 min) und Christoph Lohse (TV Wattenscheid 01; 8:01,22 min) mit Gold und Silber für ihre Zurückhaltung auf den 15 Runden belohnt: Vor allem Mitfavorit Arne Gabius (LAV Asics Tübingen), aber auch Sebastian Hallmann (LG Stadtwerke München) hatten unterwegs versucht, mit Zwischenspurts die Konkurrenz zu zermürben, wurden aber schließlich selbst Opfer ihrer Taktik. Als die letzte Runde eingeläutet wurde, waren mit dem Berliner und dem Wattenscheider zwei 1.500-Meter-Spezialisten unter sich, die zuvor im Feld Kräfte gespart hatten. Auf der Zielgraden überspurtete der WM-Teilnehmer Carsten Schlangen dann den Wattenscheider, der nach einem erfolglosen Ausflug zu den Hindernissen wieder auf die Mittelstrecke zurückgekehrt ist. „Ich war in den vergangenen eineinhalb Wochen ziemlich krank, vielleicht hat mir die dadurch nötige Ruhe das Quäntchen Frische gebracht, das ich brauchte, um Christoph zu schlagen“, erklärte Carsten Schlangen. cheVideoStabhochsprung Malte Mohr ungefährdet Manchmal liegen nur Millimeter zwischen Freud und Leid. So auch im Stabhochsprung-Finale. Hatte Raphael Holzdeppe (LAZ Zweibrücken) das Pech, 5,70 Meter im dritten Anlauf hauchdünn zu reißen, wackelte die Latte bei Alexander Straub (LG Filstal) genauso stark - aber sie blieb liegen. Damit ging Platz zwei und das Ticket für die Hallen-WM an Alexander Straub. Raphael Holzdeppe, der Zweiter gewesen und nach Doha geflogen wäre, wenn die Latte bei Alexander Straubs Sprung gefallen wäre, musste sich mit 5,65 Metern und dem bitteren dritten Platz begnügen. Beide konnten allerdings Malte Mohr (LG Stadtwerke München) nicht gefährden. Der Weltjahresbeste (5,83 m) nahm 5,40, 5,60 und 5,70 Meter im ersten Versuch. „Die 5,83 Meter haben mir eine enorme Sicherheit gegeben“, sagte der Münchner nach seinem Gold-Coup. Selbstbewusst präsentierte sich auch Karsten Dilla. Der Springer vom LAV Bayer Uerdingen/Dormagen steigerte als Fünfter seine Bestleistung auf 5,60 Meter und scheiterte nur knapp an 5,70 Metern. mbnVideoWeitsprung Christian Reif fliegt zur Norm Nach seinem fünften Versuch lag Weitspringer Christian Reif auf dem Bauch und hämmerte mit seinen Fäusten auf die Bahn. Gerade war ihm der „goldene Sprung“ auf 8,10 Meter gelungen, der ihm nicht nur den Titel bei den Deutschen Hallen-Meisterschaften einbrachte, sondern mit dem er auch genau die Norm für die Hallen-WM in Doha (Katar; 12. bis 14. März) erfüllte. Seine Hallen-Bestleistung verbesserte der 25-Jährige damit gleich um 19 Zentimeter. „Einfach nur geil“, beschrieb der Ludwigshafener das Gefühl, nachdem er den letzten Versuch wegen eines leichten Zwickens in der Wade abgebrochen hatte. Wie im vergangenen Jahr sprang Christoph Stolz (TV Langen) auf den zweiten Rang. Während er im vergangenen dafür noch 8,01 Meter anbieten musste, reichten am Samstag 7,84 Meter. Und auch die Bronzemedaille ging an die gleiche Person wie im Vorjahr: Nils Winter aus Buxtehude sprang 7,64 Meter weit. ahVideoDreisprung
Andreas Pohle erfüllt sein Soll
Spannend wurde es im Dreisprung-Wettbewerb der Männer. Der Titelverteidiger Charles Friedek hat seine Karriere beendet und somit ging es darum, den Thron neu zu besetzen. Als potentielle Anwärter kamen der letztjährige Vizemeister und Jahresbeste Konstatin Gens (LAC Berlin) und der Drittplatzierte von 2009, Andres Pohle (ASV Erfurt), in Frage und auch der Münsteraner Daniel Kohle wollte ein Wort mitreden. Unter diesen Dreien wurden am Ende auch die Medaillen verteilt. Andreas Pohle gelang dabei mit 16,42 Metern der Goldsprung, mit dem er seine Saisonbestleistung um 60 Zentimeter steigerte. „Ich hatte mir 16,50 Meter vorgenommen, somit habe ich das Soll ganz gut erfüllt.“ Geschlagen geben musste sich Konstantin Gens, der mit 16,13 Metern nicht an seine Bestweite von 16,43 Meter herankam. Nur einen Zentimeter hinter Konstantin Gens landete Daniel Kohle in der Grube und freute sich am Ende über Bronze. il
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Kugelstoßen
Kugelstoßer sorgen für Feuerwerk
Die deutschen Kugelstoßer zündeten für ein wahres Feuerwerk. Gleich im ersten Durchgang sorgte der erst 19 Jahre alte Chemnitzer David Storl mit 20,77 Metern - einem neuen deutschen U23-Hallenrekord - für ein Highlight, der Neubrandenburger WM-Dritte Ralf Bartels konterte im zweiten Versuch mit 21,02 Metern, die ihm letztlich den fünften Deutschen Hallentitel und die erfolgreiche Titelverteidigung einbrachten. Der schlechteste seiner sechs Versuche wurde mit 20,44 Metern gemessen. Eine starke Serie mit fünf gültigen Versuchen jenseits der 20-Meter-Marke gelang David Storl, der Zweiter (20,77 m) wurde. Damit hat er beste Aussichten auf einen der beiden hart umkämpften Startplätze bei der Hallen-WM in Doha (Katar; 12. bis 14. März). Der Sindelfinger Marco Schmidt hatte die Norm von 20 Metern im Vorfeld bereits übertroffen, hatte am Samstag mit 20,31 Metern allerdings das Nachsehen und wurde Dritter. ah
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5.000 Meter Gehen Fünfter Titel für André HöhneEs war die erwartet klare Angelegenheit für den Berliner André Höhne, der in 19:21,42 Minuten bei rund dreißig Sekunden Vorsprung einen überlegenen Erfolg feierte. Der WM-Fünfte im 50 Kilometer Gehen schlug von Beginn an sein eigenes Tempo an. Den ersten Kilometer absolvierte er in 3:44 Minuten. Danach nahm er sich bei seinem Solomarsch mit Etappenzeiten knapp unter vier Minuten etwas zurück, hielt diese Pace allerdings ohne größere Probleme bis ins Ziel. Hinter André Höhne entwickelte sich zunächst ein Zweikampf um Silber zwischen Carsten Schmidt (SCC Berlin) und Christopher Linke (SC Potsdam), in dem der Hauptstädter dann aber eingangs der zweiten Hälfte bereits eine Vorentscheidung herbeiführte. Mit seiner neuen Bestzeit von 19:50,97 Minuten machte er den Doppelerfolg für die Charlottenburger an der Spree perfekt. Der U23-EM-Vierte Christopher Linke verpasste in 20:03,08 Minuten die 20-Minuten-Marke knapp. fc Hallen-DM 2010 live
(mit Ergebnissen)