Hallensaison 2007 - Who's hot?
Der Countdown für den Startschuss die Wintersaison läuft. Gleichzeitig mit dem Abzünden von Raketen und Knallern sind die Tage bis zur Eröffnung der Hallensaison gezählt. Wer von den DLV-Assen wird bei der winterlichen Jagd um Zeiten, Normen und Weiten besonders zu beachten sein? Und wer kommt nach einer Pause wieder auf die Kunststoffbahn zurück?
Kirsten Bolm plant nur wenige Hallenstarts (Foto: Möldner)
leichtathletik.de gibt einen momentanen Überblick und stellt die Frage: Who's hot?Eine schlanke, weil kurze Hallensaison plant die Vize-Europameisterin von Göteborg (Schweden), Kirsten Bolm (MTG Mannheim). Momentan begleitet sie ihren Trainer Rüdiger Harksen nach Brasilien, um sich unter der Sonne Südamerikas in einem Lehrgang mit brasilianischen Hürdensprintern zu präsentieren. Vier Wochen später werden die Hürden beim Meeting in Stuttgart überquert.
"Kirsten ist kerngesund und wenn es außergewöhnlich gut läuft, wird vielleicht über die nicht geplante Hallen-EM nachgedacht", beschreibt Rüdiger Harksen das Vorhaben in der Halle und sieht Birmingham (Großbritannien) vor allem als eine Chance für jüngere Athletinnen, "um internationale Luft zu schnuppern und ohne Druck anzugreifen". Heiße Anwärterin ist Stephanie Lichtl (LAZ Salamander Kornwestheim/Ludwigsburg). Die Norm von 8,10 Sekunden erscheint bei ihr jedenfalls realistisch.
Flagstaff statt Birmingham
10.000-Meter-Sensations-Europameister Jan Fitschen absolviert ebenfalls eine Wintersaison in abgespeckter Form mit einzelnen Meeting-Starts. "Wir planen nur bis zu den Deutschen Meisterschaften, Ende Februar wird Jan zusammen mit Alexander Lubina ins Höhentrainingslager nach Flagstaff (USA) aufbrechen", schließt Trainer Tono Kirschbaum einen internationalen Einsatz aus. Auch Vereinskollege Alexander Lubina ist fit, wird nicht mehr von einem Überlastungssyndrom im linken Fuß geplagt und dreht seit Oktober seine Trainingsrunden auf hohem Niveau.
Bei den Weitspringern steht weiten Flügen in die Sandgrube nichts entgegen. "Bisher sind alle gesund und ich weiß noch keine Ausfälle", unterstreicht DLV-Disziplintrainer Rainer Pottel seine Indoor-Hoffnungen. Die EM-Norm liegt bei 7,90 Metern und könnte gleich durch mehrere Kandidaten geknackt werden. Neben dem jungen Sebastian Bayer (TSV Bayer 04 Leverkusen) will auch dessen Vereinskollege Nils Winter wieder vorne mitspringen. Nach einem durchwachsenen Sommer sind die "kleinen körperlichen Baustellen" behoben, die Leistungsfähigkeit im südafrikanischen Trainingslager wieder hergestellt und die Hallensaison kann kommen. Weiterhin an seiner Rückkehr jenseits der Acht-Meter-Marke bastelt Kofi Amoah Prah (LG Nike Berlin). "Er ist gesund und plant die Starts bei einigen Meetings", lautet die Aussage seines Managers Helmut Ebert.
Bianca Kappler auf Weitenjagd
Bei den Frauen können sich die Fans über die Rückkehr von Bianca Kappler (LC asics Rehlingen) freuen. Nach ihrer rund 18-monatigen Baby-Pause kann diese das "Feeling der Wettkampfatmosphäre" kaum erwarten. Eine Teilnahme an der Hallen-EM ist aber fraglich: "Mein Ziel ist, in den Bereich von 6,50 Meter zu springen und durch die Wettkampfhärte wieder richtig reinzukommen, vor allem der Sommer zählt". Anfang Januar wird Bianca Kappler dann das erste Mal wieder ihre Spikes für einen Wettkampf einpacken. Nach einem Sprinttest steht bei den Saarländischen Landesmeisterschaften am 13. Januar endlich die Jagd nach Weiten auf dem Programm.
Ambitionen für die Hallen-EM meldet die Berlinerin Urszula Gutowicz-Westhof an. Für die 6,60-Meter-Springerin, welche bisher ohne Probleme trainieren kann, liegt die Norm jedenfalls in machbarer Reichweite (6,55 m).
Wohin der Hallen-Weg von Charles Friedek führt, bleibt spannend. Nach muskulären Problemen im Oberschenkel im Sommer und dem vorzeitigen Saisonabbruch steht der Leverkusener Dreispringer momentan voll im Training. "Wenn es gut läuft, dann ist auch die EM in Birmingham ein Thema, aber es lässt sich nichts erzwingen", so die vorsichtige Prognose von Managerin Vera Michallek. Ins Geschehen eingreifen will auch Andreas Pohle (ASV Erfurt). Die EM-Norm sollte jedenfalls zu lösen sein (16,50 m).
Claudia Gesell ist beschwerdefrei
Auf ihre Rückkehr über die vier Runden unterm Hallendach sind viele gespannt. Claudia Gesell (LAV asics Tübingen) befindet sich nach Patella-Problemen im November wieder voll im Wintertraining und "will auch ein paar Rennen in der Halle laufen". Nach der ausgefallenen Bahnsaison 2006 aufgrund einer sommerlichen Verletzungsmisere mit Knieproblemen sowie einem Muskelfaserriss in der Wade haben die Wettkämpfe vor allem den Zweck, wieder den Anschluss herzustellen. Anregende Sonnenstrahlen im Trainingslager in Spanien sollen Anfang Januar das Comeback unterstützen.
Ebenfalls fit ist René Herms (LG Braunschweig), der nach seinem "sportlichen Neuanfang 2006" mit Vereins- und Trainerwechsel zu Dietmar Jarosch wieder angreifen will, um den schwarzen Tag von der EM in Göteborg (Schweden) endgültig zu vergessen. Konkurrenz könnte er vor allem aus dem Lager der jungen Wilden bekommen, die ihre Chance im Winter suchen. So erscheint die Norm für René Bauschinger (LAC Quelle Fürth/München/Würzburg) durchaus machbar (1:47,80 min).
Über die 1.500-Meter-Distanz könnten Carsten Schlangen, Franek Haschke (beide LG Nord Berlin) oder Stephan Eberhardt (LC Erfurt) die Gunst der Norm-Stunde nutzen (3:41,00 min).
Unterm Hallendach hoch hinaus will Eike Onnen (LG Hannover). Nach seinem 2,28-Meter-Sprung am späten Saisonende ist die Hallen-EM eindeutig ein Thema. Der Angriff auf die Norm (2,27 m) wird am 14. Januar in Hannover bei einem Hallensportfest gestartet, bevor es am 26. Januar beim Wuppertaler Springermeeting weitergeht.
Stabhochspringer wollen Medaille
Weniger Sorgen um die Norm als um die Platzierung machen sich die Stabhochspringer, auf die auch in der Hallensaison 2007 wieder Verlass ist. Für Tim Lobinger (ASV Köln), , Björn Otto (LAV Bayer Uerdingen/Dormagen), Fabian Schulze (LAZ Salamander Kornwestheim/Ludwigsburg), Lars Börgeling, Richard Spiegelburg und Danny Ecker (alle TSV Bayer 04 Leverkusen) lautet nach erfolgreicher Qualifikation das Ziel EM-Medaille.
Heiße Sprinter-Kandidaten für die Hallen-EM in Birmingham sind Ronny Ostwald und Marius Broening. Ronny Ostwald (TV Wattenscheid 01) steht nach den Aussagen auf seiner Homepage seit Mitte September und einem kurzen "Austesten, wie ich mich beim Bobanschieben so anstelle" wieder voll im Training und absolviert acht bis zehn Einheiten pro Woche. Nach dem Trainingslager mit dem DLV-Top-Team in Portugal sowie einem zweiwöchigen Ausflug zur Vorbereitung nach Teneriffa scheint er nun gerüstet für schnelle Zeiten.
Ebenfalls planmäßig läuft der Countdown bei Marius Broening (LAV asics Tübingen), der zum ersten Mal ein Trainingslager zur Vorbereitung der Hallensaison absolvierte (ebenfalls Portugal) und dadurch auf neue schnelle Akzente hofft.
Sebastian Ernst auf Titeljagd
Gemeinsam mit Ronny Ostwald in Teneriffa vorbereitet hat sich sein Vereinskollege Sebastian Ernst. Nach guter Arbeit und von der Wärme beflügelt, verkündet der Staffel-Fünfte der EM von Göteborg für die Halle: "Ich möchte Deutscher Meister werden und konstant gute Zeiten laufen".
Ebenfalls pünktlich und fit zum Weihnachtsfest aus Teneriffa zurückgekehrt sind Christian Blum (LAC Quelle Fürth/München/Würzburg) und die Wattenscheiderin Sina Schielke. Nach ihrem vorsichtigen Comeback im Sommer und der Gewissheit, dass der verletzte Fuß hält, will die mehrmalige Deutsche Meisterin wieder erhöhten Druck auf die Kunststoffbahn bringen um "in der Halle wieder in Bestform zu laufen". Ihre Bestleistung über die 60 Meter steht bei 7,19 Sekunden. Gleich drei absolvierte Trainingslager (Portugal, Kienbaum, Teneriffa) und der Start bei verschiedenen Meetings unterstreichen ihren Willen. "Von den deutschen Sprinterinnen traue ich es ehesten Sina zu, in den Normbereich von 7,30 Sekunden zu laufen", analysiert DLV-Disziplintrainer Thomas Kremer.
Fragezeichen bei Thomas Blaschek
Nach überstandener Ausbildung bei der Bundeswehr hat Thomas Blaschek (LAZ Leipzig) bereits einige Meeting-Starts zugesagt. Angefangen in Stuttgart, läuft er über Düsseldorf und Leipzig nach Chemnitz. Gute Zeiten würden den Vize-Europameister von Göteborg dann über einen internationalen Einsatz nachdenken lassen, so Manager Helmut Ebert.
In Stuttgart will auch Nachwuchshoffnung Alexander John (LAZ Leipzig) seine Ansprüche in der Halle anmelden. Der Zweibrücker Jens Werrmann drängt nach seiner Leisten-OP im Oktober wieder in den Startblock.
Gedanken der Viertelmeiler
Im 400-Meter-Lager der Männer werden sich ebenfalls eifrig Gedanken über die Hallen-EM gemacht. Neben Kamghe Gaba, der mit den kürzeren Strecken liebäugelt, will sich Sebastian Gatzka (beide LG Eintracht Frankfurt) in Düsseldorf und Leipzig in guter Form präsentieren, Ruwen Faller (SC Magdeburg) ist beschwerdefrei sowie gut drauf und Bastian Swillims (TV Wattenscheid 01) sieht nach einem Trainingslager in Teneriffa bereits "gut aus".
Ebenfalls Angriff lautet die winterliche Kugelstoß-Devise bei den Männern. Neben Europameister Ralf Bartels (SC Neubrandenburg) drängen auch Andy Dittmar (LG Ohra Hörselgas) sowie Detlef Bock (TV Wattenscheid 01) mit guten Aussichten nach Birmingham, wobei allerdings Ralf Bartels an eine kürzere Saison denkt und die Saisonhöhepunkte hinten anstellen könnte.
Für Sabrina Mockenhaupt (Kölner Verein für Marathon) sind die 3.000 Meter in Birmingham ein Thema. Allerdings wird sie dabei auf die Wattenscheiderin Irina Mikitenko verzichten müssen, da diese keine Hallensaison plant.
Bei den Gehern werden die "Sprintwettkämpfe unterm Hallendach" vor allem als gemeinsames Tempotraining sowie zur Auflockerung genutzt. So freut sich Disziplintrainer Ronald Weigel bereits auf spannende Duelle zwischen Melanie Seeger und Sabine Zimmer (beide SC Potsdam) bei den Deutschen Meisterschaften in Leipzig. Auch der Hauptstädter Andre Höhne geht motiviert in die Halle.