Hallensaison 2007 - Who's not
Der Countdown für den Startschuss ins Jahr 2007 läuft. Gleichzeitig mit dem Abzünden von Raketen und Knallern sind die Tage bis zur Eröffnung der Hallensaison gezählt. Doch wenn die Jagd um Zeiten, Normen und Weiten unter den nationalen und internationalen Hallendächern beginnt, können einige Athleten aufgrund von Verletzungen sowie anderen Gründen das Geschehen nur von der Tribüne aus beobachten.
Nadine Kleinert kümmert sich um Haus und Hand (Foto: Chai)
leichtathletik.de gibt einen momentanen Überblick und stellt die Frage: Who's not? Die wohl größten Sorgenfalten in der Wintersaison 2007 sind beim DLV-Disziplintrainer der Kugelstoß-Damen zu finden. Klaus Schneider hat gleich vier Absagen aus den Reihen seiner hoffnungsvollen Top-Kader-Athletinnen hinzunehmen und wird wohl keine deutsche Teilnehmerin bei der Hallen-EM in Birmingham (Großbritannien) in den Ring schicken. "Da müssen wir wohl oder übel durch und im Sommer wieder angreifen, schließlich mangelt es uns nicht an aussichtsreichen Kandidaten", setzt der Disziplintrainer auf die Freiluftsaison.
Nadine Kleinert (SC Magdeburg) – jahrelange DLV-Garantin für internationale Medaillen in der Halle - nimmt sich eine Auszeit vom winterlichen Wettkampfgeschehen, um sich vermehrt dem Umbau ihres neuerworbenen Hauses zu widmen und zudem ein Problem an der Hand auszukurieren, berichtet ihre Managerin Vera Michallek. Die EM-Dritte von Göteborg (Schweden), Petra Lammert (SC Neubrandenburg), gönnt ihrem Körper eine Pause, um zu regenerieren.
Verletzungsbedingt passen müssen Junioren-Vizeweltmeisterin Denise Hinrichs (SC Neubrandenburg) nach einer Fuß-OP sowie Christina Schwanitz (SV Neckarsulm). Die Zweite der U23-EM 2005 laboriert noch immer an den Auswirkungen einer alten Verletzung am Fuß und hat einen hohen Trainingsrückstand aufzuholen. Zeigt Klaus Schneider für die Entscheidung von Nadine Kleinert sowie Petra Lammert Verständnis, stimmt ihn den Ausfall der Jüngeren nachdenklich. "Die Hallen-EM wäre für beide eine interessante Möglichkeit gewesen, sich international zu zeigen."
Hallensaison ohne Tobias Unger
Ebenfalls vergeblich Ausschau halten wird der Indoor-Leichtathletik-Fan nach Sprinter Tobias Unger (LAZ Salamander Kornwestheim/Kornwestheim), der sich nach dem vorzeitigen Abbruch der EM-Saison 2006 im Juli einer Operation an der Ferse unterzog. "Tobias hat die Verletzung gut überstanden, ist gesund und macht bereits Tempoläufe im Training", analysiert Sprint-Teammanager Klaus Jakobs die momentane Belastung des Fußes und fügt hinzu, "aber sein Trainer und er wollen kein Risiko eingehen und sich konsequent auf die Weltmeisterschaften in Osaka (Japan) vorbereiten".
Einen weiteren Kandidaten von der 200 Meter-Sprinterliste hat Klaus Jakobs mit Daniel Schnelting (LAZ Rhede) zu streichen. Nach Beugerproblemen während der EM in Göteborg will er zunächst Vorsicht walten lassen. Zudem stehen in Birmingham die 200 Meter nicht im Wettkampfplan. Um die Beschleunigung während der Startphase nicht zu "verlernen", will Daniel Schnelting je nach Trainingsergebnissen eventuell einige 60-Meter-Sprints absolvieren.
André Niklaus in Südafrika
Feierte der Hallen-Weltmeister im Siebenkampf, André Niklaus (LG Nike Berlin), 2006 seinen bisher größten Triumph unter dem Hallendach, wird er in diesem Winter nach seiner auskurierten Verletzung am Sesambein auf Starts verzichten und im Januar ein Trainingslager in Südafrika absolvieren. "André arbeitet dort gemeinsam mit Tim Lobinger an seiner Stabhochsprungtechnik und wird die Zeit nutzen, um im Sommer wieder voll anzugreifen", sagt sein Trainer Rainer Pottel.
Ebenfalls ein langfristiger Aufbau steht für Yvonne Buschbaum (ABC Ludwigshafen) auf dem Programm. "Eine Hallensaison kommt für mich nicht in Frage, da ich einen konsequenten Fuß-Aufbau machen möchte und meinem Körper die Zeit geben werde, die er braucht", formuliert die Stabhochspringerin ihre Trainingsinhalte nach einer Fersensporn-OP im August. Yvonne Buschbaum konnte nach einem Riss der Achillessehne im Sommer 2004 in diesem Jahr wieder in das Wettkampfgeschehen eingreifen.
Auch Mehrkämpferin Claudia Tonn (LAC Paderborn) gönnt ihrem Oberschenkel nach einem Muskelfaserriss bei den Deutschen Meisterschaften beim Weitspringen eine Auszeit und will sich ausschließlich dem Training für den Sommer widmen.
Fragezeichen hinter Marion Wagner
Waren die Sprinterinnen in der vergangenen Wintersaison die Disziplingruppe mit der höchsten Ausfallquote, kann DLV-Disziplintrainer Thomas Kremer bisher verkünden: "Alle Sprinterinnen wollen in der Halle in den Startblöcken stehen." Nur auf der Bahn von Marion Wagner (USC Mainz) wird vermutlich eine Lücke bleiben. Die Mainzerin will sich nach ihrer Bandscheiben-OP im Herbst langfristig auf die Freiluftsaison vorbereiten.
Über seinen eigenen Schützling Ingo Schultz (TSV Bayer 04 Leverkusen) berichtet Thomas Kremer, dass er gesund ist und wohl den ein oder anderen Hallenstart absolvieren wird, um Akzente zu setzen, aber keine komplette Saison bestreiten wird. "Allein durch seine Körpergröße und den engen Kurvenradius, ist die Hallensaison nicht ganz so bedeutend für uns."
Absagen im Geherlager
Bei den Hürdensprinterinnen gibt Disziplintrainer Rüdiger Harksen den Verzicht von Nadine Hentschke (MTG Mannheim) bekannt. Zwar ist seine Athletin seit einigen Wochen verletzungsfrei, wird sich aber nur über die 60 Meter zeigen. Mit Judith Ritz (LAZ Leipzig) fehlt eine weitere Teilnehmerin der Hallen-EM 2005 in der Halle. "Judith wird die Zeit nutzen, um Trainingsinhalte nachzuholen, die sie zuvor durch einen Bundeswehr-Lehrgang versäumt hat."
Aus diesem Grund wird auch Weitspringer Christian Kaczmarek (LG Nike Berlin) erst im Sommer wieder in die Grube springen. Ebenfalls Abstriche durch die Grundausbildung bei der Sportfördergruppe hat die Wattenscheiderin Monika Gradzki hinzunehmen. "Sie ist fit und gesund, aber die Form ist bescheiden", analysiert Trainer Tono Kirschbaum die Hallenaussichten und ergänzt: "Wenn Monika in der Halle rennt, dann als Auflockerung, die Deutschen Meisterschaften sind zumindest geplant."
Auch im Geherlager gibt es Absagen. Dort verzichtet Andreas Erm (SC Potsdam). "Bei Andreas ist es wichtiger, ihn im Training langsam aufzubauen", schätzt Disziplintrainer Ronald Weigel die Situation ein.