Hallensaison 2009 - Who's hot?
Ein Leichtathletik-Highlight wirft schon acht Monate vor dem ersten Startschuss seine Schatten voraus: die WM in Berlin (15. bis 23. August). Bevor es im Olympiastadion um Gold, Silber und Bronze geht, steht für viele Athleten die Hallensaison mit der Hallen-EM in Turin (Italien; 6. bis 8. März) an. Andere verzichten hingegen freiwillig oder wegen Verletzungen auf Wettkämpfe. leichtathletik.de hat sich unter den Athleten umgehört und gefragt: Who's hot?
Er absolvierte einen Start, unterbot die Norm für die Hallen-Europameisterschaften in Turin und verabschiedete sich aus dem kalten Deutschland nach Fuerteventura (Spanien) ins Trainingslager. Christian Blum (LAC Quelle Fürth/München) blieb bereits beim Hallenmeeting in Chemnitz am 3. Januar mit 6,63 Sekunden über 60 Meter als erster DLV-Athlet unter der geforderten Zeit.Der 21 Jahre alte frühere Deutsche Hallenmeister über 60 Meter plant eine komplette Hallensaison mit Starts bei den Meetings in Stuttgart und Karlsruhe sowie bei den Deutschen Meisterschaften in Leipzig (21./22. Februar) und der Hallen-EM.
Konkurrenz durch Tobias Unger
Konkurrenz auf nationaler Ebene dürfte Christian Blum dabei vor allem durch Tobias Unger (LAZ Salamander Kornwestheim-Ludwigsburg) bekommen. Der 29 Jahre alte deutsche Rekordhalter über 200 Meter im Freien und in der Halle plant ebenfalls das volle Hallenprogramm. "Meine Ziele sind die Verteidigung des Deutschen Meistertitels über 60 Meter und die Qualifikation für die Hallen-EM", erklärt Tobias Unger auf seiner Homepage (www.tobiasunger.de), wenngleich er auf ein Trainingslager verzichten muss. "Ich muss jetzt auch mal an der Uni vorankommen und einige Prüfungen absolvieren", unterstreicht Tobias Unger, der in Tübingen Sport und Gesundheitsförderung studiert.
Mit den Wattenscheidern Julian Reus und Alexander Kosenkow sowie Stefan Schwab (TSV Schwarzenbek) und Marius Broening (LAV Asics Tübingen) stehen vier weitere Kandidaten für einen Start bei der Hallen-EM in den Startblöcken. "Der Drang auf die Hallen-EM ist in diesem Jahr groß. Alle sind sehr gut in Form. Wir werden wohl auf jeden Fall drei Sprinter in Turin sehen", sagt Klaus Jakobs, DLV-Disziplintrainer Sprint.
Sina Schielke greift wieder an
Sprinterin Sina Schielke (TV Wattenscheid 01) ist nach der Geburt von Töchterchen Jaime im Sommer wieder voll im Training und plant, wenn alles gut verläuft, auch Starts in der Halle. "Es sieht gut bei ihr aus. Das freut uns sehr, denn eine Sina Schielke ist immer gut für die Staffel", betont Rüdiger Harksen, Cheftrainer Track und Disziplintrainer Sprint.
Spannend wird es folglich bei den Sprinterinnen, denn Verena Sailer will ihre Position als beste deutsche Kurzstrecklerin, die sie zuletzt inne hatte, nicht so einfach aufgeben. Die Deutsche Meisterin hat ihren Wechsel zur MTG Mannheim hervorragend gemeistert und ist in sehr guter Verfassung. Und auch Marion Wagner (USC Mainz) ist beim Kampf um die Tickets zur Hallen-EM in Turin zur Stelle. 200 Meter-Spezialistin Mareike Peters (TSV Bayer 04 Leverkusen) freut sich ebenfalls auf die Hallensaison und möchte sich dort, nach ihrem Deutschen Meistertitel im Freien, nun auch den in der Halle holen.
Hallen-EM in Turin im Terminplan vieler Athletinnen
Das gleiche Ziel hat auch 800 Meter-Läuferin Jana Hartmann (LG Olympia Dortmund). "Sie ist in einem sehr guten Trainingszustand und möchte unbedingt zur Hallen-EM", bestätigt Disziplintrainerin Beate Conrad. Auf ihrem Weg will sich die Dortmunder Polizistin dann auch ihren Deutschen Hallenmeistertitel von 2007 zurück erkämpfen und an den Erfolg im Freien anknüpfen, wo sie Deutsche Meisterin wurde.
Zufrieden mit seinen Athletinnen ist auch Stabhochsprung-Trainer Andrei Tivotchik: "Die Mädels sind alle gut ins neue Jahr gerutscht und fleißig am Trainieren." Dabei wollen sie an ihre konstanten Leistungen aus dem Jahr 2008 anknüpfen und mit einem Höhenflug Sicherheit für das WM-Jahr sammeln.
Raul Spank gesund und fit
Hochspringer Raul Spank (Dresdner SC) hat für 2009 nur ein Ziel. "Wenn ich bei der WM in Berlin 2,36 Meter springe, dann ist mir der Rest völlig egal", verkündet der Olympia-Fünfte auf seiner Webseite (www.raul-spank.de). Dennoch will er sich Starts unter dem Hallendach nicht entgehen lassen. Der Einstieg in die Hallensaison für den 21-Jährigen steht ebenfalls schon fest: Sein Heimspiel beim 4. Dresdner Springermeeting am 23. Januar.
"Fast schmerzfrei", ist laut Brigitte Kurschilgen, Disziplintrainerin Hochsprung, auch Eike Onnen (LG Hannover). "Seine letzte Biomechanikuntersuchung ergab so gute Werte wie nie zuvor", berichtet sie. Dennoch steht hinter der Hallensaison noch ein kleines Fragezeichen. Aufgrund einer Technikumstellung, die helfen soll, die Belastungen auf den verletzungsanfälligen Absprungfuß zu minimieren, fehlt noch die Sicherheit in den Sprüngen. Sollte dies jedoch in den nächsten Wochen behoben werden können, steht erfolgreichen Höhenflügen durch den Europacup-Sieger von 2007 auch in der Halle nichts im Weg.
Sechs deutsche Acht-Meter-Springer in der Halle
Uwe Florczak, DLV-Disziplintrainer im Weitsprung, hat nur Positives zu berichten: "Alle deutschen Acht-Meter-Springer sind fit und werden um die Tickets für die Hallen-EM kämpfen." Nils Winter (Team Referenznetzwerk Leverkusen), Peter Rapp (LAV Tübingen), Sebastian Bayer (Bremer LT), Christoph Stolz (VfL Wolfsburg), Christian Reif (ABC Ludwigshafen) und Christian Kaczmarek (LG Nike Berlin) sind bislang gut durch den Winter gekommen und wollen unter dem Hallendach ein erstes Zeichen im Hinblick auf die Weltmeisterschaft in Berlin setzen. Unerwartete Konkurrenz könnte dem Sextett dabei durch Oliver Koenig (LG Stadtwerke München) drohen. Der sprang bei seinem Halleneinstand in Chemnitz (3. Januar) 7,66 Meter weit.
Auch die Weitspringerinnen versprechen eine spannende Saison. Claudia Tonn (LAV Hamburg-Nord) und Melanie Bauschke (LG Nike Berlin) erzielten in der Leistungsdiagnostik die besten Weiten aus verkürztem Anlauf, so Disziplintrainer Ulrich Knapp. Aber auch die anderen Kader-Athletinnen sind in guter Verfassung. Die Deutschen Hallen-Meisterschaften sollten sehr spannend werden.
Stabhochspringer greifen an
Nach einem erfolgreichen Trainingslager im Dezember in Stellenbosch (Südafrika) mit nahezu optimalen Trainingsbedingungen hat auch Dreispringer Charles Friedek (Team Referenznetzwerk Leverkusen) eine Hallensaison fest im Visier.
Den härtesten Kampf um die drei Startplätze bei der Hallen-EM wird es wohl bei den Stabhochspringern geben. Mit Tim Lobinger (LG Stadtwerke München), Danny Ecker (TSV Bayer 04 Leverkusen), Fabian Schulze (LAZ Salamander Kornwestheim-Ludwigsburg), Alexander Straub (LG Filstal), Björn Otto (LAV Bayer Uerdingen/Dormagen), U20-Weltmeister Raphael Holzdeppe (LAZ Zweibrücken), Richard Spiegelburg, Malte Mohr und Lars Börgeling (alle TSV Bayer 04 Leverkusen) sind die besten Neun der deutschen Bestenliste von 2008 in der Halle am Start. Raphael Holzdeppe hat allerdings bereits seinen Verzicht auf einen Start in Turin angekündigt.
Deutsche Hürdensprinterinnen in Top-Form
Auf das Jahr 2008 kann die Bremer Hürdensprinterin Carolin Nytra mit viel Freude zurückblicken, so ist ihr großer Traum von den Olympischen Spielen in Erfüllung gegangen. 2009 will sie dort weitermachen, wo sie zuletzt aufgehört hat. Angetrieben wird sie dabei auch von Nadine Hildebrand (LAZ Salamander Kornwestheim-Ludwigsburg). "Das Training der beiden läuft super. Ihre aktuellen Testwerte machen uns viel Freude", beschreibt Disziplintrainer Cheick-Idriss Gonschinska den aktuellen Trainingszustand. Gespannt blickt er der Hallensaison mit Ziel Hallen-EM entgegen.
Auf einem einsamem Weg befindet sich hingegen Siebenkämpferin Sonja Kesselschläger (SC Neubrandenburg), denn sie plant als einzige Siebenkämpferin eine volle Hallensaison mit Ziel Hallen-EM in Turin. "Ein Infekt hat Sonja etwas aus dem Training geworfen. Mal sehen, wie sie diesen verkraftet hat", ist Disziplin- und Heimtrainer Klaus Baarck etwas in Sorge.
Heimspiel für Thomas Blaschek
Für Hürdensprinter Thomas Blaschek (LAZ Leipzig) sind die Deutschen Hallen-Meisterschaften am 21. und 22.Februar in Leipzig ein Heimspiel. Doch ob der 27 Jahre alte Vize-Europameister von 2006 seinen fünften Deutschen Meistertitel in der Halle in Folge feiern kann, muss noch mit einem kleinen Fragezeichen versehen werden. Der Schützling von Cheick-Idriss Gonschinska plagt sich noch mit einer hartnäckigen Wadenverletzung. Doch der Trainer ist zuversichtlich: "Der Verlauf der Rehabilitation und die Eingliederung in das Aufbautraining stimmen mich sehr optimistisch im Hinblick auf einen Start in der Halle."
Auf ein spannendes internes deutsches Duell dürfen sich die Zuschauer im Kugelstoßring freuen. Hier treffen mit Europameister Ralf Bartels (SC Neubrandenburg) und Peter Sack die zwei derzeit besten deutschen Kugelstoßer aufeinander. Beide haben sich die EM in Turin zum Ziel gesetzt und wollen dort um die Medaillen mitstoßen.
Petra Lammert glänzt im Kugelstoßring
Auch Kugelstoßerin Petra Lammert (SC Neubrandenburg) steht nach ihrer Ellbogenverletzung wieder im Ring. Erst im Sommer hatte ihr diese bei dem schon sicher geglaubten Start bei den Olympischen Spielen in Peking einen Strich durch die Rechnung gemacht. Ende Dezember beim Kugelstoß-Meeting in Magdeburg feierte die Neubrandenburgerin jedoch einen Einstieg nach Maß und siegte mit 18,57 Metern knapp vor Nadine Kleinert (SC Magdeburg).
In der kommenden Zeit kann man sich folglich auf spannende Wettkämpfe zwischen den beiden Athletinnen freuen, bei denen aber auch Denise Hinrichs (TV Wattenscheid 01) ein Wörtchen mitreden möchte. Petra Lammert und Denise Hinrichs werden eine komplette Hallensaison bestreiten und haben die Hallen-EM dabei fest im Visier. Nadine Kleinert hingegen hat drei Starts unter dem Hallendach geplant, verzichtet aber auf die Deutschen Hallen-Meisterschaften und die Hallen-EM.
Simon Kirch auch in Halle schnellster Deutscher Viertelmeiler?
Nach seiner bislang erfolgreichsten Saison 2008 mit dem Gewinn des Deutschen Meistertitels in Nürnberg wird Simon Kirch (SV schlau.com Saar 05 Saarbrücken) auch unter dem Hallendach voll angreifen. Nationale Konkurrenz droht ihm dabei in erster Linie durch Martin Grothkopp (Dresdner SC 1898), Falco Lausecker (TV Wattenscheid 01), Thilo Ruch (PSV Grün-Weiß Kassel), Florian Seitz (SSC Berlin) und Nachwuchshoffnung Niklas Zender (TSV Friedberg-Fauerbach), die allesamt eine Hallensaison absolvieren werden.
Carsten Schlangen (LG Nord Berlin) will nach seinem internationalen Durchbruch mit dem Erreichen des Halbfinales bei den Olympischen Spielen in Peking auch wieder zeigen, zu was er in der Halle fähig ist. Platz vier beim Trierer Silvesterlauf nur wenige Tage nach seinem mittlerweile schon traditionellen Skilanglauf-Trainingslager lässt einiges für die 1.500 Meter-Rennen, insbesondere was die Hallen-EM angeht, erhoffen.
Die 800 Meter-Läufer Robin Schembera (TSV Bayer 04 Leverkusen), René Bauschinger (LAC Quelle/Fürth München) und Sebastian Keiner (Erfurter LAC) sind ebenfalls gesund und wollen in der Halle angreifen, wenngleich für Sebastian Keiner ein Start bei der Hallen-EM nicht in Frage kommt.