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Halles Mehrkämpfer - Mit Medaillen-Schwung von Peking nach Rio

Eine Trainingsgruppe, vier WM-Medaillengewinner – ein Traum: Die Hallesche Mehrkampf-Gruppe von Wolfgang Kühne mit Rico Freimuth, Michael Schrader, Jennifer Oeser und Cindy Roleder startet im November mit einem Auftakt-Trainingslager in Südafrika in die Saisonvorbereitung auf 2016. Mit viel Spaß, hoher Motivation und harter Arbeit wollen die vier Top-Athleten gemeinsam zu den Olympischen Spielen nach Rio (Brasilien).
Pamela Ruprecht

Konsequente  Arbeit und „eine gute Stimmung in der Truppe“, lautet das einfache Erfolgsrezept ohne große Geheimnisse des Siebenkampf-Bundestrainers Wolfgang Kühne. Der Coach aus Halle will seine vier „Ausnahmeathleten“ - wie er sie bezeichnet – über den Winter gesund und austrainiert in das Olympia-Jahr bringen. Mitnehmen können sie den Schwung ihrer jüngsten Erfolge bei den Weltmeisterschaften in Peking (China).

Rico Freimuth (SV Halle) gewann im Zehnkampf mit neuer Bestleistung (8.561 Punkte) Bronze. Cindy Roleder (SC DHfK Leipzig) mit neuer Bestzeit (12,59 sec) im Hürdensprint Silber. „Das war schon eine Sensation, dass sie in Peking eine Medaille gewonnen hat“, sagt Wolfgang Kühne über das Abschneiden der Neu-Siebenkämpferin - den Vorleistungen nach war bereits das Erreichen des Halbfinales eine Herausforderung. Die beiden Medaillen: eine zusätzliche Motivationsspritze für den Weg nach Rio.

Extra motiviert

Auch der Sprung von Jennifer Oeser (TSV Bayer 04 Leverkusen) nach Verletzungspause und Schwangerschaft in die Top Ten im Siebenkampf (6.308 Punkte) war für die WM-Zweite von 2009 und die WM-Dritte von 2011 im "Vogelnest" ein großer Schritt nach vorne.

Mehr ausgerechnet hatte sich in Peking Michael Schrader (SC Hessen Dreieich). Der Zehnkampf-Vize-Weltmeister von 2013 belegte am Ende Rang sieben (8.418 Punkte). Doch auch das schürt eine Extra-Portion Motivation, im nächsten Jahr wieder zu zeigen, was er drauf hat.

Erfolgsversprechende Dynamik

Die Bedingungen für die Athleten sind bestens: individuelle Klasse und harmonisches, diszipliniertes Training bringen Dynamik in die Gruppe. „Sie wissen alle, was sie wollen“, sagt Wolfgang Kühne. Seine Schützlinge pushen sich gegenseitig, die Frauen untereinander und die Männer untereinander.

Und durchgemischt wird auch: Cindy Roleder sitzt regelmäßig neben Rico Freimuth oder Michael Schrader im Hürden-Startblock. Anders als hin und wieder zu lesen ist, absolviert die Vize-Weltmeisterin alle Technikeinheiten ihrer Paradedisziplin in Halle. An ihrem Wohn- und früheren Trainingsort Leipzig macht sie auf eigene Faust ausschließlich Regenerationsläufe oder Krafttraining.

Punktezahl steigern

Trotz des Vorstoßes in die absolute Hürden-Weltspitze bleibt Cindy Roleder dem Siebenkampf-Training treu. Die 26-Jährige hat im Herbst schon wieder zu den Wurfgeräten Kugel und Speer gegriffen. Und auch am Hochsprung feilt sie derzeit, weil das noch die „Wackeldisziplin“ ist. Vielseitiges Training steht in dieser Phase im Vordergrund, Hürdentraining derzeit nur einmal pro Woche im Kalender. In der Hallensaison liegt dann der Fokus aber umso mehr auf ihrer Einzeldisziplin.

Zu Beginn der Sommersaison 2016 ist wieder ein Mehrkampf geplant – in Götzis (Österreich) oder Ratingen. Ihre Bestleistung von 6.055 Punkten will sie weiter nach oben schrauben. Bisher konnte sich Cindy Roleder kontinuierlich mit jedem Siebenkampf steigern. Eine Olympia-Qualifikation ist hier allerdings noch kein realistisches Thema für die Neu-Mehrkämpferin. „Ich brauche da einfach noch meine Zeit“, stellt sie klar.

Schneller durch Siebenkampf

Das Siebenkampf-Training zahlt sich aber schon jetzt aus. Seit den zwei Jahren in Halle haben sich ihre Schnelligkeit und körperliche Leistungsfähigkeit enorm verbessert. Die Lauf-Auswertungen zeigen, dass Cindy Roleder anders als viele ihrer Konkurrentinnen zwischen den letzten Hürden nicht an Geschwindigkeit verliert. Im WM-Finale holte sie auf der Ziellinie so fast noch die Siegerin Danielle Williams (Jamaika; 12,57 sec) ein.

„Wir haben einen ziemlich harten Aufbau. Der hat es ganz schön in sich. Das macht mich stark“, erklärt die Leipzigerin. Davon profitiert sie die ganze Saison und kann bei den Höhepunkten ihre maximale Leistung abrufen. Seine Athleten auf den Punkt fit zu kriegen, dieses Talent schreibt die EM-Dritte von Zürich (Schweiz) ihrem Trainer zu. Seine Pläne stehen hinter den Erfolgen seiner Sportler.

Harter Aufbau

Um solch große Ziele zu erreichen, gehören auch Entbehrungen dazu und - das Glück unverletzt zu bleiben. Da habe sich viel getan, erzählt  Wolfgang Kühne über das Gesundheitsmanagement im Mehrkampf. Ein gutes Netzwerk von Physiotherapeuten und Ärzten, die auf Lehrgängen dabei und an Trainings-Standorten verfügbar sind, hat sich über die Zeit entwickelt. Dieses steht auch im wichtigsten Jahr des Olympia-Zyklus zur Seite.

Die schweißtreibende Vorbereitung für den Sommer hat begonnen. Trotz des gemeinsamen ehrgeizigen Projekts „Rio“ ist die Atmosphäre in Halle locker. Ziel ist erst mal die Qualifikation für die Olympischen Spiele. Der Bundestrainer hält den Ball in Richtung Brasilien trotz der WM-Erfolge wie gewohnt flach: „Wir gehen das Ganze in Ruhe an, werden uns ordentlich vorbereiten und dann werden wir sehen, was machbar ist, wenn alle vier dort sind.“

Nach den Wettkämpfen in Peking hat nun jeder in der Gruppe eine WM-Medaille. „Das ist ziemlich krass und ein richtig gutes Gefühl“, schwärmt Cindy Roleder über den besonderen Zusammenhalt. Mit der Formel „dranbleiben im Training, trotzdem Spaß haben und hoch motiviert sein“ haben sie viel erreicht. Den Rückenwind aus 2015 nehmen sie nach 2016 mit. „Richtig fit werden und in Rio angreifen“, will Cindy Roleder. Aber: Über die Hürden. Den Mehrkampf überlässt sie bei den Spielen (noch) ihren Trainingskollegen.

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