Hammerwurf-Tendenzen für München
Der Leichtathletik-Zirkus hat in den letzten Tagen in Europa Fuss gefasst. Die Grand-Prix-Meetings in Hengelo und Sevilla standen auf dem Terminkalender, einige Top-Athleten zog es auch nach Italien zu den Wettkämpfen in Turin und Mailand, während die deutschen Asse in Dortmund beim Sparkassen DLV-Meeting erstmals Farben bekennen mussten. Somit kristallisieren sich die ersten Tendenzen mit Blickrichtung auf die Leichtathletik-Europameisterschaft in München (6. bis 11. August) bereits ein wenig heraus. Ganz besonders aber in einer Disziplin, dem Hammerwurf.
Karsten Kobs präsentierte sich in Dortmund bereits in EM-Form (Foto: Krebs)
Klare "Duftmarken" wurden dort bereits gesetzt. Der deutsche Ex-Weltmeister Karsten Kobs, der in der Weltjahresbestenliste derzeit auf Rang sechs liegt, hat dabei mit seinen 81,49 Metern von Dortmund die momentan beste Verfassung unter Beweis gestellt. Bereits eine Woche vorher "putzte" er in Hengelo die Weltspitze weg und verliess als Sieger den Ring. Aber die Konkurrenz ist wachsam. In Turin gewann Igor Astapkovich (BLR) mit 81,09 Metern, in Sevilla war es der Ungar Adrian Annus, der mit exakt der selben Weite überzeugte. Der Kreis der Medaillenanwärter lässt sich noch weiter ziehen, denn gerade die Osteuropäer sind bekanntermaßen stets zu beachten. Der Russe Alexej Zagornyi oder die Ukrainer Andrej Skvaruk und Vladislav Piskunov sind derzeit die Top Drei der europäischen Jahresbestenliste und gerade Weltmeister und Olympiasieger Szymon Ziolkowski aus Polen zeigt ansteigende Form. Er näherte sich in Dortmund mit 79,47 Metern der 80er Marke und wird diese wohl in Kürze durchbrechen.
Olympiasiegerin in der Pole Position
Ein Pole kommt selten allein. So war es zumindest in Sydney, als auch Kamila Skolimovska Gold im Hammerwerfen errang. Die 19-jährige ist auch in diesem Jahr wieder sehr zu beachten. Am vergangenen Samstag erzielte sie in Bydgoszcz mit 72,60 Metern einen neuen Landesrekord und hat damit natürlich auch die Führung in der Weltjahresbestenliste inne. Manuela Montebrun aus Frankreich übertraf mit 70,91 Metern ebenso in diesem Sommer bereits die Siebzig wie die Weißrussin Olga Tsander, die ebenfalls in Bydgoszcz die nationale Bestmarke auf 70,11 Meter steigerte.
Gesteigert hat sich am vergangenen Wochenende auch die beste Deutsche Susanne Keil von der LG Eintracht Frankfurt. Sie nutzte den EM-Qualifikations- und Test-Wettkampf in Leichlingen für eine Weite von 67,43 Metern. Bei den letzten beiden Großereignissen, den Olympischen Spielen in Sydney und den Weltmeisterschaften in Edmonton, hätte dieses Ergebnis übrigens für einen Platz unter den ersten Sechs gereicht.
Woche für Woche, Tag für Tag rückt nun die EM in München heran und die nächsten Nah- und Fernduelle der Hammerwerferinnen und Hammerwerfer kündigen sich an. Verteilt wird der europäische Medaillenkuchen allerdings erst zwischen dem 6. und 11. August im Münchner Olympiastadion. Und wer dann das größte Stück abbekommt, muss und wird sich zeigen! Für Überraschungen war der Hammerwurf schon immer gut wie vor zwei Jahren in Sydney als Skolimovska und Ziolkowski kaum jemand auf der Gold-Rechnung hatte. Einer möchte sich aber nicht überraschen lassen. Karsten Kobs vom TSV Bayer 04 Leverkusen nämlich, der auf dem besten Weg ist, an die Weltmeister-Form von 1999 anzuknüpfen.