Hanns-Braun-Preis 2004 ging an Günter Becker
Der diesjährige Hanns-Braun-Preis-Träger heißt Günter Becker und stammt aus dem saarländischen Neunkirchen – ein echter saarländischer "Bub". Der Hanns-Braun-Preis ist die höchste Auszeichnung, mit der der Deutsche Leichtathletik-Verband "besondere Leistungen und außerordentliche Verdienste in der Führung der deutschen Leichtathletik" würdigt.
Günter Becker, Hanns-Braun-Preisträger 2004 (Foto: Schröder)
Nur wenige Sportführer der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts können auf eine derartig umfangreiche Führungstätig in unterschiedlichen hierarchischen Ebenen der deutschen Leichtathletik zurückblicken. Bereits als Mittelstreckler kam Günter Becker mit der Sportart in Verbindung, die sein Leben bestimmen sollte. Ausdauer und Stehvermögen prägten seine aktive Laufbahn genauso wie seine Tätigkeit für den Saarländischen Leichtathletik-Bund und den Deutschen Leichtathletik-Verband.Nach Abschluss seiner Ausbildung als Lehrer begann er seinen Dank, den er aus seiner Aktivenzeit seinen Trainern und den Funktionären gegenüber empfand, ab 1967 selbst zunächst als Leichtathletik-Trainer zurückzugeben. Dabei kamen ihm seine Fachkenntnisse, vor allem aber seine Persönlichkeit mit seinem ruhigen, einfühlsamen und auf Harmonie ausgerichteten Wesen sehr zugute. Günter Becker war, in welchem Gremium er auch tätig war, immer der ruhende Pol, dem Hektik fremd war. Dennoch konnte er in der Sache trefflich streiten und brach für seine Nachwuchsleichtathletik, wo auch immer, stets eine Lanze.
Drei Jahre Schülerwart
Bald schon wurde der Saarländische Leichtathletik-Bund auf seine Kompetenzen aufmerksam, so dass er 1971 zum Schülerwart gewählt wurde. Im Kreis der Landesverbandsschülerwarte, ein Koordinierungsgremium des DLV, erwarb er sich schnell ebenfalls eine Führungsposition und avancierte bereits 1976 zum obersten Schülerrepräsentanten im DLV. Diese Funktion - DLV-Schülerwart - konnte er nur drei Jahre ausüben, da seine Fähigkeiten nicht verborgen blieben und er erneut auf der Funktionärskarriereleiter unausweichlich empor kletterte, obwohl dies, bescheiden wie er ist, nie sein Anliegen war.
Er wurde DLV-Jugendwart und stieg damit 1979 in das höchste Führungsgremium des DLV, das Präsidium, auf. Unter Präsident August Kirsch und dann Eberhard Munzert führte er ein fürsorgliches, aber unaufdringliches Regiment und brachte die oft revolutionierende "Jugend" hinter eine Idee.
Vor allem mit seinem hauptamtlichen Arm, Gabriele Krug (heute Thiele), setzte er Pflöcke in der Entwicklung der Nachwuchs-Wettkampfleichtathletik, führte aber vor allem das Mitspracherecht der Jugendlichen durch Wahlen von Jugendsprechern ein. Viele Jugendsprecher seiner Zeit haben heute führende Funktionen in verschiedenen Stellen übernommen und sind aufgrund des Feuers für die Leichtathletik, das er "seinen" Jugendlichen einzupflanzen imstande war, echte Werbeträger für die Leichtathletik geworden.
Eine Zeitschrift für die Jugend
Auch die Einführung des Jugend-Kommunikationsblattes "Panther aktuell" ist auf seine Initiative und Bemühungen zurückzuführen, das die Leichtathletik-Jugend stärker in das allgemeine Bewusstsein rückte und den Zusammenhalt der Jugendlichen stärkte.
Bei vielen internationalen Veranstaltungen im Jugendbereich, in denen er die deutsche Leichtathletik-Jugend führte, repräsentierte er den DLV. Nicht nur das: Bei einem Länderkampf im polnischen Bydgoszcz lernte er auch seine spätere Frau kennen, die dort als Dolmetscherin fungierte und ihm kurzerhand nach Deutschland folgte.
Zehn Jahre hat Günter Becker das Amt des DLV-Jugendwartes sorgfältig und sorgsam geführt, vor allem die Jugendleichtathletik zu einem ernst genommenen Partner in Präsidium und Verbandsrat gemacht, bis er seinen Posten, wohl bestellt, seinem Nachfolger übergab, den er sich selbst ausgesucht, aufgebaut und langsam vorbereitet hat.
Spitzenfunktionär im Saarland
Nach einer kurzen Verschnaufpause übernahm er als Vorsitzender dann von Hans Herzer die Führung des Saarländischen Leichtathletik-Bundes. Einen der kleinsten deutschen Landesverbände führte er im Sinne von Hans Herzer weiter, erreichte aber gerade im leistungssportlichen Bereich erstaunliche Fortschritte, die den Verband auch international ins Rampenlicht stellten.
Als er dieses Amt an Werner Zimmer abgab, hinterließ er einen angesehenen und erfolgreichen Landesverband, klein aber fein, und begab sich von da an in den "sportlichen Ruhestand". Dennoch beobachtete er die Leichtathletik mit wachsamem Auge, bis ihm eine schwere Krankheit, die seine bis dahin auszeichnende Beweglichkeit erschwerte und an den Rollstuhl fesselte.
Preisverleihung im schmucken Haus
So konnte er die höchste DLV-Auszeichnung auch nicht bei einer der üblichen Veranstaltungen entgegennehmen, was dem würdigen Rahmen, liebevoll von seiner Ehefrau geordnet, bei der Preisverleihung in seinem schmucken Haus im saarländischen Neunkirchen keinen Abbruch tat.
DLV-Vizepräsident Theo Rous übergab die schwere Statue, begleitet von alten Weggefährten des langjährigen Jugend-Haudegens Günter Becker, von seiner hauptamtlichen "rechten Hand" Gabriele Thiele, seinem Weggefährten und späteren Nachfolger Rüdiger Nickel, vom Technischen Direktor des DLV, Jan Kern, und den Repräsentanten des SLB unter Führung des stellvertretenden Vorsitzenden Lothar Altmeyer und der Sportwartin Karin Becker.
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