Hansen tut es schon wieder und gewinnt Dreisprung-Krimi
Wäre ein Dreisprungfinale nicht in Vor- und Endkampf aufgeteilt, könnte sich Ashia Hansen eigentlich fünf Versuche sparen. Schließlich pflegt sie ihre Wettkämpfe ohnehin erst mit dem letzten Versuch zu gewinnen. Bei genau 15 Metern – der zu stark wehende Wind verhinderte eine neue Weltjahresbestleistung - setzte sie zum letzten Mal in der Sandgrube auf und verdrängte mit dem vorletzten Sprung der Konkurrenz die überraschenderweise führende Finnin Heli Koivula. Leider ging diese packende Entscheidung in der atemlosen Hatz nach Höhen, Zeiten und Weiten am Samstag Abend ein wenig unter.
15 Meter später weinte Ashia Hansen Freudentränen (Foto: Kiefner)
So richtig feiern konnte sich die neue Europameisterin deshalb auch erst lassen, als sie dem Olympiastadion-Moderator Markus Othmer auf der Videowand ein kurzes Interview gab. "Im entscheidenden Moment hat wieder alles geklappt", meinte die 31-Jährige, die auch die Commonwealth Games erst mit ihrem letzten Versuch entschied, "ich war mir sehr sicher, obwohl ich wirklich müde war. Es war mein Coach, der mir sagte, dass ich das immer noch schaffen kann."Skandinavische Nachbarschaftshilfe: Koivula gewinnt Silber
Es gab so manche Überraschung bei diesen 18. Europameisterschaften. Doch, was sich am Samstag auf der Gegengerade abspielte, konnte wirklich niemand erwarten. Heli Koivula trat in München mit einer Bestleistung von 14,36 Metern an, die Qualifikation überstand sie mit durchschnittlichen 13,98 Metern. Im Finale dagegen erlebten die blonde 27-Jährige und die finnische Leichtathletik eine Sternstunde: Mit 14,86 Meter verbesserte sie sich um fast einen halben Meter und holte eine nie erwartete Silbermedaille für das Tausend-Seen-Land.
Der Dreisprung auf der Gegengerade ist also fest in skandinavischer Hand. Am Donnerstag Abend entschied der Schwede Christian Olsson die Männerkonkurrenz für sich – am Samstag machte die Finnin Heli Koivula den Frauen-Wettbewerb zu etwas ganz Besonderem. Die Herkunft ist allerdings nicht das Einzige, was die beiden Goldspringer miteinander verbindet. Sowohl Olsson als auch Koivula werden von Yannik Tregaro betreut. "Vor dem Finale habe ich mich schon gut gefühlt, aber das ich Silber gewinne, hätte ich nie gedacht", jubelte Heli Koivula, "heute bin ich jedenfalls Finnlands glücklichstes Mädchen."
Russische Favoritinnen enttäuschen
Die hochgewetteten Russinnen Yelena Oleynikova und Anna Pyatykh konnten dagegen die Erwartungen so gar nicht erfüllen. Die 21-jähirge Pytatykh musste sogar um die Endkampfteilnahme bangen und erhielt nur mit 14,08 Metern, die Chance drei weitere Male zu springen. Oleynikova holte immerhin noch Bronze – ihre 14,54 Meter allerdings dürften die 26-Jährige jedoch genauso enttäuschen, wie die Farbe der Medaille. Ashia Hansen wird sich dagegen genau überlegen, wo sie ihr erstes Freiluft-Gold hinhängen wird: "Als ich die 15 Meter aufleuchten sah, bin ich erst einmal in Tränen ausgebrochen..."