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Harro Schwuchow und die Rückkehr nach dem Krebs

Auf das Olympia-Gold seines Schützlings Thomas Röhler folgte die Schock-Diagnose Kehlkopf-Krebs. Wie sich Trainer Harro Schwuchow nach sieben Operationen und zwei Herzstillständen wieder zurück ins Leben und in den Beruf gekämpft hat, berichtet er jetzt erstmals offen in der FOCUS Online-Reihe "Unsere wahren Helden".
Silke Bernhart

Innovativ, ideenreich, aufgeschlossen, motiviert und lebensfroh. So kennt die Leichtathletik-Familie Trainer Harro Schwuchow. Es sind Eigenschaften, die sich der 59-Jährige bewahrt hat. Und das ist bemerkenswert, wenn man weiß, was er in den vergangenen zwei Jahren durchgemacht hat. In einem <link https: www.focus.de perspektiven mutmacher krebs-diagnose-nach-olympia-trainer-harro-erzaehlt-seine-geschichte_id_10455249.html>Video-Beitrag bei FOCUS Online in der Reihe "Unsere wahren Helden" spricht der Coach von Speerwurf-Olympiasieger Thomas Röhler (LC Jena) erstmals erstaunlich offen über seine Krebserkrankung, die ihn fast das Leben gekostet hätte.

Das Jahr 2016 wird Harro Schwuchow gleich in doppelter Hinsicht für immer im Gedächtnis bleiben. Denn auf das Olympia-Gold von Röhler folgte die Diagnose Kehlkopf-Krebs, die sich mit immer stärkerer Heiserkeit langsam angedeutet hatte. Harro Schwuchow musste sich einer Chemotherapie unterziehen. Und dann doch operiert werden. Siebenmal. Zweimal davon in Not-OPs. Zweimal stand sein Herz still. Zweimal kehrte er ins Leben zurück. Sein Kehlkopf wurde entfernt. Die Fähigkeit zu sprechen ermöglicht ihm nun eine Trachealkanüle – Schwuchow nennt sie "Knopf im Hals".

Emotionale Rückkehr

"Ich denke, der Sport hat mich gerettet", sagt Harro Schwuchow gegenüber FOCUS Online-Sportchef Dirk Adam, der einst selbst Zehnkämpfer war und den Coach in Jena beim Training mit Thomas Röhler besuchte. "Weil das Verlieren nicht vorgesehen ist." So kämpfte sich Schwuchow wieder zurück, immer mit der Erinnerung an die Goldmedaille von Rio im Kopf. Sie habe ihm Kraft gegeben. Sie und auch die Trainingsgruppe um den Olympiasieger.

"Als unser Trainer mit der Kanüle wieder in der Halle stand – das war ein spezieller Moment", blickt Thomas Röhler zurück. Zu hören, wie Schwuchow wieder sprechen und kommunizieren kann, die wichtigste Fähigkeit eines Trainers, "das war ein sehr, sehr glücklicher Moment." Harro Schwuchow kehrte ins Leben und in den Beruf zurück. "Du willst doch raus. Du willst an den Mann. Und wieder arbeiten! Das machen, was dir Spaß macht. Denn das tut dir gut", sagt er.

Mit der Trachealkanüle und dem Griff an den Hals für jeden Satz hat sich der 59-Jährige "sehr, sehr gut arrangiert", sagt er. Und: "Jetzt's geht mir bombe, jetzt geht's mir richtig gut." Weiteren Aufwind dürfte auch der jüngste Erfolg seines Schützlings gegeben haben: Die Goldmedaille bei den Heim-Europameisterschaften in Berlin konnten Thomas Röhler und Harro Schwuchow gemeinsam feiern. Zwei Vorbilder, zwei Kämpfer, zwei bewegende Geschichten, im Sport und abseits davon.

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