Hartwig Gauder – Der Mann mit den drei Herzen
Man könnte Hartwig Gauder den "Mann mit den drei Herzen" nennen - den "Erfolgssportler", den "Kämpfer" und den "Überzeugungstäter". Es wäre eine kurze und präzise Lebensbeschreibung des ehemaligen Geher-Olympiasiegers. Am heutigen Mittwoch feiert der Ex-Spitzenathlet seinen 50. Geburtstag. leichtathletik.de nimmt ihn in die Hall of Fame auf und stellt Ihnen diesen Ausnahmemenschen, der als Architekt im Thüringer Ministerium für Soziales, Familie und Gesundheit arbeitet und mit seiner Frau und seinem Sohn Marcus in Erfurt lebt, in einem Porträt vor.
Hartwig Gauder: Der Mann mit den drei Herzen
Der "Erfolgssportler""Geher des Jahrhunderts" – knapper und zutreffender lässt sich die Erfolgsbilanz von Hartwig Gauder kaum umschreiben. Am 10. November 1954 in Vaihingen geboren, zog er mit seiner Familie im Jahr 1960 nach Ilmenau in Thüringen. Nach ersten Erfahrungen als Skiläufer und Skispringer bei der BSG Empor Ilmenau begeisterte er sich als 14-Jähriger für das Gehen. Er wird zu einem der weltweit erfolgreichsten Athleten über die 50-Kilometer-Strecke und krönt seine Karriere 1980 mit einem Olympiasieg in Moskau (Olympischer Rekord: 3:49:24 Stunden). In Stuttgart wird er 1986 Europameister, ein Jahr später in Rom Weltmeister und 1988 gewinnt er Olympia-Bronze in Seoul. Er war mehrfacher DDR-Meister und später auch Deutscher Meister. Bei der WM 1993 in Stuttgart gab er auf und beendete danach seine sportliche Laufbahn.
Der "Kämpfer"
Als wäre es auf der sportlichen Seite nicht genug der Spitzenleistungen zwangen ihn dramatische gesundheitliche Probleme in den darauf folgenden Jahren zu weiteren außergewöhnlichen Anstrengungen. Im März 1995 wurde bei Hartwig Gauder nach Schlaf- und Kraftlosigkeit eine gravierende Einschränkung der Herzleistungsfähigkeit diagnostiziert. Verantwortlich war ein bakteriell bedingter Infekt. Als eine Herzmuskelentzündung hinzukam, musste Hartwig Gauder auf die Warteliste für eine Organtransplantation gesetzt werden. Da sich vorerst kein passendes Spenderherz fand und sich seine Herzleistung gefährlich verschlechterte, sahen sich die Ärzte gezwungen, ihm vorübergehend ein Kunstherz einzusetzen. Ganze sieben Monate, eine "rekordverdächtig" lange Zeit, lebte Hartwig Gauder mit diesem Kunstherz, ehe ihm im Januar 1997 endlich ein Spenderorgan implantiert werden konnte.
Der "Überzeugungstäter"
Das "zweite" Leben des Hartwig Gauder liest sich nicht weniger beeindruckend als sein erstes. Er schloss sein Architekturstudium mit Erfolg ab, nahm an den Marathons in New York und Berlin teil. Um Menschen Mut zu machen, bestieg er als erster herztransplantierter Sportler im Sommer 2003 den 3.776 Meter hohen "Fujisan", Japans berühmtesten und zugleich heiligen Berg. Das Matterhorn in der Schweiz und der Kilimandscharo in Afrika sollen noch folgen.
Vor allem aber ist Hartwig Gauder einer der Vorreiter der deutschen Walkingbewegung. Als aktiver Walker ist er nicht nur einer der populärsten Protagonisten dieser Trendsportart, sondern gehört auch diversen Expertenteams in Verbänden und Medien an. So ist er zum Beispiel Walking-Experte beim Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) und Generalsekretär des Vereins "Sportler für Organspende e.V." sowie Walking-Berater bei der Sportartikelfirma Reebok. Hartwig Gauder lässt kaum eine Gelegenheit aus, die sportlichen und gesundheitlichen Vorteile des Walkings und Nordic Walkings publik zu machen. Wer könnte dies authentischer und glaubhafter belegen als der "Mann mit den drei Herzen".
Trotz Organspende neue Lebensqualität
Hartwig Gauder beweist, dass das Leben trotz Schicksalsschlägen lebenswert ist, und dass jeder an seinen Zielen festhalten sollte. Er ist das lebende Beispiel, dass eine Organspende nicht nur ein Weiterleben ermöglicht, sondern auch Lebensqualität und ein normales Leben mit Familie, Kindern, Beruf, Hobby und Sport. Viele Organtransplantierte waren jahrelang nicht sportlich aktiv. Oft aus falscher Angst, sich durch die körperliche Belastung zu gefährden. Hartwig Gauder hat sein Ziel verfolgt, seine Angst besiegt und neue Lebensqualität erlangt. Auf diesem Weg ist er stets seinem Credo gefolgt: "Fürchte Dich nicht langsam zu gehen, fürchte Dich nur stehen zu bleiben".
leichtathletik.de gatuliert Hartwig Gauder herzlichst zu seinem 50. Geburtstag!
Hartwig Gauder wurde als 19. Persönlichkeit vergangener Leichtathletik-Tage in die Hall Of Fame von leichtathletik.de aufgenommen! Vorher würdigten wir dadurch bereits die Leistungen von Liesel Westermann-Krieg, Thomas Schönlebe, Rudolf Harbig, Bodo Tümmler, Lina Radke, Lutz Drombowski, Willi Wülbeck, Rosemarie Ackermann, Sabine Braun, Heide Ecker-Rosendahl, Lisa Gelius, Armin Hary, Ronald Weigel, Bert Sumser, Oliver-Sven Buder, Ulrike Nasse-Meyfarth, Lilli Henoch und Ilke Wyludda.
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