Heide Ecker-Rosendahl - 40 Jahre Doppel-Gold
Heide Rosendahl, die seit ihrer Hochzeit mit John Ecker den Doppelnamen Ecker-Rosendahl trägt, war der deutsche Star bei Olympia 1972 in München. Am 31. August vor genau 40 Jahren gewann sie das erste Gold für ihr Team. Auf dem Weg zum zweiten Sieg erlebte die damals 25-Jährige nicht nur das Attentat auf die israelische Mannschaft, sondern auch eine Morddrohung gegen ihre Person.
Rot-weiße Ringelsocken, hübsches Gesicht hinter der runden Nickelbrille - so erlebten Deutschlands Sportfans 1972 in München ihren Olympiastar Heide Rosendahl.Für die Leverkusenerin brachten die Sommerspiele binnen elf Tagen ein extremes Wechselbad der Gefühle: Erst das Weitsprung-Gold zum Auftakt am 31. August, dann die bittere Niederlage im Fünfkampf, Schocks durch das Attentat auf Israels Mannschaft sowie die Morddrohung gegen ihre Person - und zuletzt den Staffel-Triumph über die DDR.
„The Games must go on“
Woran sie beim Stichwort München heute zuerst denkt? "An die tolle Atmosphäre, das sportbegeisterte Publikum, natürlich an meine Wettkämpfe - doch das Attentat gehört mittendrin auch dazu", sagt sie 40 Jahre danach.
Die schlimmen Tage erinnern sie an dies: "Unser Frauenhaus war ganz in der Nähe der israelischen Unterkunft. Dass da was passiert war, habe ich beim Essen mitgekriegt und dann im Fernsehen verfolgt." Es ging ihr in dieser Stunde wie allen anderen: "Man wusste damit gar nicht umzugehen und einzuschätzen, ob man selbst in Gefahr war."
Kampf auf der Laufbahn
Heide Rosendahl stand voll hinter den Worten des damaligen IOC-Präsidenten Avery Brundage (USA): "The games must go on." Im Gegensatz zu ihrem Leverkusener Sprint-Kollegen Manfred Ommer, der nach dem Attentat nicht mehr in der Staffel antrat, empfand sie: "Es war die einzig richtige Entscheidung, die Spiele nach der Trauerfeier fortzusetzen. Ich war für den Kampf auf der Laufbahn - gegen Mord und Totschlag."
Doch plötzlich war sie selbst Ziel der Bedrohung. "Am Tag nach der Trauerfeier gab es eine Morddrohung gegen mich. Ich verließ das Athletendorf, nur ein oder zwei Leute wussten, dass ich mit meinem späteren Mann John in einem Hotel wohnte. Aber ich habe mich nicht viel mit der Drohung belastet. Ich ging davon aus, dass das irgend ein Trittbrettfahrer war", meint sie zu dem später nicht aufgeklärten Fall.
Zuversichtlich ins Staffel-Finale
Auf Umwegen gelangte Heide Rosendahl zum Staffeltraining, denn schließlich wollte sie beim Finale der Spiele noch eine 4x100 Meter-Medaille gewinnen mit Startläuferin Christiane Krause (Darmstadt), der Fünfkampf-Olympiasiegerin von Mexiko 1968, Ingrid Mickler (Mainz), und Annegret Richter (Dortmund), die vier Jahre später in Montreal (Kanada) 100 Meter-Olympiasiegerin werden sollte.
40 Jahre nach dem als Sensation empfundenen Triumph über die DDR mit Doppel-Olympiasiegerin Renate Stecher macht Heide Rosendahl deutlich: "Ich hatte meinen Staffelmädchen nach dem Vorlauf angekündigt, dass ich Renate schlage, wenn ich als Schlussläuferin den Stab fast gleichauf mit ihr erhalte. Denn ich wusste: Renate Stecher macht zu, wenn ich voll gegenhalte. Eine solche Situation kannte sie nicht. Sie war es gewohnt, mit deutlichem Vorsprung zu übernehmen, hatte selten jemand, den sie überlaufen musste."
Sieg mit Weltrekord
Unter ohrenbetäubendem Jubel rannte Heide Rosendahl mit einem Meter Vorsprung als Siegerin durchs Ziel. Was ihr die Zuversicht gab, Stecher in Schach halten zu können? "Ich war zwar keine gute 100-Meter-Läuferin, aber in der Staffel war ich fliegend ziemlich schnell."
Die Messung der Zwischenzeiten bewies es: Nach mächtig Anlauf in der 20 Meter langen Wechselzone wurde Stecher im letzten 100-Meter-Abschnitt in 10,1 Sekunden gestoppt, Rosendahl in 10,0. Für die bundesdeutsche Staffel leuchteten als Weltrekord 42,81 Sekunden auf, 42,95 Sekunden für die geschlagene DDR.
Quelle: Sport-Informations-Dienst (sid)