Heike Bienstein liebt den Crosslauf
Wenn der Matsch bis weit über die Knöchel ragt, der Dreck bis zu den Haaren spritzt und ständige steile Anstiege den Puls bis zum Anschlag jagen, dann fühlt sich Heike Bienstein am wohlsten. „Ich liebe den Crosslauf. Er bietet so viel Abwechslung und vermittelt einem das Gefühl von Freiheit“, sagt die 22-Jährige aus Dortmund, die Mitte Dezember bei der Cross-EM in Brüssel (Belgien) ihren bislang größten Erfolg feierte.
Gerade dem Laufstall entwachsen, zog es Heike Bienstein auf den Sportplatz. Im zarten Alter von vier Jahren begann die gebürtige Sauerländerin aus dem kleinen Örtchen Oeventrop bei Arnsberg mit der Leichtathletik. Bis zwölf widmete sie sich dem Mehrkampf, dann entdeckte sie ihre Leidenschaft das Laufen und steckte fortan ihre ganze Energie in die neugewonnene Liebe. Heute, 19 Jahre nach ihren ersten Laufversuchen auf der Tartanbahn, ist Heike Bienstein eine der größten deutschen Nachwuchshoffnungen auf der Langstrecke.Bei der Cross-EM im Rennen der U23 lief Heike Bienstein auf den sechsten Rang und war damit beste Deutsche. Als Sahnehäubchen gab es dann noch zusammen mit Ingalena Heuck (LG Stadtwerke München), Julia Hiller (LAC Quelle Fürth/München) und Katharina Becker (LG Badenova Schwarzwald) die Bronzemedaille in der Teamwertung. „Einfach genial. Ich freue mich das ganze Jahr über auf den Cross und dann so eine Leistung“, zeigt sich Heike Bienstein auch zwei Wochen später noch überwältigt.
Gesundheitliche Probleme im Vorfeld
Dabei kam der Erfolg in Brüssel unerwartet. Probleme mit der Hüfte, eine Infektion im Finger und Eisenmangel machten ein regelmäßiges Training unmöglich. „Ich habe im November fast mehr Zeit bei Ärzten verbracht als auf dem Trainingsplatz“, erzählt Heike Bienstein.
Die sportliche Wende kam dann zwei Wochen vor der Cross-EM. Bei den Deutschen Hochschulmeisterschaften im Crosslauf in Pfungstadt verteidigte die 1,77 Meter große Läuferin ihren Titel aus dem Vorjahr und holte sich das nötige Selbstvertrauen für den internationalen Vergleich. „Ohne den Nährstoffexperten Doktor Wolfgang Feil und meinen Physiotherapeuten Hendrik Bungenberg de Jong wäre ich nie rechtzeitig fit geworden. Ich bin beiden sehr dankbar“, sagt sie zurückblickend. Zusätzlich genießt sie in Dortmund die Unterstützung des Olympiastützpunktes Westfalen und ihres Vereins der LG Olympia Dortmund.
Mit Alternativtraining zum Erfolg
Den Schlüssel zu ihrem Erfolg sieht Heike Bienstein im Alternativtraining. Neben 130 bis 150 Laufkilometern in der Woche, kommen je nach Jahreszeit noch Radtraining, Segeln, Reiten oder Skifahren hinzu. „Ich bewege mich gerne und mag es, draußen zu sein“, begründet die Deutsche Crosslaufmeisterin der Juniorinnenklasse.
Ein weiterer Grund für die positive Leistungsentwicklung in den vergangenen zwei Jahren liegt in ihrem neuen Umfeld. 2006 wechselte sie nach Dortmund zu Pierre Ayadi, der sie seitdem betreut. „Pierre ist ein toller Trainer, und in Dortmund habe ich immer eine Trainingsgruppe, mit der ich trainieren kann“, erklärt Heike Bienstein, die neben dem Laufen Sportmanagement an der Uni Bochum studiert und sich derzeit im fünften Semester befindet.
Bei den Aktiven etablieren
Vier Tage vor dem neuen Jahr, hat sich Bienstein natürlich auch schon Ziele für die kommende Saison gesteckt. „Da es mein erstes Jahr bei den Aktiven ist, will ich mich langsam etablieren und natürlich meine Bestzeiten möglichst auf allen Distanzen deutlich verbessern.“
Langfristig ist auch ein Marathon geplant. Ein erster Test über die halbe Distanz Anfang Oktober in Köln endete vielversprechend mit einer Zeit von 1:17:02 Stunden und zeigt das vorhandene Potenzial. Doch bis es auf die Straße geht, will es die 22-Jährige gemäß ihrem Naturell ruhig angehen lassen und sich voll und ganz auf die Bahn und den Crosslauf konzentrieren. „Für den Marathon habe ich noch mehr als genug Zeit. Das spielt vorerst keine Rolle.“
Damit der Wunsch nach Bestzeiten Realität wird, reist Heike Bienstein im März, unmittelbar nach den Deutschen-Crossmeisterschaften in Ingolstadt (14.März) für ein dreiwöchiges Trainingslager nach Marokko. Dort will sie zusammen mit ihrer Freundin Ingalena Heuck die Grundlagen für eine erfolgreiche Saison 2009 legen, an deren Ende wieder der Matsch und eine Cross-Europameisterschaft anstehen. „Darauf freue ich mich schon jetzt, auch wenn es bis dahin noch ein Weilchen dauert“, sagt Heike Bienstein.