Heike Drechsler - "Diplomatin im Trainingsanzug"
"Es war wunderbar", sagte Heike Drechsler jüngst in einem Interview mit Blick auf ihre Karriere, die sie erst jetzt mit 39 Jahren beendete. Über 20 Jahre prägte Heike Drechsler die internationale Frauenleichtathletik, seit sie 1983 als 18-jährige Heike Daute die jüngste Weitsprungweltmeisterin aller Zeiten wurde. 1999 wurde sie zur "Leichtathletin des Jahrhunderts" gekürt, ein Jahr später feierte sie ihren zweiten Olympiasieg. Ihre Leistungen über die Jahre haben die Leichtathletik.de-User gewürdigt und sie bei unserer letzten Umfrage in die Hall of Fame gewählt.
Heike Drechsler: Grande Dame des Weitsprungs (Foto: Chai)
Schon mit 16 sprang die langbeinige Thüringerin zum ersten Mal über sieben Meter. Bei insgesamt 159 Wettkämpfen landete sie auf oder jenseits der Sieben-Meter-Marke. Insgesamt überwand sie über 400 Mal in ihrer Karriere die magische Weitsprung-Marke. Ihre Bestleistung von 7,48 Metern aus dem Jahre 1988 und 1992 bedeutet noch heute der weltweit drittgrößte Satz einer Frau. Spitze war Heike Drechsler aber nicht nur in ihrer Spezialdisziplin: 1986 wurde sie auch Europameisterin und Weltrekordlerin über 200 Meter und unternahm sogar erfolgreiche Ausflüge in den Siebenkampf.Aufgewachsen in Gera, stieg Heike Drechsler mit ihrem ersten Weltmeistertitel in Helsinki zur Vorzeigeathletin der damaligen DDR auf und wurde 1984 sogar Abgeordnete in der Volkskammer. Später hat sie eingeräumt, vieles in ihrem Staat "unkritisch" gesehen zu haben. Doch auch ihre Dankbarkeit für die Förderung hat sie stets betont, die sie als Leistungssportlerin und "Diplomatin im Trainingsanzug" genoss.
Erstmals Gold bei Olympia 1992 in Barcelona
Nach der Wende 1989, in dem auch Heike Drechslers Sohn Toni geboren wurde, setzte sich ihre sportliche Karriere weiter fort. Im gesamtdeutschen Olympiateam 1992 in Barcelona sprang sie erstmals zum olympischen Gold. 1993 folgte, zehn Jahre nach dem ersten Triumph, der zweite WM-Sieg. Und zwischen 1986 und 1998 holte sie im Vierjahresrhythmus auch alle Europameistertitel im Weitsprung. 1995 orientierte sich Heike Drechsler neu: Sportlich und privat tat sie sich mit dem Franzosen Alain Blondel, Zehnkampfeuropameister 1994, zusammen und zog nach Karlsruhe.
Verletzungen wurden immer auskuriert
Mit ihrem Körper ist Heike Drechsler stets behutsam umgegangen, Verletzungen kurierte sie immer aus. Das zahlte sich bei den Olympischen Spielen 2000 in Sydney aus, dort gewann sie zum zweiten Mal Weitsprunggold und stieg mit fast 36 Jahren endgültig zur "Grande Dame" der Leichtathletik auf. Abschied vom Wettkampfsport nahm Heike Drechsler vor einigen Wochen auf Tahiti. Dort absolvierte sie ihre letzte Weitsprung-Konkurrenz. Doch der Leichtathletik möchte sie trotzdem erhalten bleiben, sie will sich im Nachwuchsbereich engagieren.
Heike Drechsler wurde als 20. Persönlichkeit vergangener Leichtathletik-Tage in die Hall Of Fame von leichtathletik.de aufgenommen! Vorher würdigten wir dadurch bereits die Leistungen von Hartwig Gauder, Liesel Westermann-Krieg, Thomas Schönlebe, Rudolf Harbig, Bodo Tümmler, Lina Radke, Lutz Drombowski, Willi Wülbeck, Rosemarie Ackermann, Sabine Braun, Heide Ecker-Rosendahl, Lisa Gelius, Armin Hary, Ronald Weigel, Bert Sumser, Oliver-Sven Buder, Ulrike Nasse-Meyfarth, Lilli Henoch und Ilke Wyludda.
Zur Hall Of Fame...