Heike Drechsler: "Ich bin auf einem guten Weg"
Gerade von einer elftägigen Besichtigungsreise von den Baustellen in Athen zurückgekehrt, hatte DLV-Ehrenpräsident Helmut Digel anlässlich einer Buchpräsentation ("Nachdenken über Olympia", Attempto-Verlag Tübingen) in Mähringen bei Stuttgart vier Olympiakandidaten zu einer Podiumsgespräch eingeladen. Es stand unter dem Motto "Vier Monate vor Athen".
Heike Drechsler plant ihren Saisonstart für Ende Mai. (Foto: Pick)
Neben Mountainbike-Weltmeisterin Sabine Spitz und Lado Fumic, Olympia-Fünfter von Sydney, saßen aus dem Lager der Leichtathleten Olympiasiegerin Heike Drechsler und der Speerwerfer Stefan Wenk auf dem Podium. "Ich bin auf einem guten Weg", machte Heike Drechsler vor ihrem Trainingslager in Lanzarote allen Fans Hoffnung auf eine erfolgreiche Olympiasaison.Besonders schönes Athletendorf zu erwarten
"Die Olympischen Spiele werden stattfinden", stellte Digel eingangs angesichts der zahlreichen Negativmeldungen in den Medien lakonisch fest und versprach, "dass das Athletendorf eines der schönsten sein wird, das es je bei Olympischen Spielen gegeben hat." Für Heike Drechsler wären es die vierten Spiele nach Seoul, Barcelona und Sydney.
"Ich möchte bis zu den deutschen Meisterschaften in Braunschweig die Norm von 6,70 Meter springen", so die 39-jährige Wahl-Karlsruherin. Drechsler hatte wegen der Olympiavorbereitung auf die Hallensaison verzichtet und hat nach eigenen Angaben bereits eine gute Basis aufgebaut. Anfang Mai geht sie wieder für zwei Wochen nach Lanzarote ("Meine zweite Heimat") um vor allem im Schnelligkeitsbereich zu arbeiten. "Wir werden vor allem Sprints machen", so Drechsler. Der Saisoneinstieg ist für Ende Mai geplant.
Mehrere Sieben-Meter-Kandidatinnen
Nachdem im Vorjahr weltweit nur zwei Weitspringerinnen (Maggi und Barber) die Sieben-Meter-Marke übersprangen (die Brasilianerin Maggi, wurde inzwischen positiv getestet) glaubt Heike Drechsler an vier bis fünf Sieben-Meter-Springerin im Olympischen Sommer. "Barber, Kluft, Kotova und Lebedeva kommen in Frage". Zudem glaubt Drechsler an einen Doppelstart von Marion Jones, relativierte deren Entwicklung allerdings: "Wenn man die Technik als Kind nicht gelernt hat, wird es schwierig", denkt die zweifache Olympiasiegerin an die vielen Trainingsstunden in der Weitsprunggrube zurück. Bezogen auf die jungen deutschen Springerinnen hofft Drechsler, "dass diese bis 2008 den Anschluss finden."
Mit perfektem Schuh nach Olympia?
Um ihr ehrgeiziges Saisonziel Athen zu erreichen, hat sie in Karlsruhe sogar den Schlüssel vom Hausmeister der Europahalle erhalten, muss aber dennoch hin und wieder nach Mannheim und Ludwigshafen ausweichen. Gegenüber früher müsse sie in Karlsruhe auf die Leistungsdiagnostik ("Sie wurde früher einmal monatlich durchgeführt") verzichten, da Karlsruhe eben nicht Olympiastützpunkt sei. "Ich bin jetzt 25 Jahre im Hochleistungssport und weiß, was zu machen sei", zeigt sich die erfolgreichste deutsche Leichtathletin dennoch gelassen.
Dafür hat sie im Materialbereich einen Impuls bekommen. "Ich bin gerade bei meinem Ausrüster in Japan gewesen, wo man mir einen perfekten Schuh angepasst hat", freut sich Drechsler über derlei Hilfe.
Wenk: Olympische Spiele wären ein Traum
Für den Tübinger Speerwerfer Stefan Wenk wäre die Teilnahme in Athen ein Traum. Mit seinen 81,49 Meter, mit denen er bei der Winterwurf-Challenge auf Malta Dritter wurde, ist der 23-Jährige ganze 39 Zentimeter davon entfernt. "Meine Zubringerwerte sind so, dass man mir seitens der Biomechaniker ein Leistungsvermögen von 84 Metern zutraut", berichtetet der Deutsche Juniorenmeister nach dem Trainingslager in Laatsch (Südtirol). Dennoch ist sich Wenk der großen Konkurrenz im DLV-Speerwurflager bewusst. "Es gibt sieben bis acht potentielle Olympiakandidaten", sieht Wenk die Herausforderung.
Ewald Walker