Heike Meissner bringt ihren Schülern eine Silbermedaille mit
In Sachsen sind die Sommerferien vorbei. Eigentlich müsste Heike Meissner in diesen Tagen vor ihrer Grundschulklasse stehen und Unterricht geben. Doch um bei der EM mitmachen zu können, wurde sie freigestellt. Wenn sie am Dienstag in ihre Schule nach Wilstruff zurückkehrt, bringt sie ihren Schülern eine Silbermedaille mit.
Jetzt hat sie ihre Medaille: Heike Meissner. (Foto: Kiefner)
Das erste deutsche Silber dieser Titelkämpfe wurde wenige Minuten vor Meissners Lauf an den Tübinger Dieter Baumann verliehen. Die in Dresden geborene und für den LAC Erdgas Chemnitz startende Athletin klatschte auf dem Startblock sitzend Applaus. Kurze Zeit später jubelten die Besucher im mit 48.500 Zuschauern ausverkaufen Münchener Olympiastadion ihr zu. Schon bei der Vorstellung der Teilnehmerinnen sah man ihr an, wie überwältigt die 32-Jährige war. Dann der Startschuss: Der Lärm war ohrenbetäubend, doch sie lag zurück. Als Dritte bog sie auf die Zielgerade ein, stürmte weiter voran und war nach 55,89 Sekunden im Ziel. Nur bezwungen von Ionela Tirlea (Rumänien/54,95 sec), die ihren ersten internationalen Titel gewann. Auf Rang drei lief Anna Olichwierczuk (Polen/56,18 sec). Kollegen forderten Edelmetall
Noch nie stand Meissner zuvor bei einer großen Meisterschaft auf dem Treppchen. 1994 bei der EM in Helsinki und 1995 bei der WM in Göteborg war sie als Vierte am nächsten dran. Ein Jahr später kehrte sie als Fünfte von den Olympischen Spielen in Atlanta heim und dieses Mal sollte es nun endlich klappen: "Meine Kollegen haben gesagt, komm ja nicht ohne Medaille heim", berichtete Meissner und jubelte über Gold: "Die Zeit ist zwar schlecht, aber das ist egal. Ich wollte unbedingt meine Chance nutzen und bin nun überglücklich."
Tirlea hatte noch kurz vor dem Finale im Startblock zum 200-Meter-Vorlauf gehockt, war beim Schuss aber nur aufgestanden, um das Rennen sofort abzubrechen und sich auf die 400-Meter-Hürden zu konzentrieren.
Das Jahr hat mit Rückschlägen begonnen
Die Silbermedaille ist für Heike Meissner die Krönung eines Seuchenjahres. Anfang Januar hatte sie sich einen Achillessehnenanriss zugezogen, der erst Wochen später bemerkt wurde. Aus dem Trainingslager brachte sie dann eine bakterielle Infektion mit und sicherte sich erst bei der DM in Wattenscheid als Deutsche Meisterin EM-Teilnahme.