Heimsiege bei der Berglauf World-Trophy
20.000 begeisterte Zuschauer feierten auf Wellingtons Hausberg Mt. Victoria die überragenden Vorstellungen von Jonathan Wyatt und Kate McIlroy bei der 21. World Mountain Running Trophy. "Das ist eine neue Qualität bei der World Trophy", lobte dann auch Danny Hughes, der Präsident des Berglauf-Weltverbandes WMRA, die organisatorische Leistung auf dem fünften Kontinent.
Jonathan Wyatt stand in Wellington auf dem Treppchen ganz oben (Foto: Swiss-Image)
Schließlich gab es noch kein Berglauf-Weltchampionat mit einem derartigen Zuschauerzuspruch, mit städtischem und maritimen Flair durch die mondänen Villen an der Strandpromenade Oriental Bay und mit dem steil aufragenden Mt. Victoria höchsten Berglaufansprüchen für einen Bergauf-Bergab-Parcours zugleich auf engstem Terrain. Nach vier World-Trophy-Titeln auf ausschließlich Bergaufstrecken hat sich der Neuseeländer Jonathan Wyatt in seiner Heimatstadt Wellington erstmals auch den Titel auf einer Bergauf-bergab-Strecke gesichert. Der 33 Jahre alte Berglaufstar düpierte, und das war die eigentliche Überraschung im über 13,2 Kilometer führenden Männerrennen, mit dem bislang lediglich auf den Bergaufstrecken gewohntem Vorsprung auch auf diesem Terrain die Konkurrenz.
Mehr als zwei Minuten trennten den "Kiwi"-Läufer aus dem Norden Wellingtons von der Konkurrenz. In Abwesenheit des verletzten Bergauf-Bergab-Weltbesten Marco de Gasperi holten dessen italienischen Landsleute Gabriele Abate, Davide Chicco und Marco Gaiardo die Plätze zwei bis vier und damit zum 21. Mal auch den Mannschaftstitel.
Helmut Schiessl Fünfter
Dahinter überraschte mit Helmut Schiessl (TSV Buchenberg) der derzeit mit Abstand erfolgreichste beste deutsche Läufer auf der ungewohnten Bergauf-bergab-Distanz. "Ich will unter die Top Five", legte der Allgäuer Long-Distance-Weltmeister die Karten sehr zur Überraschung aller bei der Präsentation der Weltklasseläufer offen auf den Tisch.
Im Kampf um Rang fünf hatte sich Helmut Schiessl letztlich erfolgreich gegen die Angriffe von Dale Warrander (Neuseeland), Ricardo Mejia (Mexiko) und Emanuele Manzi (Italien) durchsetzen können. "Es war ein hartes Stück Arbeit", gestand er, "bergab ist nicht unbedingt meine Stärke. Aber es hat gereicht!"
"Damit hat sich Helmut auch auf diesem Terrain in die absolute Weltspitze hinein gelaufen", freute sich DLV-Berglaufchef Wolfgang Münzel. "Mit Timo Zeiler auf Rang 29 haben wir leider nur einen weiteren Läufer unter die besten Dreißig bringen können. Das ist zu wenig für ein Spitzenresultat in der Teamwertung", zeigte sich Wolfgang Münzel jedoch etwas enttäuscht über den siebten Mannschaftsplatz der DLV-Männer.
Eine andere Neuseeländerin
Eigentlich war der Boden für einen weiteren Sieg für die bereits zweimal bei World-Trophy-Rennen erfolgreiche Melissa Moon bereitet. Doch die inzwischen 36-jährige Neuseeländerin geriet durch eine Verletzung in Trainingsrückstand, hatte jedoch mit ihrer jungen Landsfrau Kate McIlroy die Nachfolgerin parat, die wie zuvor Jonathan Wyatt vom Start weg zum überlegenen Sieg auf und davon stürmte.
Exakt zwei Minuten Abstand legte die 24 Jahre alte Cross-Spezialistin auf den 9,1 Kilometern am Mt. Victoria zwischen sich und der Schottin Tracey Brindley und Berglauf-bergab-Europameisterin Anna Pichrtova (Tschechische Republik).
Die deutschen Frauen kamen auf dem selektiven Kurs überhaupt nicht in die Gänge, hatten mit Rang 27 durch Stefanie Buss (ASC Rosellen-Neuss) ihr bestes Einzelresultat und wurden in der Mannschaftswertung lediglich Zehnte. "Das ist natürlich ein enttäuschendes Ergebnis", stellte Wolfgang Münzel fest, "aber wir befinden uns im Frauenbereich im Umbruch. Annette Bendig und Anja Carlsohn fehlt natürlich in einem Weltklassefeld noch die Erfahrung, um hier mithalten zu können."
Türken mit starkem Nachwuchs
Während die Neuseeländer bei den Aktiven die Gewinner schlechthin waren, trumpften bei den Junioren die türkischen Läufer in unerwarteter Stärke auf. Unter der Führung des früheren Marathonläufers Mehmet Terzi (der unter anderem auch den Frankfurt-Marathon in den 80er Jahren gewinnen konnte) hat der türkische Leichtathletik-Verband vor dem Hintergrund der World Trophy 2006 in Bursa erhebliche Anstrengungen unternommen, um im eigenen Land erfolgreich zu sein.
Mit Einzelsieger Vedat Gunen war auch die Teamwertung vor den erfolgverwöhnten Italienern möglich geworden. Bei den Juniorinnen gewann die erst in der Nacht vor dem Start angereiste russische Titelverteidigerin Jioula Mochalova überlegen vor der Slowenin Mateja Kosovelj und der Türkin Hulya Ongun.
Stark präsentierten sich die DLV-Junioren. Mit 67 Punkten belegten Manuel Stöckert, Quirin Schmölz und Dominik Wagner einen beachtlichen vierten Rang hinter der Türkei, Italien und Tschechien. Bester Einzelstarter war dabei der Ostheimer Manuel Stöckert als Zwölfter. "Die Junioren haben natürlich Spaß gemacht, mit etwas mehr Risiko wäre hier sogar eine Medaille realistisch gewesen", zog Wolfgang Münzel zu diesem Auftreten Bilanz.
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