Heiner Henze - Ein Naturtalent
Den Hanns-Braun-Preis, der „für besondere Verdienste in der Führung der deutschen Leichtathletik“ verliehen wird, erhielt in diesem Jahr Heiner Henze (Egelsbach). Damit würdigte der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) einen seiner herausragenden Mitarbeiter der letzten Jahrzehnte.
Schon während seines Studiums begann der gebürtige Breslauer, der in der Jugend Hürdenläufer war, sich für die sportlichen Interessen seiner Kommilitonen einzusetzen und war 1963/64 Mitglied im Vorstand des Hochschulsportverbandes ADH. Als Studienrat (Mathematik, Sport, Geschichte) blieb er dem Studenten-Sportverband verbunden.Als Mitglied der Sportkommission der FISU organisierte er zwischen 1981 und 1993 die Leichtathletik-Wettbewerbe im Rahmen der Universiaden. Weil schnell deutlich wurde, dass Heiner Henze ein Naturtalent im Bereich der Selbstverwaltung des Sports war, holte ihn das damalige Nationale Olympische Komitee (NOK) 1970 als stellvertretenden Generalsekretär in seine erste hauptamtliche Funktion.
Besonderes Engagement
Als 1973 der frühere DLV-Generalsekretär Karl Beuermann in den Ruhestand ging, wechselte Heiner Henze zu der Sportart, in der er groß geworden war, und wurde mit 32 Jahren Generalsekretär des DLV. Sechzehn Jahre lang leitete er die Geschäftsstelle, deren Verlegung von Kassel nach Darmstadt eine seiner ersten Aufgaben war.
Gemeinsam mit dem Präsidenten Prof. Dr. August Kirsch trieb er die Entwicklung des DLV vom traditionsverhafteten Amateur-Sportverband hin zu einem modernen Serviceleister des Sports voran. Erfolge im Spitzensport, der stark aufkommende Breitensport und die neuen Möglichkeiten der Vermarktung trugen dazu bei, dass die Notwendigkeit hauptamtlicher Tätigkeit zunahm.
NOK-Generalsekretär
Während der Siebziger und Achtziger Jahre stieg die Zahl der Angestellten der DLV-Zentrale von acht auf mehr als 30. Mit besonderem Engagement widmete sich Heiner Henze der Organisation von Leichtathletik-Großveranstaltungen in Deutschland, etwa dem Weltcup 1977 in Düsseldorf oder den Europameisterschaften 1986 in Stuttgart.
Mit dem Amtsantritt des Präsidenten Helmut Meyer verließ Heiner Henze 1989 den Posten des DLV-Generalsekretärs und ging zurück zum NOK. In der Funktion als „Ehrenamtlicher Generalsekretär“ des Europaverbandes EAA blieb er der Leichtathletik aber weiter eng verbunden. Das Nationale Olympische Komitee berief ihn 1994 zu seinem Generalsekretär.
Bei den Olympischen Spielen von 1964, und dann 1972 bis 2002 war Heiner Henze in führender Funktion in der Mannschaftsleitung des deutschen Olympiateams tätig.
Immer bereit für „Notfälle“
Als er sich 2003 in den beruflichen Ruhestand verabschiedete, bedeutete dies glücklicherweise noch nicht den Rückzug von ehrenamtlicher Mitarbeit im Sport. Weiterhin steht der 68-Jährige für „Notfälle“ bereit, so als ein kompetenter OK-Chef für das Deutsche Turnfest 2009 in Frankfurt gesucht wurde oder für die World Games 2005 im Ruhrgebiet.
In die DLV-Führung kehrte Heiner Henze nach seiner Pensionierung zurück, als er 2005 zum DLV-Schatzmeister gewählt wurde - übrigens mit der höchsten Stimmenzahl aller seinerzeit gewählten Präsidiumsmitglieder. Er war Gründungsgeschäftsführer des Berliner Organisationskomitees für die WM 2009.
Fleißiger, zäher Arbeiter
Das Mitteilungsblatt des NOK schrieb bereits 1991 zum 50. Geburtstag: „Heiner Henze gilt als fleißiger, zäher Arbeiter, der aufgrund seiner fundierten Sachkenntnis über hohe Kompetenz und sichere Urteilskraft verfügt. Vordergründigkeiten abhold schätzt er loyales Verhalten hoch ein und tritt auch schon mal in die zweite Reihe zurück, wo er eigentlich in der ersten hätte stehenbleiben können.“
Diese Einschätzung teilten auch achtzehn Jahre später die Verantwortlichen im DLV, als sie Heiner Henze die höchste Auszeichnung des Verbandes für seine Funktionsträger zusprachen.
Bei allem Einsatz für nationale und internationale Sportorganisationen hat Heiner Henze nie den direkten Kontakt zur Basis verloren. In seinem Heimatverein, der SG Egelsbach, ist er seit Jahrzehnten eifriger Mitarbeiter in der Leichtathletik-Abteilung und bei Schülersportfesten in Egelsbach auch an einer der Wettkampfanlagen als Kampfrichter anzutreffen.
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