Heinrich Popow wird Profi
Der unglaubliche Boom der Paralympics in London (Großbritannien) ermutigt Stars des Behindertensports zum Schritt in die Profikarriere. 100-Meter-Sieger Heinrich Popow kündigte bereits fünf Tage nach Ende der Spiele an, sein Hobby zum Beruf machen zu wollen.
Steffi Nerius, Speerwurf-Weltmeisterin von 2009, seit Jahren beim TSV Bayer 04 Leverkusen erfolgreiche Trainerin von Weitspringer Markus Rehm und weiteren Paralympics-Gewinnern, bestärkt den 29-Jährigen auf seinem Weg: "Oscar Pistorius hat Millionenverträge. Auch Wojtek Czyk ist längst Profi. Nachdem London in seiner ganzen Wirkung ein Hammer war, gibt es bestimmt auch für Heinrich Popow einen Markt."Der 29-Jährige gab am Freitag bekannt: "Ich möchte den Schwung der Spiele mitnehmen und den Sport für die nächsten Jahre zum Mittelpunkt meines Lebens machen." Bei den nächsten Paralympics 2016 in Rio de Janeiro (Brasilien) will er noch stärker im Fokus stehen als in London. Dort gewann Heinrich Popow, der bisher als IT-Systemadministrator in der Fußball-Abteilung des Bundesligisten Bayer Leverkusen arbeitete, neben dem 100-Meter-Gold jeweils Bronze im Weitsprung und mit der 4x100-Meter-Staffel.
"Wenn nicht jetzt, wann dann?"
"Gemeinsam mit meinem Trainer, dem Verein, Partnern und meinem Team von der Agentur (neuspree) will ich den für einen deutschen Behindertensportler immer noch außergewöhnlichen Weg gehen. Wenn nicht jetzt, wann dann?", sagt Heinrich Popow, der London "als gewaltigen Schritt für mich persönlich, für uns alle, für Menschen mit und ohne Behinderung" bezeichnet.
"Heinrich Popow ist einer der Ersten, der diesen Schritt wagt. Er bringt von den Paralympics viel Strahlkraft mit", sagt Maximilian Wilke. Der PR-Berater der Berliner Agentur neuspree meint weiter: "Heinrich wurde von sehr vielen Zuschauern und Fans wahrgenommen. BBC und die New York Times haben über ihn berichtet. Die Zahl seiner Kontakte auf Facebook und den Social Media ist deutlich nach oben gegangen."
Bereits Angebote
Laut Maximilian Wilke gibt es bereits mehrere lukrative Angebote, aber noch keinen unterschriebenen Vertrag: "Heinrich Popow hat das Potenzial, international auf Platz zwei hinter Oscar Pistorius vorzustoßen - auch wenn etliche britische Athleten als mögliche Werbepartner ganz sicher auch hoch im Kurs stehen."
Als Vorbilder für Heinrich Popow dienen auch zwei andere Deutsche: Ex-Fußballer Wojtek Czyz, der 2001 als Folge eines brutalen Fouls in einem Fußballspiel letztlich sein Bein verloren hatte und 2004 in Athen (Griechenland) Dreifach-Olympiasieger war (in London Weitsprung-Silber und 100-Meter-Bronze), und Michael Teuber. Nach einem schweren Autounfall 1987 siegte dieser als Rollstuhlsportler viermal bei Olympia und 18 Mal bei einer WM. Er listet auf seiner Website elf Sponsoren auf, Wojtek Czyz sogar 13.
Engagement für den Nachwuchs
Heinrich Popow, der sein linkes Bein im Alter von neun Jahren aufgrund eines Tumors im Wadenbereich verloren hatte, bahnt derzeit nicht nur Kontakte zu Sponsoren an. Er engagiert sich auch als Förderer junger Athleten und Botschafter des paralympischen Sports.
"Das macht mir unglaublich viel Spaß. Wenn ich für unseren Sport werben kann, will ich das immer und überall machen", sagt Heinrich Popow, den der erste Weg nach der Rückkehr aus London in seine alte Grundschule geführt hatte: "Die hat mich während meiner Erkrankung super unterstützt.“
Quelle: Sport-Informations-Dienst (sid)