Hendrik Gruber - "Ich bin nie nervös"
Hendrik Gruber heißt der neue Mann in der deutschen Stabhochsprung-Szene. Der 23-Jährige steigerte in diesem Winter seine Hallen-Bestleistung um 20 Zentimeter und ist mit 5,70 Metern einer von drei deutschen Stabhochspringern, die die Norm für die Hallen-WM in Doha (Katar; 12. bis 14. März) erfüllt haben. Im Interview mit leichtathletik.de spricht der Leverkusener über die Gründe für seine Leistungsexplosion, das Training in einer starken Gruppe und die Hallen-WM.
Hendrik Gruber, Sieg bei den Nordrhein-Meisterschaften in Leverkusen, Sieg beim Meeting im französischen Mondville, Platz zwei mit Hallen-WM-Norm in Düsseldorf und jetzt Rang fünf beim Sparkassen-Cup in Stuttgart. Warum sind Sie in dieser Saison so stark?Hendrik Gruber:
Wir haben das Training ein bisschen umgestellt und haben einige neue Elemente ins Techniktraining eingebaut. Wir machen sehr viel aus kurzen Anläufen, und das zahlt sich anscheinend aus.
In den letzten Jahren sind Sie immer auf kleineren Meeting gesprungen. In diesem Jahr sind sie Stammgast bei den ganz großen Meetings mit vielen Zuschauern. Wie fühlt sich das an?
Hendrik Gruber:
Das ist natürlich von der Stimmung her was ganz anderes. Vor allem in Stuttgart, wo die Zuschauer direkt an der Anlage und auch so zahlreich erschienen sind. Das ist etwas ganz anderes als bei kleineren Meetings und pusht nochmals ganz schön.
Sind Sie dann auch vor so großer Kulisse nervöser als sonst?
Hendrik Gruber:
Nein, eigentlich nicht, aber das ist bei mir sowieso ein bisschen komisch. Ich bin bei keinem Wettkampf nervös, was natürlich positiv wie negativ sein kann.
Ihre Bestleistung haben Sie in diesem Winter schon um 20 Zentimeter nach oben geschraubt, die Norm für die Hallen-WM in Doha ist abgehakt. Wie hoch geht es in dieser Saison noch für Sie?
Hendrik Gruber:
Wie hoch es tatsächlich noch geht, weiß ich nicht. Ich würde mich aber sehr freuen, wenn ich im Laufe der Hallensaison die 5,70 Meter noch mindestens einmal bestätigen könnte. Das wäre super. Draußen muss man dann sehen, wie es sich entwickelt. Da kann man erst nach den Trainingslagern eine Prognose abgeben. Ich hoffe aber, dass ich auch im Sommer die 5,70 Meter springen kann und vielleicht auch noch ein bisschen höher.
Im Januar waren Sie bereits mit der Leverkusener Stabhochsprung-Gruppe zu einem Trainingslager in Doha, jenem Ort, wo in knapp fünf Wochen die Hallen-WM stattfindet. Wie war Ihr Eindruck?
Hendrik Gruber:
Das ganze Trainingsgebäude dort ist einfach nur beeindruckend. Die haben da wirklich alles unter einem Dach untergebracht: Fußballfelder, Basketball, Volleyball, Badminton, Schwimm-Halle, Leichtathletik-Halle und noch vieles mehr. Das ist der Wahnsinn. Es ist eine riesige Anlage, nur leider ist alles ein wenig kompliziert. Egal, was man machen will, man muss alles immer erst anmelden.
Sie trainieren zusammen mit Danny Ecker und Tobias Scherbarth in einer Trainingsgruppe und sind als Jüngster in diesem Winter der Stärkste. Wie fühlt sich das an?
Hendrik Gruber:
Das ist natürlich erstmal ein super Gefühl. Man muss allerdings sagen, dass Tobias Scherbarth lange verletzt war und sich jetzt auf den Sommer vorbereitet. Bei Danny Ecker ist das leider dasselbe mit seiner Verletzung. Ich denke, wenn beide wieder gesund sind, werden sie mindestens genauso hoch wie ich springen können, so dass wir uns gegenseitig pushen.
Was können Sie von so erfahrenen Leuten wie beispielsweise Danny Ecker noch lernen?
Hendrik Gruber:
Das sind vor allem taktische Dinge, die den Wettkampf betreffen. Dass man zum Beispiel im Wettkampf etwas abgezockter ist und eine Höhe auslässt, um dann die Kraft für richtig große Höhen zu haben. Das habe ich beim Sparkassen-Cup in Stuttgart auch versucht, als ich die 5,70 Meter ausgelassen habe und erst wieder bei 5,75 Metern gesprungen bin. Leider hat es aber nicht geklappt, weil ich mit meinen Kräften nach drei Wettkämpfen in einer Woche einfach am Ende war. Da gibt es auf jeden Fall noch einige Dinge, die ich lernen kann, vor allem von Danny Ecker, der schon 6,00 Meter gesprungen ist und bei so vielen Wettkämpfen dabei war.
Wo liegen denn Ihre Stärken?
Hendrik Gruber:
Im Wettkampf liegt meine Stärke ganz klar in der Anlaufgestaltung. Diese habe ich im Wintertraining deutlich verbessern können, so dass ich jetzt konsequent beschleunigen kann, einen sehr konstanten Anlauf habe und so konsequent am Sprung arbeiten kann.
Wie sieht die restliche Planung für die Hallensaison aus?
Hendrik Gruber:
Ich werde am kommenden Samstag in Leipzig springen und dann wahrscheinlich erst wieder bei den Deutschen Hallen-Meisterschaften in Karlsruhe.
Die Hallen-WM spielt keine Rolle in Ihren Planungen?
Hendrik Gruber:
Das wäre natürlich ein Traum. Jetzt bin ich die Norm ja schon gesprungen. Auch wenn ich vor der Saison keinen Gedanken daran verschwendet habe und es kein Ziel war, werde ich jetzt natürlich alles daran setzen, mich doch vielleicht irgendwie zu qualifizieren.