Sophie Krauel – "Ja, Olympia ist möglich"
Sophie Krauel gewann in der zurückliegenden Saison sieben deutsche Meistertitel und siegte zudem bei der Junioren-EM im Weitsprung und über 100 Meter Hürden. Für ihre herausragenden Leistungen wurde die Athletin vom Track Team Burg Wächter am 12. Oktober mit dem "Marita-Koch-Preis" ausgezeichnet. In folgendem Interview lesen Sie, was sich die Thüringerin für das Olympiajahr vorgenommen hat.

Sophie Krauel ist eines der größten deutschen Leichtathletik-Talente. (Foto: Burgwächter)
Sophie, Ihre Freiluftsaison ist bereits Geschichte, das Training vor der Hallensaison hat gerade begonnen. Was haben Sie in der Zwischenzeit gemacht?Sophie Krauel:
"Direkt nach der Freiluftsaison habe ich zwei Wochen erst mal gar nichts gemacht, die Füße hochgelegt. Danach ging es dann schon langsam wieder mit einem reduzierten Training los. Dafür verbringe ich viel Zeit beim Physiotherapeuten, um mich pflegen zu lassen. Das schafft man während der Wettkampfsaison nicht so häufig. Im richtigen Wintertraining mache ich dann auch Dauerläufe und verbringe auch einige Stunden im Kraftraum."
Waren Sie denn richtig im Urlaub, um zu entspannen?
Sophie Krauel:
"Ja, ich war eine Woche in der Türkei. Es war richtig warm, die Sonne schien den ganzen Tag und ich habe es genossen, auch mal am Strand zu sitzen und nichts tun. Einfach mal abschalten."
Ein Blick nach vorne. Im nächsten Jahr sind wieder Olympische Spiele. Aber Sie gehören dann noch immer der Jugendklasse und könnten Junioren-Weltmeisterin werden. Welche Ziele verfolgen Sie für 2004?
Sophie Krauel (überlegt):
"Da ich ja in den Olympiakader gekommen bin, schaue ich schon mit einem Auge nach Athen. Und es ist natürlich mein Traum und mein Ziel bei Olympia zu starten. Falls ich die Qualifikation nicht schaffen sollte, will ich natürlich bei der Junioren-WM starten. Dann will ich wieder über 100 Meter Hürden und im Weitsprung Medaillenplätze erreichen."
Im DLV-Olympiakader sind Sie mit Abstand das jüngste Mitglied. Im Weitsprung stehen Sie an der Seite der doppelt so alten Heike Drechsler. Was können Sie von einer zweimaligen Olympiasiegerin lernen?
Sophie Krauel:
"Sie hat so viel Erfahrung, sie weiß zum Beispiel genau, wie man mit der Presse umgehen muss. Heike Drechsler hat immer die richtigen Antworten auf die gestellten Fragen. Und im Wettkampf ist sie wesentlich ruhiger als ich es bin. Wenn es bei mir nicht so klappt, werde ich schnell nervös. Sie lässt sich nicht so einfach entmutigen. Und Heike kann sich total auf die eigenen Sprünge konzentrieren. Da darf ich mich nicht so ablenken lassen. Ja, ihre große Erfahrung und ihre Ruhe, davon kann ich wohl am meisten lernen."
Ist Heike Drechsler denn Ihr sportliches Vorbild?
Sophie Krauel:
"Ja. Sie ist eine tolle Persönlichkeit. Ich durfte sie schon einige Male treffen. Sie ist sehr sympathisch und trotz ihrer großartigen Erfolge ist sie immer auf dem Boden geblieben."
Neben dem Weitsprung sind Sie auch im Hürdensprint erfolgreich, waren Junioren-Europameisterin. Wie werden Sie sich im nächsten Jahr spezialisieren?
Sophie Krauel:
"Ich werde mich mehr auf dem Weitsprung konzentrieren. Da habe ich einfach die größeren Chancen. Trotzdem werde ich nicht auf den Hürdenlauf verzichten. Bei den deutschen Jugendmeisterschaften werde ich auch über die Hürden starten und werde natürlich versuchen, meine Bestzeit zu steigern."
Neben großartigen sportlichen Leistungen sind Sie auch eine famose Schülerin. Nächstes Jahr machen Sie Abitur. Wie bekommen Sie das alles unter einen Hut?
Sophie Krauel:
"Das ist oft ziemlich anstrengend. Da muss ich auch im Alltag an meine Grenzen gehen. Da geht es nach dem Training gleich mit dem Lernen weiter. Aber wenn man Erfolg hat, dann entschädigt es. Doch man muss sehr Willensstark sein, um alles zu schaffen. Zudem bin zugegebenermaßen auch sehr fleißig."
Was wollen Sie denn nach dem Abitur machen?
Sophie Krauel:
"Eigentlich will ich dann mit einem Studium beginnen. Über die Richtung kann ich aber noch nicht viel sagen. Doch Jura würde mich schon interessieren."
Noch einmal zu Athen. Wie weit müssen Sie springen, um bei Olympia dabei zu sein?
Sophie Krauel:
"Ich glaube 6,75 Meter. Aber soweit ich weiß, stehen die Normen noch nicht ganz fest. Es könnte sein, dass die Anforderung noch nach unten korrigiert wird."
Schaffen Sie denn die 6,75 Meter im nächsten Jahr?
Sophie Krauel:
"Ich hoffe." (lacht) "Irgendwie werde ich es schon schaffen und dann ist Olympia möglich."